Kommende Woche veröffentlicht Whistleblower Edward Snowden seine Autobiografie "Permanent Record: Meine Geschichte" und gab in diesem Zuge diverse Interviews. Dabei erklärte er unter anderem, wie er die Daten der NSA aus dem Gebäude geschmuggelt hat. Snowden warnt aber auch vor Konzernen wie Facebook und Google und wirbt um Asyl in Deutschland.

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Der amerikanische Whistleblower Edward Snowden hat die beim US-Geheimdienst NSA kopierten Daten unter den Aufklebern von Zauberwürfeln, in Socken oder in seiner Backe aus dem Gebäude geschmuggelt.

Das berichtete die "Süddeutsche Zeitung" am Samstag nach einem Interview mit Snowden über einen verschlüsselten Video-Chat. Der 36-Jährige veröffentlicht in wenigen Tagen seine Memoiren.

Er habe die Daten seinerzeit auf sehr kleinen Micro- und Mini-SD-Karten gespeichert. "Die passen überall hin", meinte er. "Zunächst einmal habe ich allen Kollegen Zauberwürfel geschenkt. Die waren also überall, die Wachen waren den Anblick gewöhnt und ich war schnell als 'der Zauberwürfel-Typ' bekannt", sagte Snowden. Die Karten hätten unter Aufkleber von Zauberwürfeln gepasst, ebenso in eine Socke oder seine Backe.

Snowden hatte 2013 die ausufernde Überwachung durch den US-Geheimdienst NSA öffentlich gemacht. Die US-Behörden wollen ihm den Prozess machen, da die Regierung ihm Landesverrat vorwirft. Deshalb lebt er in Russland im Exil, nach einer Verlängerung aktuell bis 2020.

Edward Snowden wirbt um Asyl in Deutschland

Er würde allerdings immer noch gern politisches Asyl in Deutschland bekommen. "Ich glaube, dass jeder, der einigermaßen objektiv auf die Geschichte blickt, erkennen wird, dass, wenn Deutschland mich aufnehmen würde, es inzwischen nicht mehr als ein feindlicher Akt gegen die USA aufgefasst würde", sagte Snowden der Tageszeitung "Die Welt".

Denn Asyl für ihn in der Europäischen Union "würde bedeuten, dass Europa für die Vereinigten Staaten eintritt, auch in Augenblicken, wenn diese gerade nicht für sich selbst und ihre Werte einstehen können", argumentierte Snowden.

Er halte es für "immer wahrscheinlicher, dass ich eines Tages zurückkehren kann", sagte Snowden zugleich dem "Spiegel". Der Vorwurf von 2013, er habe die nationale Sicherheit gefährdet, sei "in sich zusammengefallen".

Snowden fordert ein Ende der "massenhaften Datensammlung"

Außerdem warnte er vor einem neuen Aufstieg des Autoritarismus. "Verbunden mit immer neuen Überwachungsmethoden ist das eine gefährliche Entwicklung", sagte Snowden der "Süddeutschen Zeitung" (Wochenendausgabe). "Wir sehen ja derzeit in Hongkong, wie leicht ein Überwachungsapparat genutzt werden kann, um demokratische Proteste zu ersticken", sagte er.

Im Nachrichtenmagazin "Spiegel" warnte der 36-Jährige davor, den Aufstieg von Politikern wie US-Präsident Donald Trump und Großbritanniens Regierungschef Boris Johnson oder die Wahlerfolge der AfD nur als vorübergehende Abweichung von der politischen Norm zu betrachten. "Überall haben Politiker und Unternehmer verstanden, dass sie Technologien nutzen können, um die Welt auf einem neuen Level beeinflussen zu können", sagte er.

Snowden hält auch die technischen Entwicklungen im Netz für eine Gefahr für jeden Einzelnen. "In einer Welt der totalen Überwachung, in der jeder Gesetzesverstoß ausnahmslos geahndet wird, wären alle Menschen Kriminelle", sagte er der "Süddeutschen Zeitung".

Er forderte ein Ende der "massenhaften Datensammlung". Das gelte nicht nur für Geheimdienste, sondern auch für Konzerne wie Facebook und Google. In einem ersten Schritt gelte es, etwa für jeden Smartphone-Nutzer "sichtbar zu machen, wie sehr wir auf Schritt und Tritt verfolgt werden", sagte Snowden dem "Spiegel". "Und wenn niemand sonst eine Alternative entwickelt, dann werde ich das verdammt noch mal selbst tun."

Snowden gab diverse Interviews zur Veröffentlichung seiner Autobiografie "Permanent Record: Meine Geschichte" kommende Woche. (ff/dpa/afp)

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