Ein Formel-1-Neuling schlägt Alarm: Williams-Zugang George Russell habe sich beim Saisonauftakt in Melbourne "fast in die Hosen gemacht." Er habe die Start-Ampel nicht gesehen und sei praktisch blind losgefahren. Grund dafür sollen zu hohe Heckflügel sein.

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Wer in der Formel 1 mitfährt, begibt sich in Lebensgefahr. Jeder Pilot, der an den Start geht, ist sich des Risikos, das Renngeschwindigkeiten jenseits der 300 km/h mit sich bringen, bewusst.

Russell schildert einen Start voller Angst

Auch George Russell. Der 21-Jährige Engländer sitzt seit Saisonbeginn in einem Williams. Im australischen Melbourne musste Russell wegen der zweitschlechtesten Qualifying-Zeit aus der letzten Reihe starten - und durchlitt Sekunden der Angst.

"Als ich in die Startaufstellung kam, habe ich plötzlich bemerkt, dass ich aber auch gar nichts sehe", zitiert ihn die "Bild"-Zeitung. Grund dafür sollen die Abmaße der neuen Heckflügel sein. Er wurde im Vergleich mit der Vorsaison um zehn Zentimeter breiter und um zwei Zentimeter höher.

Russells Schilderung gemäß habe er von Startposition 19 aus keine Sicht auf die Start-Ampel gehabt, um deren Umschalten von Rot auf Grün wahrzunehmen.

In seiner Not habe er sich "umgeschaut. Ich habe irgendwo in den Fenstern gesehen, dass sich die Lichter da spiegeln. Mein Start war furchtbar, weil ich meinen Kopf schräg halten musste und meine Hand in der falschen Position war."

Auch Russells Kollegen Pierre Gasly und Robert Kubica - Kubica ist wie Russell im Williams unterwegs - hatten sich nach dem Rennen in Melbourne über fehlende Sicht beschwert.

Gasly und Kubica fuhren im Blindflug los

"Ich konnte die Ampel nicht sehen", erklärt Gasly in einem Bericht von "Motorsport-Total.com". Der Red-Bull-Franzose fuhr von Platz 17 aus los. "Ich konnte nur darauf reagieren, wann die Autos um mich herum losfahren, und das hat mich ein paar Positionen gekostet."

Rückkehrer Kubica, der zuletzt 2010 in der Formel gefahren war, sprach von "Panik, weil ich die Ampel nicht sehen konnte." Der Pole stand als Schwächster des Qualifyings direkt neben Russell in der letzten Startreihe.

"Der Heckflügel des McLaren (von Carlos Sainz) verdeckte die Ampel", sagte Kubica. "Ich konnte nur den ersten Block sehen, den Rest aber nicht mehr."

Rennsport-Legende Stuck staunt

Für den früheren Formel-1-Piloten Hans-Joachim Stuck klingen diese Schilderungen eher abenteuerlich. "Ich kann mir das nicht vorstellen. Die Ampel hängt wesentlich höher als die Autos sind. Ich kann mir höchstens vorstellen, dass der Halo im Weg ist", sagte der 68-Jährige im Gespräch mit unserer Redaktion.

Beim Halo handelt es sich um einen Bügel, der als Cockpitschutz zur Saison 2018 in der Formel 1 eingeführt wurde, um den Fahrer vor herumfliegenden Teilen zu schützen.

Die Einführung des Halo sorgte für eine Vereinheitlichung bezüglich der Höhe, in der die Startampeln auf den Rennstrecken der Formel 1 montiert sind.

Stuck, der zwischen 1974 und 1979 in der Formel 1 fuhr, mag den geschilderten Aussagen kaum glauben: "Ich habe lange in keinem Formel-1-Auto mehr gesessen. Aber dass der Heckflügel des Konkurrenten die Sicht nehmen soll ... Das höre ich zum ersten Mal. Und es wundert mich total."

Die zweite Ampel könnte zurückkehren

Für das zweite Saisonrennen in Bahrain, meldeten erst "Motorsport-Total.com" und dann auch die "Bild", würde seitens des internationalen Automobil-Weltverbandes FIA bereits über schnelle Abhilfe nachgedacht.

Die FIA nimmt die Bedenken der Fahrer, denen in der Konsequenz ein Wettbewerbsnachteil entstand, ernst. Ein FIA-Sprecher gab auf Anfrage von "Motorsport-Total.com" zu, die schlechte oder komplett versperrte Sicht sei "eine unbeabsichtigte Konsequenz der in diesem Jahr größeren Heckflügel."

Eine Möglichkeit sei nun, seitlich oder in der Mitte des Starterfeldes eine zweite Ampel zu installieren.

Die Ampel in der Mitte gab es als Hilfe für die weiter hinten platzierten Fahrer bereits zwischen 2009 und 2016. Dann aber wurden die Heckflügel wieder flacher und die mittig aufgestellten Ampeln demontiert.

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