Am Morgen hieß es, die russische TV-Journalistin Marina Owsjannikowa sei möglicherweise Opfer eines Giftanschlags geworden. Der Verdacht hat sich allerdings nicht bestätigt, wie sie nun selbst mitteilte.

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Die durch Kritik am Ukraine-Krieg bekannt gewordene russische TV-Journalistin Marina Owsjannikowa ist in Paris anders als kurzzeitig befürchtet nicht Opfer eines Giftanschlags geworden. Nach einer Kontrolle im Krankenhaus teilte Owsjannikowa am Freitag auf Telegram mit, ihr gehe es inzwischen viel besser. In ihrem Blut seien keine Spuren einer giftigen Substanz entdeckt worden, die Ergebnisse der meisten Tests lägen inzwischen vor. Es handele sich nicht um eine Vergiftung. Als ihr am Vortag auf der Straße plötzlich schlecht geworden war und sich ihr Zustand verschlechterte, beschloss die französische Polizei, Nachforschungen anzustellen.

Wie die Pariser Staatsanwaltschaft am Freitag mitteilte, ermittele sie mit Blick auf eine mögliche Vergiftung der Journalistin. "Wir hatten Angst um Marina Owsjannikowa", sagte der Generalsekretär von "Reporter ohne Grenzen", Christophe Deloire, in Paris.

Owsjannikowa in Russland zu Straflager verurteilt

In der vergangenen Woche wurde sie in Russland wegen "Verbreitung von Falschinformationen" über die Armee zu einer Haftstrafe von achteinhalb Jahren verurteilt. In dem Verfahren ging es um eine Protestaktion im Juli 2022, bei der Owsjannikowa allein in der Nähe des Kremls ein Schild hochgehalten hatte, auf dem sie den russischen Angriff auf die Ukraine und den russischen Präsidenten Wladimir Putin kritisierte.

Die 45-Jährige war im Oktober 2022 mit ihrer Tochter aus Russland geflohen, wo sie unter Hausarrest stand. Die Vorwürfe der russischen Justiz bezeichnete sie als "absurd und politisch motiviert". Die Justiz habe "beschlossen, mich fertig zu machen, weil ich keine Angst habe und die Dinge beim Namen nenne", sagte sie. Nach der Aktion arbeitete die heute 45-jährige Owsjannikowa zwischenzeitlich unter anderem für die deutsche Zeitung "Welt", kehrte dann aber nach Russland zurück und protestierte erneut gegen den Krieg. Im Oktober 2022 teilte ihr Anwalt mit, dass sie ihre Heimat mittlerweile endgültig in Richtung Europa verlassen habe.

Zahlreiche russische Oppositionelle und einfache Bürger wurden wegen Kritik am Kreml und am Krieg in der Ukraine bereits zu langen Haftstrafen verurteilt. Zehntausende Russen, darunter Oppositionelle, Journalisten und Bürgerrechtler, flohen ins Exil. (dpa/AFP/tas)

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