• Frankreichs Präsident soll 2019 im Visier des marokkanischen Sicherheitsdienstes gewesen sein.
  • Die Handynummer Macrons soll auf einer geheimen Liste der Marokkaner stehen.
  • Ob Macron tatsächlich abgehört wurde, ist aber unklar.

Mehr aktuelle News finden Sie hier

Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron, sein früherer Premierminister und 14 Minister sind nach Medieninformationen 2019 mögliche Ziele der Überwachungssoftware Pegasus gewesen. So stehe eine von Macrons Mobilfunknummern auf einer Liste eines marokkanischen Sicherheitsdienstes für eine mögliche Ausspähung. Das berichtete die Tageszeitung "Le Monde" am Dienstagabend auf ihrer Internetseite.

Aus Kreisen von Macrons Amtssitz hieß es, die Medieninformationen bedeuteten nicht, dass Macrons Handy tatsächlich ausgespäht wurde. Falls sich allerdings die berichteten Sachverhalte bewahrheiten sollten, seien "sie natürlich sehr schwerwiegend". Nach den Enthüllungen sei eine Aufklärung nötig.

Pegasus nutzt Sicherheitslücken in Smartphone-Software, um weitreichenden Zugriff auf Daten zu erlangen. Macron nutze die betroffene Nummer seit 2017, schrieb "Le Monde". Er sei auch in den vergangenen Tagen darüber erreichbar gewesen. Französischer Premierminister war damals Édouard Philippe.

Die Nummern der französischen Staatsspitze gehören zu einem Datensatz mit mehr als 50 000 Telefonnummern, die ein internationales Journalistenkonsortium gemeinsam mit den Organisationen Forbidden Stories und Amnesty International auswertete, so "Le Monde". Die Nummern sollen den Berichten zufolge offenbar von Kunden des israelischen Softwareanbieters NSO als potenzielle Ausspähziele ausgewählt worden sein. NSO hatte die Vorwürfe zurückgewiesen und einzelne Details aus den Berichten bestritten. An dem Journalistenkonsortium sind auch die "Süddeutsche Zeitung", NDR, WDR und die "Zeit" beteiligt.

Frankreichs Regierungssprecher Gabriel Attal hatte am Montag nach ersten Enthüllungen von einem "äußerst schockierenden Sachverhalt" gesprochen. "Wir hängen sehr an der Pressefreiheit", sagte er im Sender Franceinfo. Nach einem früheren Bericht von "Le Monde" fanden sich auf der Liste auch rund 30 Journalisten und Chefs von Medienunternehmen in Frankreich. Nach einer Anzeige von zwei Journalisten und der Verlagsgesellschaft der Online-Plattform "Mediapart" nahm die Pariser Staatsanwaltschaft Ermittlungen auf.

"Mediapart" berichtete, die Mobiltelefone von zwei Journalisten seien im Zeitraum 2019 bis 2020 von der Pegasus-Software ins Visier genommen worden - dahinter stünden marokkanische Geheimdienste, lautete der Vorwurf. (br/dpa)

JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.