Ein Mikrowellenherd ist ohne Zweifel praktisch. Doch die Geräte stoßen bei vielen Menschen auch auf Skepsis. Sind die Sorgen hinsichtlich der Strahlungsbelastung begründet - und wie gesund ist in der Mikrowelle zubereitetes Essen eigentlich?

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Das Essen reinstellen, ein paar Knöpfe drücken - und in wenigen Minuten steht eine warme Mahlzeit auf dem Tisch. Wenn es mal schnell gehen muss, sind Mikrowellenöfen praktisch. Doch Verbraucher machen sich Sorgen, etwa über die abgegebene Strahlung.

Wie gefährlich ist Mikrowellenstrahlung?

Laut dem Bundesamt für Strahlenschutz ist die Strahlungsmenge, die intakte Mikrowellengeräte abgeben, allerdings unkritisch. Erst wenn Beschädigungen auftreten oder die Türe nach intensiver Nutzung nicht mehr richtig schließt, sollten Sie Ihr Gerät dringend überprüfen lassen.

Andere Benutzer fragen sich, ob die Mikrowellen die Nährstoffe in Lebensmitteln abtöten. Auch diese Befürchtung ist laut Sascha Rohn vom Institut für Lebensmittelchemie der Universität Hamburg unberechtigt.

Wenn Nahrung erhitzt wird, hat das immer Auswirkungen auf den Nährstoffgehalt. Man könne nicht pauschal sagen, dass die Verwendung eines Mikrowellengeräts schädlicher sei als das Kochen auf dem Herd. "Beide Male wird nur Wasser erhitzt", so Rohn.

Bezüglich mancher Nährstoffe ist die Zubereitung in der Mikrowelle sogar schonender. Wenn man beispielsweise Möhren in Wasser kocht, werden die darin enthaltenen wasserlöslichen Vitamine herausgeschwemmt. Schüttet man das Kochwasser weg, gehen damit auch die darin gelösten Vitamine verloren. "In der Mikrowelle wird nur das lebensmitteleigene Wasser erhitzt. Die wasserlöslichen Vitamine bleiben also erhalten", sagt Rohn.

Zur Nahrungszubereitung durch Mikrowellenbestrahlung gibt es zahlreiche Studien. Ein allgemeines Urteil darüber, ob die Methode besser oder schlechter als konventionelle Verfahren ist, erlauben diese nicht.

Manche Studien zeigen, dass der Vitamin-C-Gehalt in Lebensmitteln nach der Mikrowellenbehandlung höher ist als nach dem Kochen. Andere Studien belegen aber, dass die Antioxidantien in Brokkoli oder Knoblauch in der Mikrowelle stärker abgetötet werden als bei konventionellen Methoden.

Wie funktioniert eine Mikrowelle?

In einem Mikrowellengerät werden mit Hilfe von elektromagnetischen Strahlen Wassermoleküle in Lebensmitteln in Schwingung versetzt. Dadurch entsteht Reibungswärme.

Das hat Einfluss auf die Wahl des Gefäßes. Denn manche Fertiggerichte werden in Kunststoffverpackungen verkauft, in denen sie nach Herstellerangaben während der Zubereitung verbleiben soll. Das sieht Rohn als problematisch an.

"In der Mikrowelle entsteht Hitze. Es ist schon möglich, dass Kunststoff dadurch so weich wird, dass schädliche Substanzen an die Lebensmittel abgegeben werden", sagt der Lebensmittelchemiker.

Er empfiehlt daher, Nahrung nicht in der Kaufverpackung zu erhitzen, sondern dafür mikrowellengeeignetes Geschirr zu verwenden.

Auch aus Sicherheitsgründen ist die Wahl des Behältnisses ausschlaggebend. Rainer Stamminger von der Sektion Haushaltstechnik der Universität Bonn rät von der Verwendung von Materialien aus Metall, die also elektrisch leiten, ab: "Hier kommen die Mikrowellen nicht durch, sondern werden an der Oberfläche reflektiert. Sie kommen also gar nicht an die Lebensmittel heran und können sie nicht erwärmen."

Auch Metallbesteck gehöre nicht in die Mikrowelle, weil es Funkenbildung auslösen könne. "Zwischen dem Besteck und der Innenwand des Mikrowellengerätes baut sich ein elektrisches Feld auf. Dadurch wird das Besteck eventuell heiß und man kann sich die Finger verbrennen", warnt Stamminger.

Vorsicht bei Flüssigkeiten aus der Mikrowelle!

Ein anderes Risiko besteht vor allem dann, wenn man Flüssigkeiten wie Suppe in der Mikrowelle aufwärmt. Dabei kann es zum sogenannten Siedeverzug kommen: "Die Flüssigkeit steht relativ ruhig in dem Gerät und wird teilweise sehr stark erhitzt. Es bildet sich Wasserdampf, der zunächst in der Flüssigkeit verbleibt und erst bei einer Erschütterung, beispielsweise beim Herausnehmen, explosionsartig freigesetzt wird", erklärt Stamminger. Dabei könne es zu starken Verbrühungen kommen.

Das kann dem Experten zufolge verhindert werden, wenn man einen Löffel aus Plastik oder Keramik in die Flüssigkeit steckt, so dass der Dampf bereits während der Erwärmung entweichen kann.

Weil in der Mikrowelle Wasser schnell verdampft, dürfen auch keine Behälter mit verschlossenem Deckel bestrahlt werden. Durch den Wasserdampf baut sich Druck in dem Gefäß auf: "Dann kann das Gefäß schon durch eine kleine Erschütterung, beispielsweise wenn man die Türe der Mikrowelle öffnet, platzen. Dabei können Glassplitter explosionsartig durch die Luft fliegen."

Ähnlich verhält es sich mit Lebensmitteln, die eine Haut oder Schale haben, wie Eier oder Wurst. "In dem Lebensmittel entsteht ein Überdruck, der es zerreißt", so Stamminger.

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Verwendete Quellen:

  • Gespräch mit Prof. Dr. Sascha Rohn vom Institut für Lebensmittelchemie der Universität Hamburg
  • Gespräch mit Prof. Dr. Rainer Stamminger von der Sektion Haushaltstechnik der Universität Bonn
  • Bundesamt für Strahlenschutz: Mikrowellenkochgeräte
  • Studie: Chemical, nutritive and sensory characteristics of tomatoes before and after conventional and microwave blanching and during frozen storage
  • Studie: The influence of heating on the anticancer properties of garlic
  • Studie: Phenolic compound contents in edible parts of broccoli inflorescences after domestic cooking
  • Studie: Effects of microwave radiation on anti-infective factors in human milk
  • Verbraucherzentralen Bundesverband: Kennzeichnung von Küchenutensilien und Geschirr
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