Dave Grossman ist ehemaliger Elitesoldat. Seit seinem Austritt aus der US-Army hält er Kurse und Seminare, in denen er amerikanische Polizisten aufs Töten vorbereitet, sie zu Kriegern stilisiert - und ihnen die Angst und das schlechte Gewissen abtrainiert.

Mehr zu den USA unter Donald Trump hier

Der Tod von George Floyd hat die Welt in Aufruhr versetzt. Ein Polizist kniete auf dem Hals des unbewaffneten Afroamerikaners, nahm ihm die Luft zum Atmen. Kurz darauf war Floyd tot. Sein Todeskampf dauerte über acht Minuten. Und dennoch ist sein Tod kein Einzelfall. Immer wieder kommt es in den USA zu Polizeigewalt. Und ein Mann schreckt sogar vor der höchsten Form der Polizeigewalt nicht zurück: In den Kursen von Dave Grossman werden Polizisten aufs Töten vorbereitet.

Vom Offizier zum "Killologen"

Dave Grossman, geboren 1956 in Frankfurt am Main, war zunächst Offizier an der US-Militärakademie in West Point und Dozent für Militärpsychologie. 1998 schied er aus dem Militärdienst aus und gründete die "Killology Research Group", die Teil der "Warrior Science Group" ist, eines privaten Unternehmens, das Sicherheitskräfte ausbildet und berät. Sein Ziel sei es, so behauptet Grossman unter anderem in seinem Buch "Stop teaching our kids to kill", auf die dramatischen Folgen von gewaltverherrlichenden Medien und Computerspielen aufmerksam zu machen.

In Widerspruch zu diesem Ansatz steht die Gewaltverherrlichung, die er in seinen Vorträgen vor Polizisten propagiert. Teilweise tritt er auch vor Soldaten und Zivilisten auf.

Grossman war Offizier, hat jedoch nie in einem Regiment gedient oder in einem Krieg gekämpft. Auch ist er kein ausgebildeter Psychologe. Seine Erkenntnisse hat er weitgehend aus Interviews mit ehemaligen Frontkämpfern gewonnen. Seine Thesen sind also nicht wissenschaftlich untermauert, wie seine Zuhörer wahrscheinlich vermuten, sondern seine persönliche Meinung.

Als Pflichtlektüre in Polizeischulen und in der FBI-Ausbildung beschreibt Grossman selbst sein 1995 veröffentlichtes Buch "On Killing. The Psychological Cost of Learning to Kill in War and Society". Hier geht es darum, mittels Konditionierung die Hemmschwelle zum Töten zu minimieren.

Grossman fördert Polizeigewalt

Schätzungen zufolge fallen in den USA jährlich weit über 1.000 Menschen Polizeigewalt zum Opfer. Dennoch propagiert und rechtfertigt Grossman das Töten immer wieder.

Er selbst nennt sich "Killologe", seine "Wissenschaft vom Töten" betitelt er als "Killologie". Dabei geht es ihm darum, das Töten von Menschen zu erleichtern. Wichtig sei die richtige Vorbereitung, so Grossman. Dann sei Töten "keine große Sache". Er nennt es gar "befriedigend", und man müsse sich deshalb nicht schlecht, sondern darf sich sogar gut fühlen.

In seinen Kursen und Seminaren setzt er gezielt Verschwörungstheorien ein und baut diffuse Feindbilder auf, um seine Zuhörer auf Kurs zu bringen, angefangen von einer Welt tödlicher Bedrohungen mit bösen Menschen bis hin zur Gefahr, die von Terroristen ausgehe. Diesen Feinden müsse man zuvorkommen.

Grossman definiert das Töten als Heldentat: "Nur ein Killer kann einen Killer jagen". Er suggeriert seinen Zuhörern, die Welt befände sich in einem dauernden Kriegszustand, und definiert die Polizisten als Frontkämpfer. Damit macht er Polizisten zu Soldaten.

Grossmans Reaktion auf die Tötung von George Floyd

Der Tod von George Floyd blieb auch von Grossman nicht unkommentiert. In seinem Facebook-Post vom 2. Juni 2020 wandte er sich an die amerikanische Polizei mit den Worten: "An unsere Schäferhunde, in dieser dunklen Stunde". In einem längeren Text beschwört Grossman die Polizei: "Ihr habt die PFLICHT egal welche Form von rechtmäßiger Gewalt zu benutzen, um die rechtmäßige Ordnung zu erhalten." Unterlegt ist der Post mit dem Gemälde eines Unabhängigkeitskämpfers in Heldenpose mit US-Flagge und erhobenem Gewehr.

Verwendete Quellen:

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.