• Nach Schätzungen der WHO verlaufen rund 80 Prozent aller SARS-CoV-2-Infektionen milde.
  • Die meisten Erkrankten überstehen eine Infektion mit dem Coronavirus unbeschadet oder gar unbemerkt.
  • Ein britischer Epidemiologe weist darauf hin, dass sogenannte COVID-Nails auf eine unbemerkte Corona-Infektion deuten könnten.

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Seit Beginn der Pandemie wurden in Deutschland bisher nachweislich knapp 3,7 Mio. Corona-Infektionen registriert. Die tatsächliche Zahl der Ansteckungen dürfte allerdings höher liegen. Denn: Manche Menschen haben nie bemerkt, dass sie sich mit dem Erreger infiziert haben, weil sie keine Symptome zeigten.

COVID-Nails: Anzeichen für Corona-Infektion?

Der britische Epidemiologe Tim Spector glaubt nun, ein Merkmal am menschlichen Körper entdeckt zu haben, welches auf eine bisher nicht bemerkte Corona-Infektion hindeuten könnte.

Tim Spector ist Professor für genetische Epidemiologie am King's College in London und einer der Experten, die hinter der App "Zoe Symptom Study" stehen. Zweck der App ist, auftretende COVID-Symptome aufzuzeichnen, um epidemiologische Ergebnisse berechnen zu können.

Spector wies zuerst per Twitter auf das neuartige Symptom "COVID-Nails" hin. "Sehen Ihre Nägel seltsam aus?", schrieb er auf der Social Media Plattform. "COVID-Nails werden zunehmend erkannt, wenn sich die Nägel nach einer Infektion erholen, das Wachstum zurückkehrt und eine klare Linie hinterlässt. Sie können ohne Hautausschläge auftreten und erscheinen harmlos."

Menschen, die sich tatsächlich mit Corona angesteckt hatten, berichteten ihm daraufhin, die genannten Symptome auch an ihren Händen entdeckt zu haben. Es handelt sich dabei um Linien oder Rillen (auch Beau's Linien genannt), die sich Monate nach einer Infektion mit dem Coronavirus auf den Nägeln zeigen können.

COVID-Nails sind Störungen im Nagelwachstum

Es kommt vor, dass Nägel nicht glatt wachsen, sondern sich Verfärbungen, Dellen oder Rillen bilden. Wird der Begriff "COVID-Nails" verwendet, sind Nägel mit Querrillen gemeint, die bei manch einem Erkrankten nach einer SARS-CoV-2 Infektion zu beobachten sind. Es wird in diesem Zusammenhang auch von "Post-Covid-Nails", also Nach-Covid-Nägeln gesprochen.

"Das Symptom ist uns Dermatologen grundsätzlich vertraut", sagt Dr. Uwe Kirschner aus Mainz. "Zu COVID-Nails im Speziellen gibt es einige Berichte in der Presse, allerdings ist mir keine wissenschaftliche Veröffentlichung dazu bekannt."

"Gerade bei viralen Erkrankungen kann es im Nachgang immer wieder zu entsprechenden Störungen im Nagelwachstum mit Querrillen als Resultat kommen", erklärt der Dermatologe. Während einer Belastung versucht der Körper mit seinen Ressourcen zu haushalten. Daher bremst er vorübergehend das Nagelwachstum und bildet eine dünnere Hornschicht. Ist die Erkrankung überstanden, kommt es zu einem Wachstumsschub.

Auf diese Weise entstehen die charakteristischen Querrillen, die sich aufgrund des langsamen Nagelwachstums in der Regel erst lange nach der Genesung zeigen.

Nur ein Antikörpertest kann Klarheit geben

Können also unsere Fingernägel Auskunft darüber geben, ob wir schon mal Corona hatten? Hautarzt Dr. Kirschner meint dazu, dass Nagelveränderungen aufgrund einer Corona-Erkrankung nicht ganz abwegig, die sogenannten COVID-Nails jedoch kein eindeutiger Indikator für eine durchgemachte COVID-Erkrankung sind, da sie nur anzeigen, dass der Körper eine Zeit lang geschwächt war - gegebenenfalls auch im Zusammenhang mit einer Virusinfektion. "Wer genau wissen möchte, ob er an COVID erkrankt war, kann dies letztendlich nur durch einen Bluttest, der Antikörper nachweist, feststellen", sagt der Experte.

Eine absolute Gewissheit über eine mögliche Corona-Infektion würden die Anzeichen an den Fingernägeln nicht geben, räumt auch Epidemiologe Spector ein. Es gebe durchaus auch andere Krankheiten, bei denen der Körper mit ähnlichen Symptomen reagiert.

Querrillen treten beispielsweise oft einige Zeit nach schweren Magen-Darm-Infekten, Grippe mit hohem Fieber, einer Chemotherapie oder Phasen extremen Stresses auf. Es wird auch von Diabetikern mit entsprechenden Rillen berichtet.

Längsrillen sind Veranlagung

Fälschlicherweise sieht man in Artikeln zum Thema COVID-Nails manchmal Fotos von Fingernägeln mit Längsrillen. Dies sollte man keinesfalls verwechseln, betont Dr. Uwe Kirschner:

"Bei Längsrillen handelt es sich um eine Veranlagung und nicht um die Folgeerscheinung einer Erkrankung." Die Nagelstruktur kann sich im Alter verändern und Rillen stärker werden. Wen die Längsrillen stören, kann sie im Rahmen der Maniküre wegpolieren.

Nur Geduld hilft bei COVID-Nails

Abhilfe gegen die unschönen Querrillen gibt es hingegen nicht. "Letztendlich kann man nichts anderes machen, als den Nägeln ausreichend Zeit zu geben, dass die Querrillen herauswachsen, klärt Dr. Kirschner auf. "In der Regel braucht es dafür etwa 6 Monate".

Wachsen die Rillen nicht heraus oder werden sogar schlimmer, sollte man einen Arzt aufsuchen, denn dies zeigt an, dass der Körper dauerhaft gestresst oder erkrankt ist.

Über den Experten: Dr. Uwe Kirschner ist Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Phlebologe, Berufsdermatologe (ABD). Er ist niedergelassen in Mainz in eigener Praxis mit 5 Fachärzten.

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