• Gabriel Clemens schreibt bei der Darts-WM Geschichte und besiegt den Weltmeister des Vorjahres, Peter Wright.
  • Der "German Giant" war lange Zeit noch als Industriemechaniker tätig.
  • Im Achtelfinale wartet nun der Pole Krzysztof Ratajski.

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Als Gabriel Clemens die Besonderheit des Moments bewusst wurde, hielt er sich die Fäuste vors Gesicht und war emotional sichtlich angefasst.

Am Sonntagabend sorgte Clemens im Londoner Alexandra Palace mit seinem Einzug ins Achtelfinale für den bislang größten deutschen Erfolg bei einer Darts-WM. Dafür schaltete der "German Giant", so Clemens' Spitzname, den Weltmeister des Vorjahres, Peter Wright, in beeindruckender Manier aus.

"Im Moment bin ich ziemlich leer. Mir fehlen die Worte, ich bin einfach nur total glücklich", erklärte Clemens nach der Partie bei Sport1 seinen Gefühlszustand. Als erster Deutscher hat der 37-Jährige ein dickes Ausrufezeichen auf der größten Bühne des Darts-Sports gesetzt.

Dabei bot Clemens einem furiosen Wright auf höchstem Niveau die Stirn und setzte sich knapp mit 4:3 durch. "Ich habe gesagt, dass ich es genießen und ihm einen harten Kampf liefern will. Das ist mir gelungen", schilderte Clemens seine Herangehensweise an das Duell mit der Nummer zwei der Welt.

Darts-WM 2021: Clemens behält die Nerven gegen Wright

Im zweiten und dritten Satz holte er sich zwischenzeitlich sechs Legs in Folge und drehte einen 0:1-Rückstand in eine 2:1-Führung. Dabei spielten beide Darts auf höchstem Niveau und erzielten regelmäßig mit ihren drei Pfeilen Werte jenseits der 100 Punkte.

Clemens' Vorteil war aber, dass er über den gesamten Verlauf der Partie die bessere Trefferquote auf die Doppelfelder hatte, die für den Gewinn eines Durchgangs (Leg; Anm. d. Red.) nötig sind. Von verpassten Chancen ließ sich der 37-Jährige nicht aus der Fassung bringen, sondern blieb weiterhin bei sich, um am Ende im entscheidenden Durchgang des siebten Satzes den bis dato größten Erfolg seiner Karriere einzuheimsen.

Seit 2001 ist Clemens, geboren im Jahr 1983 in Saarlouis, dem Darts-Sport verfallen. Damals spielte er allerdings vorwiegend mit Freunden, wobei schon dort sein Talent zu erkennen war. "Man merkt ja selbst, dass man vielleicht nicht ganz so schlecht ist und hat sich somit auch an die Turniere gewagt, um sich mit anderen zu messen", beschrieb er seine Anfänge einst rückblickend.

Doch der Durchbruch als Einzelspieler blieb ihm lange verwehrt, sodass seine größten Erfolge zunächst auf Vereinsebene passierten. Mit dem DV Kaiserslautern holte Clemens 2017 die Deutsche Meisterschaft.

Clemens lange Zeit unbekannt

Zu dieser Zeit war sein jetziger Kontrahent Wright bereits ein Superstar auf der Darts-Tour. Und auch bei Clemens stellten sich ab diesem Zeitraum auf einmal die Erfolge ein. So konnte er sich 2018 die Tour Card für die PDC erspielen und hatte damit die Teilnahmeberechtigung für die höchstdotierten und bestbesetzten Darts-Turniere der Welt in der Tasche.

In Deutschland war Clemens aber der breiten Masse noch immer unbekannt. Spieler wie Max Hopp und Martin Schindler standen im Rampenlicht. Der "German Giant" arbeitete hingegen noch als Industriemechaniker und konnte sich daher dem Dartssport nicht voll und ganz verschreiben.

Und doch gelang ihm 2019 der Durchbruch, als er bei einem Turnier in Deutschland erst im Finale gegen Peter Wright verlor. Auf dem Weg dorthin hatte er aber einige prominente Namen ausgeschaltet und es somit ins Bewusstsein der anderen Spieler geschafft. Auch bei den deutschen Darts-Fans wurde Clemens dadurch auf einen Schlag bekannt.

Clemens fokussiert sich voll auf Darts

Bei der Weltmeisterschaft 2019 betrat Clemens erstmals die Bühne im Alexandra Palace und erreichte gleich die zweite Runde. Im Jahr darauf scheiterte er bereits in Runde eins. Im Anschluss setzte Clemens aber voll auf die Karte Darts und ließ seine Tätigkeit als Industriemechaniker ruhen.

Mit Erfolg: Seine erzielten Punkte mit drei Pfeilen steigerten sich und er erreichte im Laufe des Jahres 2020 zahlreiche persönliche Bestmarken bei den wichtigsten Turnieren im Darts-Kalender. Der Lohn folgte durch die Tatsache, dass der 37-Jährige erstmals als "gesetzter Spieler" unter den besten 32 Spielern der Welt in die WM ging.

Dort bescherte die Auslosung bereits bei Clemens' Auftaktmatch einen historischen Moment, als sich der "German Giant" mit seinem Landsmann Nico Kurz maß. Noch nie zuvor hatte es bei der Darts-WM ein deutsches Duell gegeben. Clemens behielt gegen seinen guten Freund die Oberhand und traf anschließend auf Wright, auch diese Partie hat ihren Platz in den Darts-Geschichtsbüchern.

Debütanten-Duell: Clemens trifft auf Ratajski im Achtelfinale

Aber die Geschichte des "German Giant" geht noch weiter. Im Achtelfinale wartet mit dem Polen Krzysztof Ratajski ein unbequemer Kontrahent auf Clemens. Für Ratajski ist es ebenfalls die erste Achtelfinal-Teilnahme bei der Darts-WM, sodass es durchaus ein Duell auf Augenhöhe geben könnte.

Mit Prognosen für den weiteren Turnierverlauf hielt sich Clemens jedoch unmittelbar nach seinem Coup über Wright zurück. "Da mache ich mir morgen Gedanken darüber. Jetzt bin ich dann erstmal froh, wenn ich im Bett liege."

Bis zum Sonntagabend hätte sich der "German Giant" wohl nur in seinen Träumen einen solchen Erfolg ausmalen können. Doch die Realität kam ihm zuvor.

Verwendete Quellen:

  • Sport1: TV-Übertragung der Darts-WM vom 27.12.2020
  • Sport1.de: Clemens-Wahnsinn im Ally Pally
  • Sport1.de: Gabriel Clemens – Der Darts-Gigant
  • Dartn.de: Darts-Profis – Gabriel Clemens – "German Giant"
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