• Der künftige US-Präsident Joe Biden hat in einem Interview mit CNN indirekt an Trump appelliert, dass dessen Teilnahme an Bidens Amtseinführung wichtig wäre.
  • Biden zeigte sich besorgt über das Bild, das die USA in der Welt abgäbe.
  • Zudem erklärte der gewählte US-Präsident, er wolle Anthony Fauci zu seinem obersten medizinischen Berater machen

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Die Anwesenheit von Donald Trump bei der Amtseinführung des künftigen US-Präsidenten im Januar ist nach Ansicht des Wahlsiegers Joe Biden wichtig für das Ansehen der USA. Trumps Teilnahme wäre nur in einer Hinsicht wichtig, sagte Biden am Donnerstag (Ortszeit) in einem Interview des Senders CNN: "Dass wir am Ende dieses Chaos', das er verursacht hat, in der Lage sind zu zeigen, dass es eine friedliche Machtübergabe gibt, mit konkurrierenden Parteien, die da stehen, Hände schütteln und weitermachen."

Er sei besorgt über das Bild, das die USA in der Welt abgäben. "Schauen Sie, wie wir gesehen werden, sie fragen sich: "Mein Gott, solche Dinge passieren in Blender-Diktaturen. Das sind nicht die Vereinigten Staaten"." Es sei Trumps Entscheidung, ob er komme oder nicht, aber sein Handeln werde Konsequenzen für das Land haben.

Trump erkennt den Demokraten Biden noch immer nicht als Sieger der Präsidentenwahl vom 3. November an und stellt sich als Opfer massiven Wahlbetrugs dar, für den keine Beweise vorliegen. Er hat zur Anfechtung der Ergebnisse zahlreiche Klagen anstrengen lassen, bislang aber keine nennenswerten juristischen Erfolge erzielt.

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Erneut hat der amtierende US-Präsident Trump deutlich gemacht, dass er sich nicht mit seiner Niederlage gegen den Demokraten Biden abfinden will. Er erneuert seine Wahlbetrugsvorwürfe - dieses Mal in einer ausführlichen Ansprache.

Biden: Mehrere Republikaner haben gratuliert

Auch führende Mitglieder von Trumps Republikanern haben Biden öffentlich noch nicht als Wahlsieger anerkannt. Biden sagte nun, "mehr als einige derzeitige republikanische Senatoren" hätten ihn privat angerufen und ihm gratuliert. "Ich verstehe, in was für einer Situation sie sich befinden, bis die Wahl in den Köpfen eindeutig mit den Stimmen des Wahlkollegiums entschieden ist", sagte Biden.

Der US-Präsident wird indirekt vom Volk gewählt. Die Stimmen der Wähler in den Bundesstaaten entscheiden über die Zusammensetzung des Wahlkollegiums, das den Präsidenten am 14. Dezember wählt. Für einen Sieg ist die Mehrheit der 538 Wahlleute nötig - Biden kann auf 306 Wahlleute zählen. Die Amtseinführung ist für den 20. Januar geplant.

Trump hat während seiner Amtszeit viele Gepflogenheiten missachtet und zahlreiche Tabus gebrochen, weswegen spekuliert wird, ob er - anders als traditionell in den USA üblich - der Amtseinführung Bidens beiwohnen wird. Eine entsprechende Frage ließ Trump vergangene Woche unbeantwortet.

Nach Amtseinführung: Biden will Fauci befördern

Im Interview mit CNN erklärte Biden auch, er wolle den renommierten Corona-Experten Anthony Fauci zu seinem obersten medizinischen Berater machen. Biden sagte dem Nachrichtensender CNN am Donnerstag, er habe Fauci in einem Gespräch gebeten, "oberster medizinischer Berater für mich und Teil des Covid-Teams zu sein". Am selben Tag verzeichneten die USA mehr als 210.000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden - ein neuer Höchststand seit dem Beginn der Pandemie.

Zudem kündigte Biden an, er werde die Bevölkerung nach seiner Vereidigung aufrufen, in den folgenden 100 Tagen eine Schutzmaske zu tragen. "Nicht für immer. 100 Tage." Dadurch, und mit Impfstoffen, könnten die Infektionszahlen "deutlich" gesenkt werden.

Biden wird sich öffentlich impfen lassen

Biden erklärte darüber hinaus, er werde sich öffentlich impfen lassen, sobald ein Impfstoff zugelassen sei. "Wenn Doktor Fauci sagt, dass wir einen sicheren Impfstoff haben, werde ich vor der Öffentlichkeit stehen", sagte der künftige Präsident und tippte sich dann mit Hand auf die Schulter, um eine Impfung anzudeuten. "Es ist wichtig, der US-Bevölkerung zu kommunizieren, dass es sicher ist."

Zuvor hatten die früheren Präsidenten Barack Obama, George W. Bush und Bill Clinton ihre Bereitschaft erklärt, sich vor laufenden Kameras impfen zu lassen, um für Vertrauen in den Impfstoff zu werben.

Fauci, der Leiter des Nationalen Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten, gehört dem Corona-Krisenstab des abgewählten Präsidenten Donald Trump an. Mit seiner großen Expertise und seinen ungeschminkten Einschätzungen zur Corona-Pandemie erwarb der 79-jährige Immunologe sich in der Öffentlichkeit große Anerkennung. Zugleich zog er sich immer wieder den Unmut des Präsidenten zu, der die Gefahr durch das Coronavirus von Anfang an kleingeredet hatte. (dpa/afp/ska)  © dpa

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