Schnupfen, Husten, Gliederschmerzen – wen die Erkältung erwischt hat, will die Symptome rasch lindern. Dabei werden häufig diese Fehler gemacht.

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Eine Erkältung ist unangenehm und trifft viele Menschen gerade zu Beginn der kalten Jahreszeit. Oft führt der erste Gang in die Apotheke, um sich mit Arzneimitteln gegen die Symptome einzudecken.

Bei der Anwendung von Arzneimitteln oder im Alltag werden unbewusst Fehler gemacht, die der Gesundheit zusätzlich zusetzen – mitunter auch der von Kollegen. Denn statt vernünftig zu sein und sich zu Hause zu schonen, gehen viele trotz Krankheit zur Arbeit - wo wir schon beim ersten Fehler wären:

Diese Fehler sollten Sie vermeiden: Erkältet zur Arbeit gehen

"Ist doch nur ein Schnupfen", hört man den niesenden und hustenden Kollegen gerne sagen, wenn man ihn darauf anspricht, dass er doch eigentlich ins Bett gehört. In der Tat tun Sie weder sich noch Ihren Kollegen einen Gefallen, wenn Sie trotz Erkältung zur Arbeit geht.

Der Berliner Allgemeinmediziner Robert Stelzer warnt davor, eine Erkältung nicht angemessen auszukurieren: "Vermeintlich banale Infekte wie eine Erkältung können nicht nur akute Probleme wie eine Herzmuskelentzündung mit sich bringen. Auch postinfektiöse Erkrankungen, die oft erst Jahre nach einem nicht auskurierten Infekt entstehen, sind möglich. Dazu zählen Nierenerkrankungen, Herzklappenprobleme oder rheumatische Erkrankungen."

Auch die Wirtschaft spürt die Folgen, wenn erkältete Kollegen aus falsch verstandener Kollegialität zur Arbeit gehen und andere anstecken: "Statistiken zeigen, dass der volkswirtschaftliche Schaden größer ist, wenn jemand krank zur Arbeit geht, als wenn er zu Hause bleiben würde, was mit der Ansteckung von Kollegen zusammenhängt", sagt Stelzer.

Übrigens: Geht man krankgeschrieben zur Arbeit, genießt man dennoch Versicherungsschutz, denn die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung des Arztes ist nur eine Prognose über den erwarteten Arbeitsausfall.

Deshalb: Erst wenn das Immunsystem die Erreger erfolgreich bekämpft hat, sind Sie wieder fit genug für Arbeit und körperliche Betätigung. Bis dahin heißt es: Bettruhe, gemäßigte Bewegung an der frischen Luft, eine ausgewogene Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse und ausreichend trinken. In der Regel ist ein grippaler Infekt nach maximal zehn Tagen überstanden.

Nasenspray zu häufig verwenden

Ist die Nase verstopft, scheint Nasenspray oft die letzte Rettung, um einigermaßen freiatmend durch den Tag – oder die Nacht – zu kommen. Viele Nasensprays enthalten abschwellende Wirkstoffe wie Xylometazolin oder Oxymetazolin. Diese verengen die Blutgefäße und lassen so die Schleimhaut abschwellen. Weniger hoch dosiert sind diese Wirkstoffe auch in Kindernasensprays enthalten.

Damit kein Gewöhnungseffekt auftritt, sollte ein Nasenspray nur im Akutfall und nicht über einen längeren Zeitraum verwendet werden. Stelzer rät deshalb zum Wechsel zwischen Nasensprays auf medikamentöser Basis und natürlichen Mitteln. Er empfiehlt folgende Alternativen zu chemisch abschwellenden Nasensprays:

  • Spray auf Salzbasis mit pflegenden Inhaltsstoffen wie Panthenol, die die angegriffene Nasenschleimhaut feucht halten und pflegen.
  • Mit einem Handtuch über dem Kopf über einer Schüssel mit warmem Wasser inhalieren. Natürliche Zusätze wie Salz oder Menthol ins Wasser geben.
  • Schleimlösende und abschwellend wirkende Tabletten einnehmen, die ätherische Öle enthalten und die Nase und Nasennebenhöhlen von innen heraus befreien.

Nase zu intensiv putzen

Beim Nase putzen kommt es vor allem bei einer Erkältung schnell zu Nasenbluten. Da die Nasenschleimhäute ohnehin gereizt und trocken sind, platzen die kleinen Gefäße in der Schleimhaut bei starkem Schnäuzen schnell.

"Leichtes Schnäuzen reicht völlig, Das Sekret wird dabei 'nur' 120 km/h schnell und nicht wie beim 'Trompeten' 200 km/h", erklärt Stelzer. Also: Tempo-Limit beim Nase putzen beachten und statt Vollgas lieber regelmäßig inhalieren und die Nase sanft abtupfen und vorsichtig schnäuzen.

Sekret hochziehen und Niesen verhindern

Wenn die Nase läuft, wird das Sekret von den meisten hochgezogen. Der Mediziner rät davon ab. Mit dem vermehrt gebildeten Sekret greift die Nasenschleimhaut nämlich zur Gegenwehr. Krankheitserreger sollen durch das lästig erscheinende Sekret davon abgehalten werden, in die Nasenschleimhaut einzudringen.

Zudem können Erreger durch längeres Schniefen tiefer in den Rachen gelangen und dort in seltenen Fällen eine Bronchitis auslösen. Wahrscheinlicher und absolut ungefährlich ist jedoch, dass das Sekret im Magen landet, wo die Magensäure die Krankheitserreger zersetzt.

Auch dem Niesreflex sollte nachgegeben werden, sagt Stelzer: "Niesen zu unterdrücken kann genau wie beim 'Hochziehen' zu einer Verschleppung der Erreger führen, doch auch das ist eher unwahrscheinlich."

Zu strenge Bettruhe

Während viele eine Erkältung unterschätzen, nehmen andere die empfohlene Bettruhe etwas zu wörtlich. Wurde vor 100 Jahren oft noch strenge Bettruhe verordnet, raten Ärzte bei einer Erkältung heute eher zu leichter Bewegung, um den Kreislauf in Schwung zu halten.

Um Blutzirkulation und Immunsystem zu stärken, empfiehlt Stelzer kurze Spaziergänge, leichte Kost, viel Obst und Gemüse und eine etwas erhöhte Trinkmenge von 2,5 bis 3 Litern Wasser oder Tee.

Auch ein altes Hausmittel schätzt der Mediziner: "Eine Brühe wie von Oma. Diese ist reich an Mineralien und versorgt den Körper mit Flüssigkeit." Außerdem sollten Füße und Nierengegend warm bleiben. Fußbäder, dicke Socken und Nierenschoner helfen.

Umstritten: Erkältungssymptome mit Kombi-Präparaten lindern

Wer erkältet ist, deckt sich gerne mit unzähligen Medikamenten ein, die Linderung versprechen. Laut "Stiftung Warentest" sind Kombi-Präparate Bestseller in Apotheken. Häufig sollen sie jedoch nicht sinnvoll sein, denn oft werden Kombi-Präparate eingenommen, obwohl nicht alle Symptome auftreten, für die die Kombi-Medikamente vorgesehen sind. So kann sich das Risiko von Nebenwirkungen erhöhen. Sicherer und günstiger: Die Einnahme von Medikamenten mit einzelnen Wirkstoffen.

Auch Stelzer rät, bei Kombi-Medikamenten genau hinzuschauen und sich in der Apotheke oder beim Arzt auch genau über mögliche Wechselwirkungen zu informieren. Statt Erkältungssymptome mit rezeptfreien und anregenden Kombi-Präparaten "wegzudopen", empfiehlt der Berliner Arzt Hausmittel wie Wadenwickel, einen kühlen Lappen auf Nacken und Stirn zu legen und ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen.

Wird dem geschwächten Immunsystem dann noch durch viel Ruhe, leichte Bewegung und viel gesunde Kost wieder auf die Sprünge geholfen, dürfte der Erkältungs-Spuk nach zehn Tagen vorbei sein.

Einen wichtigen Hinweis noch: In die Ellenbeuge niesen und nicht in die Hand! So landen die Erkältungsviren nicht an Türklinken, Tastaturen oder anderen Oberflächen, die auch von anderen angefasst werden.

Verwendete Quellen:

Anmerkung: In einer früheren Version haben wir fälschlicherweise geschrieben, dass Arbeitnehmer keinen Versicherungsschutz genießen, wenn sie trotz Krankschreibung zur Arbeit gehen. Wir bedauern den Fehler und haben ihn korrigiert.
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