Mehr als 100.000 Menschen haben am Sonntag erneut gegen Machthaber Alexander Lukaschenko in Belarus protestiert. Bürgerrechtlerin Swetlana Tichanowskaja rief für Montag zum landesweiten Generalstreikt auf.

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Ungeachtet eines massiven Polizei- und Militäraufgebots haben mehr als 100.000 Menschen den elften Sonntag in Folge in Belarus (Weißrussland) gegen Machthaber Alexander Lukaschenko protestiert. Die Menschen strömten aus verschiedenen Richtungen im Zentrum von Minsk zur "Stele", einem Platz zur Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg. Dort sei schon kein Platz mehr, der Protestzug bewege sich deshalb weiter, berichtete der Oppositionskanal Strana dlja Schisni (zu Deutsch: Ein Land zum Leben) in einer Live-Sendung am Sonntag.

Das Menschenrechtszentrum Wesna berichtete von mehr als 40 Festnahmen in verschiedenen Städten des Landes, wo es ebenfalls Proteste gab. In der Stadt Lida bestätigten die Behörden den Einsatz von Tränengas.

Proteste in Belarus: Staatsmedien zeigen die Bilder nicht

Staatsmedien zeigen die Bilder mit den Massen gegen Lukaschenko nicht. Viele Menschen trugen die historische weiß-rot-weiße Fahne und skandierten: "Lange lebe Belarus!" Hundertschaften von Polizei und Militär hatten das Zentrum der Hauptstadt Minsk abgeriegelt. Bewaffnete Uniformierte in Sturmhauben bezogen unter anderem am Prospekt der Sieger und am Unabhängigkeitsprospekt Stellung, um die neue Sonntagsdemonstration zu verhindern.

Die Behörden sperrten sämtliche Metrostationen im Zentrum, um den Zustrom von Menschen aus den Stadtteilen zu verhindern. Sie schalteten auch das mobile Hochgeschwindigkeitsinternet ab, um zu verhindern, dass sich die Menschen zu Protesten verabreden können.

"Heute ist ein besonderer Tag", sagte die Bürgerrechtlerin Swetlana Tichanowskaja in ihrem Exil in der EU in einer Live-Schalte. Am Sonntag sollte ihr Volks-Ultimatum an Lukaschenko auslaufen. Die Demokratiebewegung fordert ein Ende der Polizeigewalt, die Freilassung aller politischen Gefangenen und den Rücktritt Lukaschenkos sowie eine Neuwahl.

Bürgerrechtlerin Tichanowskaja ruft zu Generalstreik auf

Zwar sind einige Oppositionelle aus dem Gefängnis entlassen worden, mehr Entgegenkommen ist aber nicht in Sicht. Deshalb rief Tichanowskaja mit Nachdruck dazu auf, sich an diesem Montag an einem landesweiten Generalstreik zu beteiligen oder einfach zuhause zu bleiben.

Seit der umstrittenen Präsidentenwahl am 9. August kommt es in der Ex-Sowjetrepublik zu Protesten, weil sich Lukaschenko nach 26 Jahren an der Macht mit rund 80 Prozent der Stimmen zum Sieger erklären ließ. Den Sieg beansprucht die Demokratiebewegung für Tichanowskaja. Die EU unterstützt Lukaschenkos Gegner und erkennt ihn nicht mehr als Präsidenten an. Unterstützung hat der 66-Jährige aus Russland. (pak/dpa)

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EU-Sondergipfel einigt sich auf Sanktionen gegen Weißrussland und die Türkei

Die Europäische Union beschließt wegen der Niederschlagung friedlicher Proteste Sanktionen gegen Weißrussland. Diese richten sich aber nicht gegen Machthaber Alexander Lukaschenko. (Teaserbild: picture alliance/Maxim Guchek/TASS/dpa)
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