Nun können User also auch per WhatsApp bezahlen: Brasilien ist das erste Land, in dem die Funktion zur Verfügung steht. Für User bedeutet es: Der Messenger wird sich immer mehr zur zentralen Anlaufstelle für das alltägliche Leben entwickeln.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Nikolaus Röttger dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

WhatsApp ist für viele von uns eine der wichtigsten Apps, die wir täglich nutzen. Und gleichzeitig eine der persönlichsten und privatesten Anwendungen. Über WhatsApp verschicken wir Fotos, chatten mit Freundinnen und Freunden, gestehen einander die Liebe, verschicken weinende Gesichter, dumme Witze, lustige Gifs - oder schauen im Status nach, was die eigenen Kontakte so treiben. Und jetzt also können User mit WhatsApp auch bezahlen, zumindest in Brasilien, es ist das erste Land, in dem die neue Funktion zur Verfügung steht.

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Facebook als Grundlage

WhatsApp, das zu Facebook gehört, greift dabei auf eine Funktion des Mutterkonzerns zurück: Facebook Pay ermöglicht den Zahlungsaustausch im Chat. Für Privatpersonen ist der Service im Augenblick kostenlos, man muss einfach eine Kreditkarte hinterlegen; wer das Bezahlsystem für sein Business nutzen möchte, muss eine Gebühr von 3,99 Prozent pro Transaktion bezahlen.

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In einem Land wie Deutschland, in dem viele immer noch auf Bargeld setzen, mag diese Funktion erstmal ungewöhnlich klingen. Gleichzeitig bin ich mir sicher, dass sich diese neue Art des Bezahlens durchsetzen wird. Schon heute sehen wir, wie viel einfacher es ist online mit Services wie Paypal direkt zu bezahlen – als jedes Mal die Kreditkartennummer neu einzugeben.

Als ich vor zwei Jahren im Urlaub in Frankreich spontan eine Bleibe direkt an einem wunderschönen Strand zum Übernachten gefunden, aber nicht genug Bargeld dabei hatte, sagte der Besitzer, Typ langhaariger, sonnengegerbter Alt-Hippie: "Du kannst mir das Geld gerne auch paypalen".

Paypal wird abgelöst

Die nächste Stufe kann dann in naher Zukunft ein schneller WhatsApp-Chat sein. Oder vielleicht kennen Sie das auch: Mit Freunden kauft man gemeinsam ein Geschenk, dann werden Kontonummern oder Paypal-Email-Adressen per WhatsApp geteilt, um das Geld für das Präsent einzusammeln. Wie praktisch wäre es künftig direkt per WhatsApp-Chat das Geld zu verschicken?

Ich denke, Messenger werden künftig zu noch wichtigeren Tools in unserem Leben. In China hat WeChat diesen Weg bereits früh beschritten. Firmen können in der App werben, User können Rechnungen bezahlen oder Taxis bestellen. WeChats Mutterkonzern ist Tencent, der wiederum in Snapchat investiert hat – und vor wenigen Tagen erst hat auch Snap angekündigt sich in Richtung WeChat weiterzuentwickeln und zur Handelsplattform zu werden.

Snap hatte übrigens einst ein Übernahme-Angebot von Facebook abgeschlagen, während WhatsApp von Facebook gekauft wurde - und nun mit dem Bezahlen via Chat startet.

Es ist für WhatsApp ein logischer Schritt, bereits heute nutzen auch hierzulande zahlreiche Unternehmen WhatsApp, um mit den eigenen Kunden in Kontakt zu sein. Sobald die Zahlungsabwicklung auch im Chat möglich sein wird, wird sich E-Commerce zunehmend auch in Messenger verlagern. Und Facebook als Mutter-Konzern von WhatsApp will bei diesen Geld-Geschäften künftig eben mit verdienen. Könnte sich lohnen, schließlich hat WhatsApp weltweit nach eigenen Angaben mehr als zwei Milliarden Nutzer.

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