Krebs durch Oralverkehr: Mit seiner Aussage gegenüber dem britischen "Guardian" erntete Schauspieler Michael Douglas, bei dem 2010 Kehlkopfkrebs entdeckt wurde, teils skeptische Reaktionen. Doch tatsächlich sind durch orale Sexpraktiken übertragene Humane Papillomaviren dafür verantwortlich, dass immer mehr Menschen in den USA und Europa an einem bestimmten Typ von Rachentumor erkranken. Forscher haben jetzt herausgefunden, wie sich das Risiko für diese Krebsart bereits Jahre vor der Erkrankung feststellen lässt.

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Humane Papillomaviren, kurz HPV, sind in der breiten Bevölkerung vor allem dadurch bekannt, weil sie bei Frauen Gebärmutterhalskrebs auslösen können. Bei dem Übeltäter handelt es sich unter anderem um den Hochrisiko-Typ HPV 16. Er ist ebenfalls verantwortlich für die Entstehung von Oropharynxkarzinomen, einer Krebsart im Mundrachenraum. HPV 16 sind nach Angaben des Wissenschaftsportals "Science Daily" Auslöser für mehr als 60 Prozent der Oropharynxkrebs-Fälle in den USA. Damit geht von ihnen offenbar eine größere Gefahr aus, an dieser Krebsart zu erkranken, als von den Risikofaktoren Rauchen und Alkoholkonsum.

Dieses Risiko lässt sich in vielen Fällen jedoch Jahre vor ihrer Entstehung bestimmen und zwar anhand von HPV-Antikörpern im Blut. Das haben Wissenschaftler des amerikanischen National Cancer Institutes (NCI) in Zusammenarbeit mit der International Agency for Research on Cancer (IARC) jetzt herausgefunden.

An ihrer Studie, die im "Journal of Clinical Oncology" publiziert wurde, nahmen 638 Teilnehmer mit bösartigen Kopf-Hals-Tumoren (Mund-, Oropharynx- und Kehlkopfkrebs) sowie 300 Teilnehmer mit Speiseröhrenkrebs teil.

Die Forscher analysierten Blutproben der Krebspatienten, welche im Durchschnitt sechs Jahre vor der Krebsdiagnose entnommen wurden. Diese verglichen sie mit Proben gesunder Teilnehmer einer weiteren Langzeitstudie, der "European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition Study" (EPIC).

Dabei wiesen sie bei knapp 35 Prozent der Teilnehmer mit Oropharynx-Krebs nach, dass bereits Jahre vor der Diagnose Antikörper gegen HPV 16 im Blut vorhanden waren. Bei der Kontrollgruppe waren es nur 0,6 Prozent.

Diese Ergebnisse könnten künftig Frühdiagnosen per Bluttest ermöglichen. Aimee R. Kreimer vom NCI erklärt: "Unsere Studie zeigt nicht nur, dass die Antikörper vor der Diagnose vorhanden waren, sondern dass sie in vielen Fällen mehr als zehn Jahre, bevor der Krebs klinisch nachweisbar war, existierten."

Obwohl HPV durch Oralverkehr übertragen werden können, gibt es keinen Grund zur Panik. Tumore im Rachen sind sehr selten: Jährlich erkrankt in Deutschland nur etwa einer von 100.000 Menschen daran.

(sist)

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