Sollten sich die deutschen Klimaaktivisten nach den umstrittenen Äußerungen von Greta Thunberg auch namentlich von Fridays for Future abgrenzen? Luisa Neubauer bezeichnet das gegenüber dem "Spiegel" als "Symbolpolitik". Aber sie räumt auch ein: "Der Vertrauensverlust ist groß."

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Die Klimaaktivistin Luisa Neubauer sieht keine Notwendigkeit, dass die deutsche Fridays-for-Future-Bewegung nach umstrittenen Äußerungen der schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg zum Nahost-Konflikt ihren Namen ändert. "Den Namen abzulegen, wäre in diesem Augenblick Symbolpolitik, und wir können mit Symbolpolitik nicht viel anfangen. Unsere Priorität liegt in der Klarheit unserer Haltung", sagte Neubauer dem "Spiegel" (Bezahlinhalt).

Nach dem Überfall der radikalislamischen Hamas auf Israel hatte sich Thunberg mehrfach mit den Palästinensern solidarisiert. Bei einer großen Klimaschutz-Demonstration in Amsterdam hatte die Schwedin am Sonntag erneut offensiv Partei für die Palästinenser ergriffen. Die deutsche Sektion der von Thunberg begründeten Bewegung Fridays for Future distanzierte sich anschließend deutlich von deren Aussagen.

Scharfe Kritik an Greta Thunberg

Jahrestag Pogromnacht - Hamburg
Klimaschutz-Aktivistin Luisa Neubauer (l.) kritisiert die Einseitigkeit von Greta Thunberg in der Nahost-Frage. © Georg Wendt/dpa/IMAGO / i Images

"Wir haben dieser Bewegung eine eigene Identität gegeben – inspiriert von Greta, aber seit Jahren selbstständig und unabhängig von ihr", sagte Neubauer jetzt dem "Spiegel". Die Klimaaktivistin betonte die Notwendigkeit, internationale Kooperationsprozesse zu überdenken, um die deutsche Bewegung nicht zu gefährden. "Der Vertrauensverlust ist groß", so Neubauer.

Der deutschen Klimaaktivistin ist das Thema auch vor dem Hintergrund der eigenen Biografie wichtig: Ein Urgroßvater von ihr war Mitglied der Waffen-SS, ein anderer Urgroßvater wiederum wurde in einem Vernichtungslager ermordet.

Selbstverständlich müsse man über das entsetzliche Leid der Palästinenser sprechen, sagte Neubauer. Schon vor dem Auftritt in Amsterdam habe sie aber die Einseitigkeit von Thunberg in der Nahost-Frage kritisiert: "Ich finde es wichtig, das jüdische Leid zu benennen. Ich kenne Greta als achtsame Person, die weiß, welche Wirkung Worte entfalten können."

Gleichwohl will Neubauer mit Thunberg im Gespräch bleiben. Sie sagt dem Spiegel: "Natürlich gehe ich ran, wenn Greta anruft. Wenn wir aufhören zu reden, dann Gute Nacht uns allen. Das bedeutet ja nicht, dass man einig aus dem Gespräch geht." (dpa/fab)

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