Der Winter verabschiedet sich langsam - Zeit für den Frühjahrsputz! Doch Vorsicht: Viele Putzmittel riechen nicht nur unangenehm scharf und greifen die Hände an, sondern können sogar gesundheitsschädlich sein. Wir erklären, worauf Sie achten müssen und welche Alternativen es gibt.

Mehr Gesundheitsthemen finden Sie hier

"Gefahr. Verursacht schwere Augenschäden. Kann die Atemwege reizen. Verursacht schwere Verätzungen." Was wie ein Hinweis auf einer Chemikalie klingt, mit der ausschließlich Fachleute umgehen sollten, ist in Wirklichkeit ein Hinweis auf einem handelsüblichen WC-Reiniger.

Denn er enthält Sulfamid-Säure und die sollte weder geschluckt werden noch auf die Haut oder in die Augen kommen.

WC-Reiniger ist bei Weitem nicht das einzige Putzmittel, das solche Warnhinweise auf sein Sicherheitsdatenblatt schreiben muss. Denn viele von ihnen enthalten Laugen, Säuren und andere Inhaltsstoffe, die für die Gesundheit schädlich sein können - auch wenn man alle Hinweise beherzigt.

Konzentrate unbedingt verdünnen – aber nicht mit warmem Wasser

Denn es gibt Studien, die nahelegen, dass der Gebrauch von Reinigungsmitteln langfristig Auswirkungen auf die Lungenfunktion hat. So haben Menschen, die beruflich putzen, ein höheres Risiko, Asthma zu bekommen.

Eine Langzeituntersuchung aus Norwegen ergab zudem, dass bei Frauen, die - beruflich oder zu Hause - viel putzen, die Lunge mit dem Alter schneller schwächer wird als bei jenen, die nie selbst putzen.

Da davon auszugehen ist, dass die allermeisten von ihnen die Gebrauchsanweisung beachtet und das Produkt richtig verwendet haben, müssen dafür zumindest teilweise auch die Inhaltsstoffe verantwortlich sein.

Vorsicht ist zum Beispiel bei säure- und laugenhaltigen Putzmitteln geboten. "Ihre chemische Aggressivität schädigt die Schleimhaut der Bronchien", erklärt Alexandra Preisser, stellvertretende Leiterin des Zentralinstituts für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin des Universitätsklinikums in Hamburg-Eppendorf, im Gespräch mit unserer Redaktion.

Das gilt besonders bei Konzentraten wie einigen Kalk-, Bad- und WC-Reinigern. Diese müssten meist mit Wasser verdünnt werden, "damit sie Schleimhäute und Haut nicht angreifen", so die Fachärztin für Innere Medizin und Pneumologie.

Allerdings könne das Verdünnen in ungeübter Hand in einer falschen Dosierung erfolgen. Deswegen: Immer auf die Packung schauen, mit wie viel Wasser eine bestimmte Menge des Konzentrats gemischt werden muss.

Ein weiterer wichtiger Hinweis ist, dass das Wasser, mit dem gemischt wird, nicht warm sein sollte. "Beim Mischen mit warmem Wasser entstehen eher mehr gesundheitsgefährdende Dämpfe als mit kaltem Wasser", sagt Preisser, die auch Fachärztin für Arbeitsmedizin ist.

Auf Gefahrenzeichen achten

Ein Blick auf die Packung zeigt, ob das Mittel gesundheitsgefährdende Stoffe enthält. Schnell zu erkennen ist das vor allem an zwei Symbolen, die sich jeweils in einem weißen, auf der Spitze stehenden und rot umrandeten Quadrat befinden: einem Ausrufezeichen und einem Menschen mit einer Art weißem Stern auf der Brust.

Das Ausrufezeichen warnt vor Hautreizungen und akut schädlichen Stoffen. Das andere Symbol weist auf Stoffe hin, die tödlich sein können, wenn man sie verschluckt oder einatmet. Und auf Stoffe, die Krebs erregen, das Erbgut verändern und die Fortpflanzung gefährden können.

Oft sind die schon erwähnten Laugen und Säuren dafür ausschlaggebend, dass ein solches Symbol auf einem Putzmittel zu finden ist. Denn beide können eine stark ätzende Wirkung haben.

Werden sie miteinander gemischt, wird es unter Umständen besonders unangenehm. "Denn dann können Chlorgase frei werden, die die Lunge schwer schädigen können", sagt Alexandra Preisser.

Auf Sprühreiniger besser verzichten

Neben der Empfehlung, die Gebrauchsanleitung auf der Flasche oder der Packung zu lesen, rät Alexandra Preisser davon ab, Mittel zum Sprühen zu verwenden. "Denn beim Sprühen werden Aerosole - also kleine Partikel in feiner Flüssigkeit oder Gas - frei, die eingeatmet werden könnten", sagt sie. Das führe unter Umständen zu einer Reizung der Atemwege.

Ein Atemschutz reiche da kaum, da die Aerosole so klein sind, dass sie Partikelmasken durchdrängen. "Im professionellen Bereich müssen daher bei manchen Mitteln entsprechende Filtermasken getragen werden."

Das Allergierisiko sieht die Ärtzin indes als eher gering an. "Manche Putzmittel enthalten zwar auch allergisierende Stoffe, zum Beispiel Duftstoffe", sagt Preisser. Das sei aber eher selten problematisch.

In vielen Fällen sind Reiniger mit viel Chemie aber sogar gänzlich überflüssig. Denn viele Flecken lassen sich mit Hausmitteln wie Gallseife, Natron, Zitronen- oder Essigsäure entfernen, die bei Weitem nicht so aggressiv und ätzend sind wie etwa die Sulfamid-Säure.

Als Backofenreiniger wird zum Beispiel oft eine Backpulver-Wasser-Mischung empfohlen, zum Teppichreinigen Natron. Backpulver kann auch gut zum Saubermachen des WC verwendet werden, Essig als Glasreiniger, Geschirrspülmittel und Zitronensäure gegen Kalkablagerungen im Bad.

Viele Putzmittel belasten die Umwelt

Auch die Verbraucherzentralen raten beim Kauf von Reinigungsmitteln zur Mäßigung. Es reiche, vier Putzmittel im Haushalt zu haben:

  • neutralen Allzweckreiniger
  • Scheuerpulver oder einen Kratzschwamm
  • Essigreiniger oder Zitronensäure
  • Geschirrspülmittel

Das Umweltbundesamt geht mit seinen Empfehlungen in eine ähnliche Richtung. Es warnt vor allem vor Alkalien wie Ammoniak, Soda, Natriumhydroxid und Kaliumhydroxid, den wichtigsten Grundstoffen für schmutzlösende Laugen.

In verschiedenen Sanitärreinigern sei zudem Natriumhypochlorit enthalten, das in Verbindung mit sauren WC-Reinigern besagtes, giftiges Chlorgas bilden könne.

Wer solche Stoffe meidet, schont übrigens nicht nur seine Atemwege und Haut, sondern auch die Umwelt. Denn einige der Inhaltsstoffe von Putzmitteln belasten die Abwässer und können in Kläranlagen nur schwer entfernt werden.

Verwendete Quellen:

  • Schriftliche Antworten von PD Dr. Alexandra Preisser, Fachärztin für Arbeitsmedizin und Fachärztin für Innere Medizin und Penumologie am Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin am Universitätsklinikum in Hamburg-Eppendorf
  • Webseite des Norddeutschen Rundfunks (NDR): "Putzmittel: Gefahr für Lunge und Haut"
  • Studie unter anderem von Wissenschaftlern der Universität Bergen, Norwegen: "Cleaning at home and at work in relation to lung function decline and airway obstruction"
  • Webseite des Umweltbundesamts: Inhaltsstoffe
  • Webseite des Münchener Merkur: "Giftige Dämpfe? So schädlich sind Putzmittel für die Gesundheit"
  • Website der Verbraucherzentralen: "Umweltfreundliche Putzmittel: Vier Mittel reichen für den HausputzundGefahrenzeichen bei Chemikalien und Putzmitteln"
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.