Kurz vor der US-Wahl ist die Zahl der Corona-Infektionen in den USA auf ein Rekordhoch geklettert. Wie ist die Lage in dem Land, das am 3. November an die Urnen schreitet?
In keinem Land der Welt gibt es aktuell so viele Corona-Fälle wie in den USA. Kurz vor den Wahlen am 3. November schnellen die Zahlen der positiven Tests in die Höhe, nachdem die Kurve im September etwas abgeflacht war. Am 30. Oktober meldete die WHO fast 100.000 neue positive Tests und 1.107 neue Todesfälle innerhalb der letzten 24 Stunden in den Vereinigten Staaten – der Höchstwert seit Beginn der Corona-Pandemie.
Am 1. November lag die Zahl bei mehr als 74.000. Besonders betroffen sind aktuell die Bundesstaaten Wisconsin, Illinois, Kalifornien, Texas und Florida. In den letzten sieben Tagen haben sich laut der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) 551.403 Menschen in den USA mit dem Coronavirus infiziert.
Die Gesamtzahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer COVID-19-Erkrankung lag Anfang November laut Johns Hopkins Universität (JHU) bei 231.011 (Stand: 2. November). Seit Bekanntwerden des ersten Falls im Januar 2020 meldete die JHU 9.213.002 bestätigte COVID-19-Fälle in den Vereinigten Staaten. Forschende rechnen mit einer hohen Dunkelziffer. 1.068.044 Menschen wurden allein am 1. November in den USA auf das Coronavirus SARS-CoV-2 getestet, 147.218.569 Personen insgesamt.
Experte Fauci warnt vor Corona-Winter
Anthony Fauci ist der führende Experte für Infektionskrankheiten in den USA und Mitglied des Corona-Krisenstabs. Er kritisiert
Während Trump die hohen neuen Corona-Fallzahlen auf verstärktes Testen schiebt und bei Twitter von großen neuen Krankenhauskapazitäten und wirksamen Medikamenten spricht, fordert Fauci einen drastischen Kurswechsel im Umgang mit dem Virus. Das Land könne nicht schlechter auf die Corona-Pandemie im Winter vorbereitet sein.
Wie in Europa wächst auch in den USA mit dem massiven Anstieg der Neuinfektionen der Druck auf das Gesundheitssystem. Immer mehr Intensivbetten werden von Corona-Patienten belegt. Im Durchschnitt stehen für 100.000 Einwohner 25,8 Intensivbetten bereit.
Krankenhäuser in Großstädten der Bundesstaaten Utah, Wisconsin und Indiana schlugen bereits Mitte Oktober Alarm. US-Medienberichten zufolge waren in der ersten Oktoberwoche 95 Prozent der Intensivbetten in einem der größten Krankenhäuser des Bundesstaates Utah belegt. Auch Personalengpässe werden befürchtet.
Am 1. November meldete das COVID Tracking Project 47.502 Corona-Patienten, die in Krankenhäusern behandelt werden müssen. In Wisconsin und Texas wurden bereits Feldlazarette zur Entlastung der Krankenhäuser aufgebaut.
Medikamente und Impfstoffe gegen das Coronavirus
Das Medikament Remdesivir – ursprünglich zur Behandlung von Ebola vorgesehen – ist in den USA zur Behandlung von Corona-Patienten zugelassen. Laut einer Studie der WHO hat das Medikament keinen signifikanten Einfluss auf die Genesungszeit von COVID-19. Eine im renommierten Fachmagazin "The New England Journal of Medicine" veröffentlichte US-Studie kam diesbezüglich zu einem anderen Ergebnis.
So habe das Medikament die Genesung von Corona-Patienten um fünf Tage verkürzt. Trump selbst hatte sich während seiner COVID-19-Erkrankung Anfang Oktober mit mehreren Medikamenten wie einem Antikörper-Cocktail, Remdesivir und dem starken Kortison Dexamethason behandeln lassen.
Die Entwicklung eines Impfstoffs gegen das Coronavirus unterstützen die USA mit Milliardenmitteln. Trumps Hoffnung, noch vor der Wahl die Zulassung eines Impfstoffs gegen das Coronavirus verkünden zu können, platzte. Die US-Arzneimittelbehörde hatte die Kriterien für die Zulassung von Corona-Impfstoffen Anfang Oktober verschärft. Fauci erwartet eine mögliche Zulassung eines Impfstoffs in den USA zum Ende des Jahres, wie der Experte der BBC sagte.
Corona-Maßnahmen in den USA
Ende Januar wurden in den USA erste Maßnahmen getroffen, um die Verbreitung von SARS-CoV-2 einzudämmen. Ausländer, die in den letzten 14 Tagen in China waren, durften ab Februar nicht mehr einreisen. Ausländischen Reisenden, die sich 14 Tage vor ihrer Einreise in die USA in einem der 26 Schengen-Staaten aufgehalten haben, ist die Einreise seit März untersagt.
Gleiches gilt für Brasilien, Großbritannien, Irland, China und den Iran. Die Landgrenzen zu Mexiko und Kanada bleiben vorerst für den Personenverkehr bis zum 21. November 2020 geschlossen. Den Umgang mit dem Coronavirus regeln die Bundesstaaten.
Landesweit einheitliche Regelungen zum Umgang mit dem Coronavirus gibt es in den USA nicht. Zur Eindämmung der Corona-Pandemie hat das Weiße Haus Empfehlungen erlassen. Zu diesen zählen:
- Das Tragen von Alltagsmasken
- Zwei Armlängen Abstand zu haushaltsfremden Personen
- Regelmäßiges Händewaschen und Desinfizieren
- Desinfizieren von Oberflächen wie Türklinken
- In die Ellenbeuge Husten und Niesen
- Bei COVID-Symptomen in Quarantäne bleiben und telefonisch einen Arzt kontaktieren
- Von nicht zwingend notwendigen Reisen wird abgeraten
Keine einheitlichen Corona-Maßnahmen in den USA
In besonders stark betroffenen Bundesstaaten können die Gouverneure die Empfehlungen des Weißen Hauses verschärfen und Maßnahmen wie etwa Ausgangssperren, strengere Einreisebestimmungen oder Schließungen von Geschäften anordnen.
Im Bundesstaat New York gilt aktuell eine neue Regelung zur Einreise. Innerhalb von drei Tagen vor einer Reise in den Bundesstaat muss ein Corona-Test gemacht werden. Es folgt eine dreitägige Quarantäne-Pflicht, in der erneut ein Test gemacht werden muss. Wer sich weigert, muss sich 14 Tage lang in Quarantäne begeben. Ausgeschlossen sind Bewohner der unmittelbaren Nachbarstaaten.
Präsidentenwahl entscheidet über zukünftige Corona-Strategie
Mit welcher Strategie das Land die zweite Corona-Welle bezwingen möchte, hängt maßgeblich vom Ergebnis der US-Wahl ab. Während Joe Biden auf eine landesweite Maskenpflicht setzten will und sich stark am Rat der Wissenschaftler orientiert, hat Trump eher die wirtschaftliche Öffnung des Landes im Visier.
Er setzt auf einen Corona-Impfstoff und Medikamente. Einen erneuten Lockdown schloss Präsident Trump trotz der rasanten Ausbreitung von SARS-CoV-2 wenige Tage vor der Wahl bei einem Wahlkampfauftritt aus.
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Verwendete Quellen:
- FDA: COVID-19 Vaccines
- White House: Opening Up America Again
- CDC: Coronavirus Disease 2019 (COVID-19)
- New York Times: Covid in the U.S.: Latest Map and Case Count
- coronavirus.gov: Coronavirus
- White House: The President’s Corona Guidelines for America
- Politico: ‘Overwhelmed’: Hospitals engulfed by rebounding virus
- BBC: Dr Fauci: Covid vaccine result could come by end of 2020
- Becker’s Hospital revier: U of Utah Hospital at 95% ICU capacity amid COVID-19 surge
- Webseite des Covid Tracking Project
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