Lange Wartezeiten stellen viele Patienten auf eine harte Probe. Nun zeigt eine neue Umfrage der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), dass sich zumindest die Verfügbarkeit der Hausärzte im Vergleich zu den Fachärzten nicht ganz so dünn darstellt. Und auch in Bezug auf die überlasteten Notaufnahmen gibt es gute Neuigkeiten.

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Wochenlanges Warten auf einen Behandlungstermin ärgert viele Patienten - ein größeres Problem ist das laut einer Umfrage aber in erster Linie bei Fachärzten. Fast ein Drittel (32 Prozent) der Befragten musste hier im vergangenen Jahr nach eigener Auskunft mehr als drei Wochen warten, wie die am Dienstag vorgelegte Umfrage im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) ergab. Beim Hausarzt geht es dagegen meist rasch. Sofort einen Termin erhielten 37 Prozent. Insgesamt gut jeder Zweite (56 Prozent) kam binnen drei Tagen dran. In dringenden Fällen geht es meist besonders schnell.

Hausärzte kurzfristig verfügbar

KBV-Chef Andreas Gassen sagte: "Natürlich ist nicht alles perfekt, auch nicht bei den Wartezeiten. Aber die Situation insgesamt ist gut." Vor allem Hausärzte als erste Ansprechpartner seien für die allermeisten Patienten kurzfristig verfügbar. Um die Situation bei Fachärzten müsse man sich mittelfristig eher kümmern.

Einige weitere Befunde der Analyse, für die die Forschungsgruppe Wahlen vom 9. April bis 4. Juni telefonisch 6043 Menschen ab 18 Jahren befragt hat:

Dringlichkeit bestimmt Wartezeit

WARTEN AUF TERMINE: Wie schnell man behandelt wird, hängt stark von der Dringlichkeit ab. Bei aktuellen Beschwerden bekamen 53 Prozent der Befragten sofort einen Termin oder gingen direkt ohne Anmeldung in die Praxis. Bei Behandlungen chronischer Krankheiten war das bei 42 Prozent so. Für Impfungen und Vorsorge-Checks mussten sich jedoch 59 Prozent mehr als drei Tage gedulden. Auch unter Fachärzten gibt es Unterschiede: Wartezeiten bei Chirurgen und Hals-Nasen-Ohren-Ärzten waren kürzer als bei Urologen oder Frauenärzten - die machen aber auch mehr Vorsorgeuntersuchungen mit eher längerfristigen Terminen.

Gesetzlich Versicherte brauchen Geduld

WIE GROß IST DER ÄRGER? Dass ihnen das Warten auf einen Termin zu lange dauerte, sagten 11 Prozent der Befragten - und 20 Prozent von denen, die sich mindestens einen Tag gedulden mussten. Größer wird der Unmut aber bei wochenlangen Wartezeiten. Unterschiede je nach Krankenversicherung werden vor allem bei langem Warten beim Facharzt deutlich: So mussten nach eigener Auskunft 34 Prozent der gesetzlich Versicherten mehr als drei Wochen auf einen Termin warten (Vorjahr: 30 Prozent), bei Privatpatienten waren es 18 Prozent (17 Prozent).

Fluktuation im Wartezimmer

WARTEN IM WARTEZIMMER: Wenn sie in der Praxis sind, kommen rund drei Viertel (72 Prozent) nach eigener Auskunft binnen einer halben Stunde an die Reihe - ein stabiler Umfragewert seit mehreren Jahren. Länger als 30 Minuten in der Praxis gewartet haben demnach 27 Prozent der Kassenpatienten und 14 Prozent der Privatversicherten. Überhaupt mehr als zwei Stunden ausharren zu müssen, war sehr selten (2 Prozent).

Spahn fordert Terminservicestellen

REAKTIONEN: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bekräftigte angesichts der Umfragewerte seine Pläne unter anderem für einen Ausbau von Terminservicestellen. "Wir müssen weiter daran arbeiten, dass Patienten so schnell wie nötig einen Arzttermin bekommen", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Mittwoch). Die Stiftung Patientenschutz betonte, es sei überfällig, dass eine einheitliche bundesweite Rufnummer komme, die rund um die Uhr erreichbar sei. Der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung begrüßt dies ebenfalls. Gerade bei Facharztterminen gebe es noch Luft nach oben.

Weniger Patienten in Notaufnahmen

NACHTS UND AM WOCHENENDE: Bei der Frage, wie sich Patienten außerhalb der Praxis-Öffnungszeiten entscheiden, verändert sich laut der Umfrage etwas. Wenn sie nachts oder am Wochenende Hilfe brauchen, gehen weniger Menschen direkt in die häufig überlasteten Notaufnahmen von Kliniken. 33 Prozent der Befragten taten dies nach eigenen Angaben zwar noch immer, ein Jahr zuvor waren es aber noch 47 Prozent. Dagegen wandten sich nun 26 Prozent (Vorjahr: 20 Prozent) an ärztliche Bereitschaftsdienste. KBV-Chef Gassen sagte, offensichtlich trügen intensive Informationen über diese ersten Anlaufstellen erste Früchte.

Großer Vertrauensvorschuss

UND SONST? Die große Mehrheit der Patienten fühlt sich beim Arzt nach wie vor gut aufgehoben - 91 Prozent der Befragten bezeichneten das Vertrauensverhältnis als "sehr gut" oder "gut". Zu neuen digitalen Behandlungsangeboten ergab sich in ergänzenden vertieften Interviews Aufgeschlossenheit, wie die KBV erläuterte. Deutlich werde aber auch Skepsis bei reinen Fernbehandlungen etwa per Video durch Ärzte, mit denen man vorher keinen Kontakt hatte. "Digitale Angebote werden den persönlichen Kontakt zwischen Arzt und Patient unterstützen, jedoch niemals ersetzen können", sagte KBV-Chef Gassen. (mc/dpa)

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