• Die Intensivstationen Deutschlands laufen voll, die Inzidenzen steigen und Deutschland steckt mitten in der vierten Welle.
  • Trotz der Möglichkeit der Impfung müssen Pflegepersonal und Ärzte beständig an der Belastungsgrenze arbeiten.
  • Der ärztliche Direktor der Universitätsklink für Anästhesiologie und Intensivmedizin Freiburg, Prof. Dr. Hartmut Bürkle, erklärt im Interview die Lage auf den Intensivstationen.
Ein Interview

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Herr Bürkle, wie würden Sie die derzeitige Lage auf Ihrer Intensivstation beschreiben und wie viele COVID-19-Patienten haben Sie?

Hartmut Bürkle: Bei uns ist die Lage auf den Intensivstationen analog zur dritten Welle als sehr angespannt zu beschreiben, leider mit höheren Fallzahlen. So sehen wir derzeit erneut im Rahmen der kälteren Jahreszeit eine Zunahme an Patientinnen und Patienten, sowohl auf Normalstation als auch auf Intensivstation.

Stand 13. Dezember 2021 haben wir 35 Menschen in unserer Intensivtherapie, die an COVID-19 erkrankt sind. Davon sind 80 Prozent invasiv beatmet, weil es ihnen so schlecht geht, bei acht Patienten ist die Lungenfunktion so schlecht, dass sie eine sogenannte ECMO Therapie benötigen.

Derzeit haben wir eine 35-prozentige Auslastung der Intensivstation bei uns mit COVID-Patienten, das ändert sich aber fast schon stündlich. In ganz Baden-Württemberg sind es im Durchschnitt 43 bis 48 Prozent und wir rechnen auf Sicht mit gleich bleibenden oder noch höheren Zahlen.

Wie sieht bei Ihnen der Anteil an Intensiv-Patienten zwischen Geimpften und Ungeimpften aus?

Bei unseren Intensivpatienten handelte es sich in den letzten 3 Monaten bis heute (13. Dezember 2021) zu 80 Prozent um nicht geimpfte Personen, denen zwanzig Prozent Geimpfte gegenüberstehen. Bei den Geimpften muss man aber ergänzen, dass diese in der Regel Menschen mit Immunbegleiterkrankung oder Immuntherapie sind, also Patienten, die äußerst vulnerabel sind. Oder aber sie gehören zur Gruppe der Geimpften mit lange zurückliegender 2. Impfung und noch ohne 3. Impfung, der sogenannten Booster-Impfung.

"Geimpfte Personen haben weniger schwerwiegende Verläufe"

Glücklicherweise haben geimpfte Personen weniger schwerwiegende Verläufe – schwerste Verläufe mit allen Komplikationen beobachten wir vor allem bei Ungeimpften. Zur Frage der Schutzwirkung von Impfungen muss man feststellen, dass es einen 100-prozentigen Schutz durch Impfungen fast nicht geben kann, vor allem nicht, wenn die Impfungen noch nicht lange und immer wiederkehrend verwendet werden. Der bei Corona erreichte Schutz von annähernd 95% der Geimpften ist jedoch unglaublich groß.

Sie sprechen von 80 Prozent Ungeimpften. Wie alt sind diese Patienten und bringen auch sie klassische Risikofaktoren mit?

Bei den genannten 80 Prozent ungeimpfter Intensivpatienten sehen wir alle Altersgruppen. Der Mittelwert liegt bei 48 Jahren. Was wir also auf jeden Fall beobachten ist eine deutliche Verlagerung der Altersgruppen durch die Delta-Variante auf insgesamt unter 60 Jahren.

Wir Wir hatten in der letzten Woche erneut drei Schwangere auf unserer Station. Und da sprechen wir von einer Altersgruppe von etwa 29 bis 35 Jahren, ebenfalls ungeimpft. Delta macht eben deutlich kranker und verbreitet sich schneller. Seither sind es leider vermehrt junge Patientinnen und Patienten. Und die Anzahl wird nicht geringer.

Zuletzt hat eine ARD-Doku aus der Uniklinik Köln die teilweise nicht einsetzende Einsicht bei militanten Impfgegnern oder COVID-Leugnern illustriert. Wie ist das bei Ihnen auf Station?

Auch wir haben mit Mitbürgerinnen und Mitbürgern Erfahrungen gemacht, die sich aus einer ideologischen Haltung heraus nicht der Impfung unterzogen haben. Wir sehen bei diesen Menschen dann aber in der Intensivbehandlung, der dann notwendigen lebenserhaltenden Therapie, ein Bewusstsein für die eigene Versehrtheit als Ungeimpfter und das Ringen um und mit der eigenen Existenz.

Denn die Sterblichkeit ist weiter hoch und schwerwiegendes Organversagen ist deutlich wahrscheinlicher bei Ungeimpften. Diejenigen, die wir erfolgreich am Leben halten können, machen eine Veränderung durch, auch bezüglich ihrer Haltung zur Impfung. Sie haben mit uns um ihr Leben gerungen und sehen ihre ideologische Haltung zur Impfung in einem neuen Licht.

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Nach Angaben der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin stehen rund 5.000 Intensivbetten weniger zur Verfügung als vor einem Jahr. Macht sich das bei Ihnen bemerkbar und wie geht es den Ärztinnen und Ärzten, sowie den Pflegenden?

Ja, weniger Betten machen sich auch bei uns bemerkbar. Bundesweit haben wir im Vergleich zu 2020 eine Reduktion von 20 bis 30 Prozent. Das liegt hauptsächlich an der Nicht-Nachbesetzung von Pflegepositionen. Es gibt viele Kolleginnen und Kollegen, die sich in den überlastenden Situationen der drei bisherigen Wellen nach einem anderen Berufsbild umgesehen, oder einer anderen Tätigkeit zugewandt haben.

Diese Entwicklung müssen wir im gesellschaftlichen Kontext betrachten. Es gibt unter Kolleginnen und Kollegen ein großes Unverständnis, dass Solidarität gegenüber Kranken in den Überlegungen einer Minderheit der Gesellschaft keine Rolle spielt.

Die Überlastung der Intensivstationen kann jeden treffen

Wir sprechen bei einer Überlastung von Intensivstationen nicht nur von COVID-19-Patienten, sondern ebenfalls von einer erheblich schlechteren intensivmedizinischen Versorgungslage für Krebskranke, Schwangere, Unfallopfer oder auch Kinder, die eine schwierige OP vor sich haben.

Dass die Solidarität des Einzelnen nicht ausreicht zu sagen, ja, ich lasse mich impfen, nicht nur zu meinem Schutz, sondern auch für meine Familie, meine Bekannten, mein Umfeld, damit diese im Krankheitsfall auch gut versorgt werden können, frustriert und bewegt unsere Mitarbeitenden. Und sie sind frustriert, dass die politischen Begleitmöglichkeiten über Impfangebote bis zu Mobilisierungskampagnen nicht adäquat durchgeführt worden sind.

Sie sprechen gerade schon die Konsequenzen an, die sich aus einer Überlastung von Intensivstationen ergeben können. Sie verschieben also Operationen?

Ja! Wir verschieben Operationen überall in Deutschland in unglaublicher Zahl. Und diese Verschiebungen wären vermeidbar, das ist das Frustrierende daran. Man kann sich selbst und vielen anderen helfen. Ich appelliere an alle, die noch ungeimpft sind: Denken Sie heute darüber nach, sich morgen impfen zu lassen und machen Sie damit einen Unterschied!

Ich bin überzeugt, dass unsere Gesellschaft fähig ist, verantwortungsvoll und eigenständig zu handeln. Dazu gehört das Vermeiden von Menschenmengen oder Großveranstaltungen. Und dazu gehört auch, sich an die Maßnahmen zu halten, die erwiesenermaßen funktionieren: Maske tragen, die AHL-Regeln beachten und am allerwichtigsten: Impfen!

Ich kann mir vorstellen, dass der Gedanke, dass die Situation vermeidbar gewesen wäre, psychologisch sehr belastend ist.

Ja! Und es wird derzeit immer formuliert: Wir hatten doch so viele Betten, was ist passiert? Ich muss hier daran erinnern, dass ein großer Teil der Intensivbetten mit Beatmungsfunktion richtigerweise für die erste Welle generiert wurde.

Vor dem Hintergrund der dramatischen und schrecklichen Bilder aus Bergamo oder Toulouse mussten wir annehmen, dass wir innerhalb kürzester Zeit akute Erkrankungen mit Erstickungsnot in hoher Zahl haben würden. Ich habe damals den Begriff der "Erstickungsbetten" formuliert und halte ihn nach wie vor für treffend. Das war damals eine gewaltige Anstrengung und ein enormer Kraftakt von allen im Gesundheitssystem tätigen Kolleginnen und Kollegen und auch von der Politik.

"Es sind noch nie so viele Menschen im Gesundheitswesen gestorben, wie in der Corona-Pandemie"

Es war auch richtig für die Pflegekräfte zu klatschen, weil sie sich unter Einsatz ihres eigenen Lebens, ohne ausreichenden Schutz und noch mit sehr wenig vorhandenen Kenntnissen über das Virus in die Schlacht geworfen haben. Sie haben in der ersten Welle ihr eigenes Leben in den Dienst von Mitbürgerinnen und Mitbürgern gestellt.

Man darf dabei nicht vergessen: Es sind noch nie so viele Menschen im Gesundheitswesen gestorben, wie in der Corona-Pandemie. Und jetzt sehen sie sich erneut der Situation gegenüber, maximales Engagement aufbringen zu müssen, und trotzdem ist ein kleiner Teil der Gesellschaft nicht bereit, einen Solidaritätsakt auszuüben.

Schwer zu verstehen, schwierig zu vermitteln. Mir ist wichtig zu betonen: Alle Menschen, die wir medizinisch begleiten, bekommen die bestmögliche Versorgung. Das tun wir weiterhin und gehen für alle Menschen an die Grenzen unserer eigenen Gesundheit, müssen dies tun, um die Versorgung zu gewährleisten. Wir brauchen dazu jedoch auch die Fürsorge und Unterstützungen von allen Menschen unserer Gesellschaft.

Wie beurteilen Sie vor dem Hintergrund der Delta-Variante und der von ihnen beschrieben Situation auf der Intensivstation den verschobenen Fokus der Politik von der Inzidenz auf die Hospitalisierungsrate?

Es hat sich gezeigt, dass die Hospitalisierungsrate bei Delta zu ungenau war und ist und auch in Zukunft sein könnte. Es werden immer mehr Menschen hospitalisiert, auch geimpfte Menschen, die in der Regel aber eben nicht auf der Intensivstation landen.

Die Parametrisierung ist aus meiner und unserer Sicht bei Delta nicht richtig und sie hinkt hinterher. Es muss die effektive Belastung der Intensivbetten sein. Alle glauben immer wir können endlos Betten aufbauen, aber das ist ein Trugschluss.

Wir haben zeitgleich immer eine sehr große Anzahl an Nicht-Corona-Patienten im Krankenhaus, die bitte auch weiter ihren Weg ins Krankenhaus finden sollen, ja finden müssen, um Ihre Erkrankungen zu therapieren.

Welchen Trend erwarten Sie für die nächsten Wochen und über den Winter? Reichen Maßnahmen wie 2G oder 2G+ aus, um die Lage zu entspannen?

Rein epidemiologisch wird das nicht ausreichen. Vor allem mit der neuen Bedrohung durch Omikron mit einem noch nicht gut einschätzbaren Krankheitswert und -verlauf für Europa. Mittlerweile gibt es erste Berichte aus Großbritannien, die von einer ähnlich hohen Infektiosität wie in Südafrika für Omikron ausgehen. Damit wäre die Übertragbarkeit deutlich höher als bei der gegenwärtig noch in Deutschland absolut vorherrschenden Delta Variante des Virus. Es scheint, dass die Impfung besonders verstärkt fortgesetzt werden muss, für Omikron benötigt man einen aktuell hohen Antikörpertiter. Dieser kann nur über eine aktuelle Booster-Impfung oder über die rasche Erstimpfung erzeugt werden.

Gleichzeitig besteht meine Hoffnung darin, dass die Maßnahmen zusätzlich individualisiert wirken, also umsichtige Mitbürgerinnen und Mitbürger selbstständig Kontaktbeschränkungen einhalten. Ich fände und finde es unverzeihlich, dass wir bei den Möglichkeiten, die wir haben – Impfen, bewusste Kontakte, Maske – als Mitbürgerinnen und Mitbürger, die wir abhängig davon sind, dass es Einzelhandel gibt, dass es Dienstleistungen, dass es Kultur, Gastronomie und Hotelgewerbe gibt, dass wir all das einfach so auf das Spiel setzen.

Ich würde sehr gerne weiter den Einzelhandel aufsuchen und ins Restaurant gehen und zeitgleich auch Kulturschaffende erleben. Bei mir ist das gerade zeitlich nicht möglich, aber ich wünsche mir, dass es andere können. Das ist aber gerade schwierig. Denn eine Minderheit der Gesellschaft zeigt keine Verantwortung für die Existenz und die Gesundheit anderer Menschen.

Sie sprechen hier Verantwortungsbewusstsein und gesellschaftlichen Zusammenhalt an, weil Corona eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist?

Ja, so ist es. In den Kliniken sind wir es gewohnt, hart zu arbeiten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind es gewohnt für das Gemeinwohl einzustehen. Das ist unser Beruf. Viele andere Menschen tun das auch, diejenigen, die Dienstleistungen erbringen, die im öffentlichen Nahverkehr oder bei der Bahn ihren Teil leisten, die an der Kasse im Supermarkt arbeiten, Polizistinnen und Polizisten.

Wir alle leisten einen Beitrag zum Gemeinwohl und für das Funktionieren der Gesellschaft und damit für ein gutes Miteinander. Ich bin kein Intensiv-Mediziner, der der Gesellschaft vorschreibt, was zu tun ist, aber unsere Signale und Beschreibungen sind doch eindeutig.

"Die Lage ist dramatisch"

Wir müssen gemeinsam handeln. Ich glaube auch, dass die Menschen es nicht mehr hören können, dass die Lage so schlimm ist. Nur, weghören oder wegschauen hilft häufig nicht, gegenwärtig in der Pandemie überhaupt nicht. Das Wunschdenken und die vielen unwissenschaftlichen Spekulationen führen nun zu meiner Aussage: Die Lage ist dramatisch.

Wenn Kliniken Intensivpatienten ausfliegen, dann ist das ein absolutes Alarmsignal. Eine solche Entscheidung wird nur dann gefällt, wenn es nicht mehr anders geht. Denn wir wissen natürlich, dass Transporte von schwerkranken Intensivpatienten eine neue Risikosituation bringen und die Erkrankung allein durch den Transport mit einem Erkrankungserschwernis verbunden ist. Das will kein Intensivmediziner und sicher kein schwer kranker Mensch.

Sie sprechen das bereits aktivierte Kleeblatt-Prinzip an, das die Verteilung von Intensivpatienten regelt. Modellierer melden darüber hinaus, dass die Daten ihrer Modelle nicht mehr zueinander passen, und es steht die Vermutung stiller Triage im Raum. Ist das Gesundheitssystem bereits überlastet und es weiß sich nicht mehr anders zu helfen?

Ich versuche diese Begrifflichkeit zu vermeiden. Zu einer Behandlung gehören in der Medizin schon immer zwei Dinge. Zunächst die Indikationsstellung: Es muss eine klare medizinische Fragestellung geben, die nachfolgend in eine spezifische Begleitung und Ergebnislage mündet. Daneben stand immer schon die Autonomie des Patienten.

Diese beiden Elemente führen dann zu einem gemeinsamen Behandlungsauftrag. Das heißt, die Priorisierung von Indikationsstellungen gab es schon immer, auch vor Corona. Es stellt sich immer die Frage, welcher Patient braucht welche Behandlungseinheit?

"Freie Betten gibt und gab es nicht"

Wir haben nicht unendlich Einheiten. Die Rede von freien Intensivbetten ist ein künstliches Produkt. Diese Betten sind nicht frei, sondern in der Regel mit Patienten belegt. Diese können – hoffentlich, muss man dazu sagen –, wenn noch schwerer kranke Patienten eintreffen, ohne größere Gefahr auf eine Nachsorgeeinheit verlegt werden.

Ich bin seit 32 Jahren Arzt und ich kann mich nicht erinnern, dass wir jemals wirklich freie Intensivbetten hatten. Es waren immer belegte Betten, von denen die jeweiligen Patienten enorm profitiert haben.

Das heißt also, das Sprachbild "freier Intensivbetten" ist ein Trugschluss. Es sind Betten, die belegt sind, aber beim Eingang eines noch kränkeren Patienten freigemacht werden können.

Genau. Und bei einem Erkrankungsbild wie COVID-19 mit einer so schnellen Dynamik und so ausgeprägter Organschädigung ergibt sich – auch unabhängig von der Hospitalisierungsinzidenz – bereits eine hohe Sterblichkeit. Und mit der Delta-Variante ist es jetzt so, dass wir eine Veränderung in der Altersstruktur haben, die Auswirkungen auf die Auslastung der Krankenhäuser hat.

Jüngere Menschen ohne Begleiterkrankung, die an der Delta-Variante erkranken, machen in einigen Fällen eine rasante Entwicklung durch. Zunächst scheint es zu Hause schon zu gehen, woraufhin dann eine plötzliche, rapide Verschlechterung einsetzt. Das sind dann oft Patienten, die die Normalstation umgehen und direkt auf der Intensivstation landen.

Ich bleibe also dabei. Das vorher bereits erwähnte Bild der "Erstickungsbetten" ist richtig. Wir waren zu Beginn der Pandemie davon ausgegangen, dass wir die Menschen fünf bis sechs Tage auf Intensivstation aktiv beatmen. Jetzt sind es aktuell im Schnitt 28 Tage. Das ist eine unglaubliche Situation. Das heißt: Freie Betten gibt und gab es nicht.

Welche Maßnahmen wünschen Sie sich angesichts der dramatischen Lage nun für die kommenden Monate?

Was ich mir wirklich wünsche ist, dass wir aufhören uns gegenseitig Vorwürfe zu machen. In dieser Ausnahmesituation bringen Vorwürfe keinen Ausweg. Ich wünsche mir, dass wir gemeinsam mit allen Mitteln, die jeder für sich selbst hat, einen Ausweg aus dieser Krise finden.

Danach sollten wir uns noch einmal unterhalten, was man hätte besser machen können. Sich jetzt in Vorwürfen und in politischen Eitelkeiten zu verstricken, hilft nicht und lässt uns auch letztlich ohne Lösungswege zurück.

"Die Mehrheit hat in der Pandemie viel geleistet"

Ich erwarte eine gemeinsame Anstrengung und Verantwortlichkeit von jedem Einzelnen. Alles andere wird uns nicht aus der Pandemie heraushelfen. Andere Länder haben es uns vorgemacht. Ich wünsche mir, dass wir einen respektvollen Umgang miteinander wiederfinden und alle Formen von psychischer und physischer Aggression gegenüber Mitbürgerinnen und Mitbürgern unterlassen.

Man muss aber auch festhalten: Die Mehrheit hat in dieser Pandemie eine starke Leistung und viele Opfer erbracht. In allen Berufsgruppen und auch privat sind unglaubliche Opfer gebracht worden. Diese Mehrheit müssen wir aktiv begleiten und führen.

Und gegenüber der Minderheit oder Einzelnen, die sich ideologisch verrannt haben, müssen wir sagen: Wir erkennen eure Ideologie als Trugschluss an. Aber sie wird keinen Einfluss auf unsere Gesellschaft gewinnen. Und Gewalt stellt niemals ein Argument dar.

Über den Experten: Hartmut Bürkle, Dr. med. Univ.-Prof., Professor für Anästhesiologie und Intensivmedzin, leitet die Universitätsklinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin der Albert-Ludwigs-Universitätsmedizin Freiburg. Die Universitätsmedizin Freiburg (unter den fünf größten deutschen Universitätskliniken) gilt als nationales und internationales Kompetenzzentrum für Intensivmedizin. Zusammen mit vielen höchst engagierten Pflegenden und ÄrztInnen am Universitätsklinikum Freiburg werden seit mehr als 20 Monaten eine besonders große Anzahl von COVID-19 schwersterkrankten Menschen in der Intensivmedizin behandelt.

Verwendete Quellen:

  • Telefonisches Interview mit Prof. Dr. Bürkle
  • divi.de: Pressemeldung. Fehlende Pflegekräfte auf Intensivstationen: In jedem dritten Bett kann kein Patient mehr behandelt werden
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