• Am Mittwoch hat das Robert-Koch-Institut in einer Pressekonferenz eine Studie zu Antikörpern nach einer Infektion mit dem Coronavirus vorgestellt.
  • Die "Tagesschau" wollte die Pressekonferenz live übertragen, durfte dies aber nicht.
  • Der Veranstalter, das Bezirksamt Berlin-Mitte, hatte die Live-Berichterstattung untersagt. Nicht nur die ARD, auch der Deutsche Journalistenverband ist empört.

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Seit Beginn der Pandemie hat die "Tagesschau" unzählige Pressekonferenzen des Robert-Koch-Instituts (RKI), der Bundesregierung und der Landesregierungen live ins Internet übertragen. Erstaunt mussten die Journalisten deshalb am Mittwoch zur Kenntnis nehmen, dass das Bezirksamt Berlin-Mitte verbot, eine von der Behörde ausgerichtete Pressekonferenz zu einer Studie über das Coronavirus zu streamen, die das Robert-Koch-Institut durchgeführt hatte.

Um die Berichterstattung in dieser Form erlauben zu können, sei ein "Einverständnis aller Teilnehmenden" erforderlich, ließ das Bezirksamt die ARD-Journalisten wissen. Dies sei nicht zu bewerkstelligen. Außerdem, so heißt es in der Begründung, aus der die "Tagesschau" auf ihrer Website zitiert, gebe es "offene Fragen des Datenschutzes sowie womöglich auch des Urheberrechts".

DJV: "Vorgehen befeuert Verschwörungsideologien"

Die ARD-Journalisten sehen sich in ihrer Berufsausübung behindert. Eine Studie des Robert-Koch-Instituts zur Corona-Pandemie gehe alle Bürger an, argumentieren sie - und haben Sorge, künftig öfter mit Einschränkungen konfrontiert zu sein. "Wir finden einen Präzedenzfall gefährlich, Live-Streaming einer Pressekonferenz zur Corona-Lage zu verhindern", wird Juliane Leopold, Chefredakteurin Digitales, von "ARD-aktuell" zitiert.

Auch der Deutsche Journalistenverband (DJV) kritisiert die Entscheidung des Bezirksamts scharf. Er sieht keinen triftigen Grund, die Live-Berichterstattung zu verhindern. Mit ihrer Begründung mache sich die Behörde "lächerlich", teilt DJV-Sprecher Hendrik Zörner der "Tagesschau" auf Anfrage mit.

Und nicht nur das: Der Vorfall sei Wasser auf die Mühlen von Corona-Leugnern und Verschwörungstheoretikern. "Mit diesem Vorgehen befeuert man geradezu Verschwörungsideologien, die behaupten, da werde hinter verschlossenen Türen gekungelt", so Zörner.

Das Robert-Koch-Institut wollte sich auf Anfrage unserer Redaktion nicht äußern.

Studie gibt Aufschluss über Antikörper

Das Bezirksamt Berlin-Mitte war Ausrichter der Pressekonferenz, weil das RKI die Daten für die vorgestellte Studie im November und Dezember in diesem damals schwer durch das Virus belasteten Bezirk erhoben hatte.

Wichtigstes Ergebnis: 48 Prozent der Erwachsenen, die vor dem Start der Studie nach eigener Auskunft positiv auf das Coronavirus getestet worden waren, hatten keine sogenannten neutralisierenden Antikörper (mehr) im Blut. Dem RKI zufolge bedeutet dies jedoch nicht zwangsläufig, dass keine Immunität bestehe, da der Körper noch andere Schutzmechanismen habe. Das Ergebnis spreche aber ausdrücklich für eine Impfung.

Verwendete Quellen

  • "Bezirksamt untersagt Live-Berichterstattung", "tagesschau.de" vom 17. Februar 2021
  • dpa
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