Hochwasserereignisse werden in Deutschland immer stärker. Diese Entwicklung lässt sich laut einer Studie auf den Klimawandel zurückführen. Doch nicht in ganz Europa ist das Bild einheitlich. Im Osten und Süden des Kontinents sieht es ganz anders aus.

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Der Klimawandel hat die Hochwasserereignisse in Deutschland einer Studie zufolge deutlich verschärft. "Das Hochwassermanagement muss sich an diese neuen Realitäten anpassen, sonst werden die jährlichen Hochwasserschäden noch schneller steigen als bisher", bilanzierte Günter Blöschl von der Technischen Universität Wien.

Er leitete eine Studie, an der sich insgesamt 35 Forschungsgruppen beteiligten. Die Wassermenge der Flüsse bei Hochwasser sei in einigen Regionen Nordwesteuropas in den vergangenen Jahrzehnten deutlich gestiegen. Die Studie ist im Fachjournal "Nature" veröffentlicht.

Veränderungen eindeutig auf Klimawandel zurückzuführen

Dafür wurden europaweit an mehr als 3.700 Wassermessstellen die Daten von 1960 bis 2010 ausgewertet. Dabei zeige sich klar, dass die Veränderungen im Ausmaß von Hochwasserereignissen sich eindeutig auf den Klimawandel zurückführen ließen, sagte Blöschl. "Schon seit langer Zeit wurde vermutet, dass der Klimawandel einen Einfluss auf die Wassermenge bei Hochwasserereignissen hat, weil eine wärmere Atmosphäre mehr Wasser speichern kann", so der Experte. Doch es sei komplizierter.

Es gebe kein europaweit einheitliches Bild, "aber die regionalen Entwicklungen entsprechen alle den vorhergesagten Klimaveränderungen." Für einzelne Flüsse oder Regionen wurden die Daten nicht aufgeschlüsselt.

In Russland steigt die Temperatur

Flüsse, die über die Ufer treten, richten den Angaben zufolge jährlich weltweit Schäden von mehr als 100 Milliarden Dollar (90 Milliarden Euro) an. Der Studie zufolge wirkt sich der Klimawandel nicht überall gleich auf das Hochwasser aus. In Nordwesteuropa inklusive Deutschlands würden die meisten Hochwasserereignisse immer schwerer, in Südeuropa und in Osteuropa nehme das Ausmaß der Hochwasser eher ab. "In Russland zum Beispiel ist die Temperatur um rund zwei Grad gestiegen, was viel weniger Schnee bedeutet", sagte Böschl. Damit sinke auch die Hochwassergefahr.

Ein wichtiger Grund für die Zunahme von Überflutungen in Nordwesteuropa seien Veränderungen in der atmosphärischen Zirkulation. "Die großen Tiefdruckgebiete ziehen langsamer und weiter nördlich über Europa", erläuterte Blöschl. Deshalb trete in Südeuropa der gegenteilige Effekt ein.

Experte: "Trend setzt sich in nächsten 20 bis 30 Jahren wahrscheinlich fort"

Das Ausmaß der Hochwasseränderungen in Europa - gemessen am langjährigen Mittelwert - reiche von einem Rückgang der Wassermenge bei Hochwasser von rund 23 Prozent pro Jahrzehnt bis zu einer Zunahme von etwa elf Prozent pro Dekade. "Es ist wahrscheinlich, dass sich dieser Trend in den nächsten 20 bis 30 Jahren fortsetzt", meinte Blöschl.

"Nachdem wir vor zwei Jahren zeigen konnten, dass sich die zeitlichen Muster ändern, haben wir gemeinsam mit internationalen Kolleginnen und Kollegen jetzt nachgewiesen, dass auch die Schwere der Ereignisse vom Klimawandel beeinflusst wird", sagte Bruno Merz vom Deutschen Geoforschungszentrum GFZ, der an der Studie beteiligt war. (dpa/awa)

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