Hohes Fieber, starke Halsschmerzen, Abgeschlagenheit sowie geschwollene Mandeln sind alles Anzeichen für eine akute Mandelentzündung. Mit diesen Symptomen sollten Sie unbedingt schnell einen Arzt aufsuchen. Wenn Sie die Erkrankung verschleppen oder nicht behandeln, kann es richtig gefährlich werden.

Mehr Gesundheitsthemen finden Sie hier

Charakteristisch für eine Mandelentzündung sind das hohe Fieber und die starken Halsschmerzen. Wenn die Mandeln dann auch noch geschwollen, gerötet und womöglich mit weißen Eiterstippchen besetzt sind, ist der Gang zum Arzt unerlässlich.

Wie wird eine Mandelentzündung behandelt? Gibt es unterschiedliche Erreger? Welche Hausmittel helfen und wann ist eine Operation notwendig? Die wichtigsten Fragen und Antworten rund um das Thema Mandelentzündung.

Was ist eine Mandelentzündung?

Eine Mandelentzündung, auch Tonsillitis genannt, ist die Entzündung der Gaumenmandeln. Sie liegen rechts und links hinten im Rachen und sind in der Regel bei geöffnetem Mund zu sehen. Die Mandeln sind ein wichtiger Teil des Immunsystems. Sie haben die Aufgabe, Keime abzuwehren, die über die oberen Atemwege in den Körper eindringen können. Hatten Sie einmal eine Mandelentzündung, schützt dies allerdings nicht vor einer erneuten Infektion.

Die Krankheit kann sowohl durch Viren als auch Bakterien verursacht werden. Dabei handelt es sich meistens entweder um eine bakterielle Neuinfektion oder um eine sogenannte Superinfektion. Darunter versteht man eine Virusinfektion, woraufhin ein Befall mit Bakterien, meist Streptokokken, folgt. Eine Mandelentzündung kann bei Kindern auch ausschließlich durch ein Virus verursacht werden, was bei Erwachsenen eher selten vorkommt.

Wie lange dauert eine Mandelentzündung?

In der Regel heilt eine akute Mandelentzündung mit der richtigen Behandlung innerhalb von ein bis zwei Wochen ab. Von einer chronischen Mandelentzündung ist die Rede, wenn die Erkrankung über drei Monate anhält oder in kurzen Abständen immer wieder auftritt. Generell ist eine Mandelentzündung hochansteckend.

Wie bekomme ich eine Mandelentzündung?

Die Ansteckung mit einer akuten Mandelentzündung erfolgt durch eine Tröpfcheninfektion. Dabei werden beispielsweise beim Husten, Niesen, Sprechen oder Küssen kleine Tröpfchen von einer Person zur anderen übertragen, welche so den Erreger verbreiten.

Die Ausbreitung der Krankheit wird durch größere Menschenansammlungen noch zusätzlich gefördert. Deshalb sollten Erkrankte den Kontakt zu anderen Personen nach Möglichkeit vermeiden.

Häufig erkranken Personen mit einem bereits geschwächten Immunsystem.

Unter anderem kann Stress den Körper anfälliger für die Krankheit machen.

Was sind die typischen Symptome?

Wenn Sie weißlichen Belag auf Ihren Mandeln ausmachen, ist dies noch kein zwingendes Anzeichen für eine Mandelentzündung. Dabei handelt es sich vielmehr um Ausscheidungen der Mandeln. Eine leichte Entzündungsaktivität ist ganz normal.Sollten Ihre Mandeln zusätzlich allerdings gerötet sein, starke Halsschmerzen und Fieber auftreten, sollten Sie einen Arzt aufsuchen.

Typische Anzeichen für eine Mandelentzündung:

  • Fieber
  • starke Halsschmerzen
  • geschwollene und gerötete Mandeln
  • Beschwerden beim Schlucken
  • eine undeutliche Aussprache
  • geschwollene und druckempfindliche Lymphknoten
  • Abgeschlagenheit
  • Schüttelfrost
  • Kopfschmerzen

Wurde die Infektion durch Bakterien ausgelöst, sind auf den Mandeln häufig auch noch weiße Eiterstippchen zu sehen. Orlando Guntinas-Lichius, Mitglied des Präsidiums der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie, weist allerdings darauf hin, dass Betroffene eine bakterielle Entzündung haben können, ohne dass Eiter aus den Mandeln austritt. Und obwohl bei viralen Mandelentzündungen die Mandeln normalerweise nicht eitern, können bestimmte Viren dennoch dafür sorgen. Bei Kindern können auch weitere Symptome, wie Bauchschmerzen und Erbrechen, hinzu kommen.

In den seltensten Fällen treten diese Beschwerden nicht auf. "Es gibt einseitige Formen mit nur wenig Schmerzen", erklärt Guntinas-Lichius. Dann könne der Arzt die Erkrankung nur noch eindeutig bei einer Untersuchung erkennen. Schnupfen, Husten und Heiserkeit zählen nicht zu den typischen Krankheitsmerkmalen.

Wie wird eine Mandelentzündung behandelt?

Zunächst muss der Arzt feststellen, ob die Mandelentzündung von Viren oder Bakterien verursacht wurde. Das erkennt er vor allem an den typischen Symptomen. Sind Viren der Auslöser für die Krankheit, helfen Medikamente nicht bei der Genesung. Dann muss der Patient abwarten, bis die Symptome von selbst abklingen.

Wurde die Mandelentzündung durch Bakterien verursacht, bewertet der Arzt zunächst die typischen Symptome wie Fieber, geschwollene Lymphknoten und fehlender Husten mithilfe eines Punktesystems. Wurde ein bestimmter Wert erreicht, verschreibt der Arzt ein Antibiotikum. Wenn die Erkrankung besonders hartnäckig verläuft oder die Symptomatik unklar ist, kann der Arzt für eine eindeutige Diagnose einen Abstrich machen.

Bekommt der Betroffene Antibiotika, ist es wichtig, dass der Patient das Medikament wie vom Arzt empfohlen bis zum Ende einnimmt. Die Dauer der Einnahme kann zwischen fünf und zehn Tagen betragen.

Wann endet die Ansteckungsgefahr?

Einen Tag nach Beginn der Antibiotika-Therapie sind Erkrankte nicht mehr ansteckend. Dann können Sie frühestens wieder unter Menschen gehen. In der Regel verschreibt der Arzt gegen Symptome wie Kopfschmerzen, Fieber und Halsschmerzen fiebersenkende und schmerzstillende Mittel wie Ibuprofen.

Ab dem dritten Tag geht die Erkrankung meistens zurück. Wenn die beschriebenen Symptome vollständig abgeklungen sind, haben Sie die Mandelentzündung schließlich überstanden.

Welche Hausmittel können helfen?

Bei jeder Mandelentzündung ist es wichtig, ausreichend zu schlafen und die vom Arzt verordnete Bettruhe einzuhalten. Auch körperliche Belastungen sollten vermieden werden.

Feuchte Halswickel helfen gegen die Schluckbeschwerden, sie können sowohl kalt als auch warm sein. Auch Spülen oder Gurgeln mit Salbeitee kann die Schmerzen lindern. Ob der Erkrankte kalte oder warme Speisen und Getränke zu sich nimmt, ist unerheblich. "Jeder Patient muss einfach schauen, was ihm besser tut", erklärt Guntinas-Lichius.

Generell sollten Sie bei einer Mandelentzündung viel trinken. Allerdings ist es wichtig, keine säurehaltigen Säfte zu sich zu nehmen. Auch auf starke Gewürze in Speisen sollten Sie verzichten, da sie im Rachen brennen. Es ist auch ratsam, während einer Erkrankung keine Zigaretten zu rauchen, da das die Beschwerden verschlimmern kann.

Wie gefährlich kann eine Mandelentzündung werden?

Wenn Sie die Krankheit nicht behandeln lassen oder verschleppen, kann sie immer wieder ausbrechen oder chronisch werden. Breiten sich die Erreger dann im Körper aus, steigt die Gefahr, dass Sie rheumatisches Fieber, Nieren- oder Herzentzündungen, sowie Entzündungen an den Gelenken bekommen. Die betroffenen Organe können dadurch dauerhaft geschädigt werden, wie die Techniker Krankenkasse auf ihrer Homepage schreibt.

Wenn sich die Entzündung in das umliegende Bindegewebe der Mandeln ausbreitet, kann sich auch ein Abszess bilden, der häufig in die Mundhöhle hineinragt. In diesem Fall steigt einige Tage nach der Mandelentzündung wieder das Fieber an, Sie haben einseitig Beschwerden beim Schlucken, Stiche im Ohr und können Ihren Mund nicht mehr richtig öffnen.

Gerät der Erreger in die Blutbahn, kann es auch zu einer lebensgefährlichen Blutvergiftung kommen. Diese muss sofort behandelt werden.

Die starke Schwellung der Mandeln kann außerdem zu Atemnot führen. Dann muss ebenfalls schnell reagiert werden.

Allerdings kommt es laut Guntinas-Lichius selten zu solchen Komplikationen, insbesondere unter einer Antibiotikatherapie. Er habe allerdings keine verlässlichen Zahlen.

Wann ist eine Operation notwendig?

Kinder haben in den ersten Lebensjahren besonders häufig Mandelentzündungen. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Mandeln sofort entfernt werden müssen. Gerade bei Kindern greifen Ärzte heute nicht mehr so schnell zum Skalpell.

"Eine Entfernung der Mandeln wird dann in Erwägung gezogen, wenn bei einem Patienten innerhalb eines Jahres mehr als dreimal eine Mandelentzündung aufgetreten ist", sagt Christoph Reichel, Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde der Ludwig-Maximilians-Universität München, der Deutschen Presseagentur.

Denn: Ganz ohne Risiken ist die Operation nicht. "Daher machen sich Ärzte die Entscheidung nicht leicht", betont Reichel. Es kommt immer auf den Einzelfall an. Bei Kindern etwa wird in aller Regel erst bei mehr als sieben Mandelentzündungen pro Jahr und ab dem sechsten Lebensjahr operiert. Wenn eine chronische Mandelentzündung vorliegt, dann ist eine Operation sinnvoll.

Die möglichen Komplikationen machen eine Operation riskant. Nach dem Eingriff kann es zu Blutungen kommen. Deswegen werden bei manchen Patienten auch nur Teile der Mandeln entfernt. "Das Blutungsrisiko sinkt bei einer Teilentfernung extrem", sagt Jochen Windfuhr, Chefarzt der Klinik für Hals-, Nasen-, Ohren-Heilkunde am Krankenhaus Maria Hilf in Mönchengladbach, der dpa.

Wie kann vorgebeugt werden?

Bei Kindern und Jugendlichen sind die Mandeln häufig sehr groß. In diesen Fällen ist auch eine Mandelverkleinerung eine Option. Ob eine Operation infrage kommt, sollten Patienten immer im Gespräch mit ihrem behandelnden Arzt klären.

Eine ausgewogene Ernährung, genug Schlaf, wenig Stress und ausreichend Bewegung können einer Mandelentzündung vorbeugen, da dadurch das Immunsystem gestärkt wird. Verhindern kann man eine Erkrankung aber nicht.

Die Informationen in diesem Artikel ersetzen keine persönliche Beratung und Behandlung durch einen Arzt.

Verwendete Quellen:

  • Gespräch mit Prof. Dr. Orlando Guntinas-Lichius, Direktor der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am Universitätsklinikum Jena
  • HNO-Ärzte im Netz: Mandelentzündung - Definition und Häufigkeit
  • Die Techniker Krankenkasse: Was ist eine Mandelentzündung?
  • Apotheken Umschau: Mandelentzündung (Tonsillitis)
  • dpa
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.