Das Schreckgespenst einer Bankenkrise ist noch nicht ganz gebannt. Viele Kontobesitzer und -besitzerinnen fragen sich, ob ihr Geld noch sicher ist. Die Antwort ist: Ja - wenn sie drei Grundregeln beachten.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Ulrike Sosalla dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

In den vergangenen Wochen habe ich Nachrichten von entfernten Verwandten bekommen, mit denen ich sonst nicht viel zu tun habe. Nein, ich hatte weder einen runden Geburtstag noch habe ich geheiratet. Viel simpler: Es gab Berichte über eine drohende Bankenkrise.

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Wahrscheinlich könnte ich aus den Fragen, die mich an solchen Tagen per WhatsApp erreichen, sogar einen einfachen Banken-Vertrauens-Indikator basteln:

  • Cousin ersten Grades fragt nach sicheren Geldanlagen: Normalzustand.
  • Cousine zweiten Grades: beginnender Vertrauensverlust ins Bankensystem.
  • Cousine dritten Grades: Die Hütte brennt.

Einlagensicherung sichert die meisten Sparer ab

Aber im Ernst: Natürlich habe ich alle Fragen ausführlich beantwortet, sie sind ja berechtigt. Gerade in unsicheren Zeiten sollte man sich genau überlegen, wem man sein Geld anvertraut. Und die Antworten machen sogar Spaß, denn ich habe eine gute Nachricht: Das deutsche Bankensystem steht besser da als bei der Finanzkrise 2008. Dazu kommt: Die deutsche Einlagensicherung sichert die allermeisten Sparerinnen und Sparer zuverlässig ab. Wie genau und mit welchen Summen, können Sie hier nachlesen.

Warum also überhaupt groß darüber reden? Aus einem einfachen Grund: Wer heute Geld auf einem Tagesgeld- oder Festgeldkonto anlegt, tut das nicht unbedingt in Deutschland. Auf den großen Zinsvergleichsseiten tummeln sich Angebote aus ganz Europa.

Nicht bei allen diesen Ländern ist sicher, dass sie im Fall einer Bankenkrise in der Lage wären, die nötige finanzielle Unterstützung zu stemmen, um Anlegerinnen und Anleger zu entschädigen. "Finanztest" empfiehlt daher nur Banken aus Ländern, denen Ratingagenturen eine hohe Zahlungskraft bescheinigen. Welche das sind und wie gut Ihre eigene Bank dasteht, können Sie hier sehen.

Die unterschiedlichen Zinsen zeigen das ewige Dilemma der Geldanlage: Je unsicherer eine Anlage, desto mehr Rendite wirft sie für gewöhnlich ab – denn Anleger lassen sich das höhere Risiko teuer bezahlen.

Im Umkehrschluss heißt das: Wer absolut sicher sein will, muss sich mit niedrigen Zinsen zufriedengeben. Ein gutes Beispiel dafür sind die deutschen Sparkassen: Ihre Tagesgeld- und Festgeldzinsen sind überwiegend sehr niedrig – doch Spargelder sind bei ihnen in unbegrenzter Höhe abgesichert, weil alle Sparkassen Deutschlands einspringen, wenn ein Institut in Schieflage gerät.

Mittelweg zwischen Risiko und Rendite

Mickrige Zinsen können aber natürlich nicht das Ziel sein, sondern: ein vernünftiger Mittelweg zwischen Risiko und Rendite. Dafür gibt es zum Glück drei Grundregeln:

  • Regel 1: Banken wählen, deren Einlagensicherung in einem wirtschaftsstarken Land liegt. Bei "Finanztest" gehen wir davon aus, dass Länder, die von den Ratingagenturen die Bestnoten AAA oder AA erhalten, genug Wirtschaftskraft haben, um die gesetzliche Einlagensicherung von 100.000 Euro auch bei einer größeren Bankenpleite erfüllen zu können. Dazu zählen in Europa etwa Deutschland, Frankreich, Schweden, die Niederlande und Österreich – insgesamt 12 Länder.
  • Regel 2: Höchstgrenzen für die Einlagensicherung beachten. Die gesetzliche Einlagensicherung in Deutschland garantiert Geldeinlagen bis 100.000 Euro, falls die Bank, bei der das Konto geführt wird, in Schwierigkeiten gerät. Wer mehr Geld auf Konten liegen hat (und nicht in Wertpapieren, Gold oder anderen Anlagen), sollte wissen, dass es darüber hinaus mehrere zusätzliche Sicherungssysteme einzelner Bankengruppen gibt. Die meisten Privatbanken – dazu gehören etwa Deutsche Bank/Postbank und Commerzbank – sind freiwillig Mitglieder im Einlagensicherungsfonds, der Beträge bis höchstens 5 Millionen Euro ersetzt. Die Sparkassen springen wie gesagt in unbegrenzter Höhe ein, die Volksbanken auch.
  • Regel 3: Sehr hohe Geldbeträge auf mehrere Banken verteilen. Die meisten Menschen haben dieses Problem gar nicht erst, aber falls doch: Es kann sinnvoll sein, sehr hohe Beträge auf mehrere Banken zu verteilen. Ein weiterer Sicherheitsbaustein kann in diesem Fall sein, Banken zu wählen, die von unterschiedlichen Sicherungssystemen abgedeckt werden.

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Mit diesen drei Regeln können Sie der Zukunft gelassen entgegensehen, selbst wenn wieder schlechte Nachrichten aus dem Bankensektor eintrudeln. In meiner Familien-WhatsApp-Gruppe habe ich sie schon gepostet. Auch wenn ich dann weniger Anrufe bekomme und vielleicht nicht den neuesten Tratsch aus der weit verzweigten Familie erfahre.

Über die Expertin: Ulrike Sosalla ist stellvertretende Chefredakteurin von "Finanztest" und damit ausgewiesene Fachfrau für Finanzfragen. Das Verbrauchermagazin "Finanztest" gehört zur Stiftung Warentest, die seit 30 Jahren Finanzdienstleistungen testet. Test.de und "Finanztest" sind komplett anzeigenfrei und gewährleisten damit absolute Unabhängigkeit gegenüber Banken, Versicherungen und der Industrie. Die Newsletter der Stiftung Warentest können Sie hier abonnieren.
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