Nordkorea, Obamacare, Steuerreform, Hymnen-Streit: Donald Trump schlittert auch im neunten Monat seiner Präsidentschaft von Krise zu Krise. Die drückendsten Probleme des US-Präsidenten im Überblick.

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Seine Probleme reißen nicht ab: Donald Trump ist seit über acht Monaten im Amt, doch mit Ruhm kann sich der US-Präsident eher weniger bekleckern. Viel mehr kommt es immer wieder zu handfesten Skandalen, politischen Stolpersteinen und Zankereien.

Donald Trumps Probleme sind vielfältig. Ein Überblick seiner aktuellen Krisen:

Obamacare bleibt - Trumpcare vor dem Aus

Die Abschaffung der nach seinem Vorgänger Barack Obama benannten Gesundheitsreform war neben dem Mauerbau zu Mexiko vielleicht das wichtigste Wahlversprechen Donald Trumps.

Bereits in seinen ersten Tagen als Präsident wollte der 71-Jährige "Obamacare" den Todesstoß verpassen. Das ist fast neun Monate her.

Nun ist der inzwischen dritte Versuch gescheitert, das Gesetz zumindest zu reformieren. Eine Abstimmung im US-Senat wurde abgesagt, weil drei republikanische Senatoren ihre Zustimmung verweigert hatten.

Die Partei ist gespalten: Moderate wollen nur Details von Obamacare überarbeiten, der reche Flügel trommelt für eine radikalere Lösung.

Nach der geplanten Verabschiedung der Steuerreform soll das Thema noch einmal auf die Tagesordnung gesetzt werden.

Das Problem: Weil eine Sonderregel ausläuft, brauchen die Republikaner im Senat künftig 60 statt 50 Stimmen für eine Gesetzesänderung. Damit steht "Trumpcare" praktisch vor dem Aus.

Steuerreform "schwerer als Gesundheitsreform" umzusetzen

Vergleichbar kompliziert ist die Lage bei der Steuerreform. Die "größte Steuersenkung in der Geschichte unseres Landes", so Trump, soll US-Bürger und Unternehmen entlasten und damit Konsum, Investitionen und Beschäftigung fördern.

Das Ziel ist ein Wirtschaftswachstum von mindestens drei Prozent. Die Reform soll der erste große, legislative Erfolg für den US-Präsidenten werden - wenn sie denn gelingt.
Doch die Demokraten haben schon Widerstand angekündigt, weil die reichsten US-Bürger überproportional profitieren könnten und mit einem deutlichen Anwachsen der Staatsverschuldung gerechnet wird.

"Es wird interessant zu sehen sein, wie das Endprodukt aussieht", sagt Linda Sanchez, Mitglied des Repräsentantenhauses aus Kalifornien. "Bisher haben sie nur Allgemeines von sich gegeben."

Selbst der Republikaner Orrin Hatch, Vorsitzender des Finanzausschusses im Senat, sagte kürzlich dem Sender "CNBC" eine Steuerreform sei "viel schwerer als eine Gesundheitsreform" umzusetzen.

Trump streckte nun schon vorsorglich die Fühler zu den Demokraten aus, um notfalls eine Zwei-Parteien-Lösung ins Visier zunehmen.

Keine Lösung in Nordkorea-Krise in Sicht

In der Nordkorea-Krise ist die Situation ebenfalls verfahren. Russland und China mahnen die USA und Nordkorea inzwischen, verbal abzurüsten.

Gleichzeitig wird durch die Verschärfung von Sanktionen der Druck auf Pjöngjang erhöht. Zuletzt überzogen sich Trump und Diktator Kim Jong Un mit Beschimpfungen.

Kim bezeichnete Trump nach dessen Auftritt vor der Uno-Vollversammlung als "geisteskranken Greis". Trump hatte den Nordkoreaner in seine Rede einen "Raketenmann" genannt, der auf einer "Selbstmordmission für sich selbst und sein Regime" sei.

Will sich der US-Präsident mit seiner Vernichtungsrhetorik außenpolitisch als starken Mann in Szene setzen?

"Trump hat massive innenpolitische Probleme, von denen er gerne ablenken will", meint der Journalist und Sicherheitsexperte Andreas Zumach im Radiosender "WDR 2". Eine Lösung des Konfliktes scheint aktuell in weiter Ferne.

Sportstars rebellieren gegen Trump

In einem der neuesten Krisen und Probleme des Präsidenten reiht sich ein Streit an, in dem sich der US-Präsident mit einigen US-Sportstars angelegt hat. Hintergrund war der Protest des inzwischen beschäftigungslosen American-Football-Spielers Colin Kaepernick.

Der ging aufgrund der Polizeigewalt gegen Afro-Amerikaner in der vergangenen Saison beim Abspielen der US-Hymne auf die Knie.

Nur wenige andere Football-Profis taten es ihm gleich. Trump hat dieses Verhalten wiederholt als "unpatriotisch" bezeichnet.

Vergangene Woche legte er den Teams der Profiliga NFL nahe, die Betroffenen, die er als "Hurensöhne" bezeichnete, zu entlassen.

Trump rief sogar zum Protest der gesamten Liga auf, sollte sie das Verhalten weiter dulden. Die Folge: Mehr Sportler denn je schlossen sich am Wochenende dem Protest an, sogar als konservativ geltende Teambesitzer kritisierten Trump deutlich.

Doch damit nicht genug: Nachdem Trump die Meistermannschaft der Golden State Warriors aus der Basketball-Profiliga NBA wegen kritischer Stimmen ihm gegenüber vom Besuch des Weißen Hauses ausgeladen hatte, twitterte Superstar LeBron James in Richtung Trump: "Du Penner (…). Es war eine Ehre ins Weiße Haus zu kommen, bis du aufgetaucht bist."

Weitere Baustellen

Darüber hinaus köchelt im Hintergrund weiter die Russland-Affäre um die mögliche Beeinflussung des US-Wahlkampfes durch Moskau.

Präsidenten-Schwiegersohn Jared Kushner, der in diesem Zusammenhang ebenfalls unter Druck steht, und seiner Frau Ivanka wird zudem die Benutzung ihrer privaten Email-Accounts für Regierungsmails vorgeworfen.

Schließlich kassierte Trump am Dienstag auch innenpolitisch eine schwere Schlappe: Im Rennen um einen frei gewordenen Senatsposten in Alabama verlor sein Kandidat Luther Strange, ein moderater Konservativer, die parteiinterne Abstimmung gegen den stramm-christlichen Ex-Richter Roy Moore.

Laut US-Sender "CNN" gibt es da aber noch ein anderes, ganz großes Problem, das Trump langfristig schaden könnte: die Folgen der Hurrikan-Verwüstung in Puerto Rico.

Es wurden Vorwürfe laut, Trump kümmere sich nicht um das US-Außengebiet in der Karibik, sondern lege sich lieber mit Football-Spielern an.

"Wenn der Präsident nicht die Schwere der Situation begreift", warnt die Demokratische Abgeordnete Nydia Velazquez aus New York, "dann wird das zu seinem Vermächtnis werden."

Trump lobte sich derweil in höchsten Tönen für sein Krisenmanagement auf der Insel.

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