Es klingt hervorragend: In drei Tagen vier Kilo Fett verlieren und dabei auch noch Eis essen dürfen? Das verspricht die Militär-Diät. Aber kann diese Kur das auch halten? Wir haben es ausprobiert.

Eine Kolumne
Diese Kolumne stellt die Sicht von Maria Menz dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Die gute Nachricht: Ja, Sie dürfen bei dieser Diät Eis essen. Die schlechte Nachricht: Das ist auch das einzig Gute daran.

Mehr zum Thema Gesundheit

Was ist die Militär-Diät?

Die Militär-Diät ist eine Kurzzeit-Diät. Und hier liegt schon der erste Fehler. Kurzfristig abnehmen ist zwar möglich, die Kilos kommen ohne langfristige Ernährungsumstellung aber sofort wieder zurück.

Die Diät verspricht, dass Sie innerhalb einer Woche bis zu fünf Kilo abnehmen können - und das natürlich ohne Sport. Zudem kommt sie ohne Nahrungsergänzungsmittel aus und soll angeblich auch günstiger als die bisherige Ernährung sein.

Auf der englischsprachigen Webseite wird sie gerne als "Notfall"-Diät bezeichnet. Sie soll Menschen ans Ziel führen, die gerne innerhalb kürzester Zeit so viele Kilos wie möglich abnehmen wollen.

Wie funktioniert die Diät?

Das ganze findet innerhalb von sieben Tagen statt. In den ersten drei Tagen reduzieren Sie Ihre Kalorienaufnahme drastisch. Am ersten Tag nehmen Sie rund 1.400 Kalorien zu sich, am zweiten 1.200 und am dritten sogar nur 1.100 Kalorien.

Die nächsten vier Tage sind dann dagegen das reinste Zuckerschlecken - hier dürfen Sie ganze 1.500 Kalorien essen.

Die ersten drei Tage verlaufen nach einem strengen Ernährungsplan, die nächsten vier können Sie frei gestalten. Die Webseite gibt allerdings Vorschläge für Mahlzeiten an.

Das Prinzip der Militär-Diät ist eigentlich ganz einfach: Verbrenne mehr Kalorien, als du zu dir nimmst. Der Grundumsatz, also das was der Körper täglich ohne Sport und viel Bewegung verbrennt, liegt bei Frauen im Durchschnitt bei etwa 1.800 Kalorien. Das heißt, bei dieser Diät nimmt man viel weniger Kalorien zu sich als normalerweise.

Außerdem sei die Diät laut der Webseite eine Form von intermittierendem Fasten, da sehr wenige Kalorien aufgenommen werden. Intervallfasten hat positive Auswirkungen auf die Gesundheit und die Lebensdauer - das hat sich zumindest in Tierversuchen gezeigt.

Zudem sollen die Nahrungsmittel, die auf dem Plan stehen, den Stoffwechsel in Gang bringen und die Fettverbrennung steigern.

Die Diät erlaubt es, bestimmte Lebensmittel gegen andere zu tauschen. Wer keinen Brokkoli mag, kann auch Spinat oder Blumenkohl nehmen.

Was isst man so?

Verschiedene Gemüsesorten, Äpfel und Bananen, Brot, Fleisch und abends Eis. Trinken darf man Wasser, schwarzen Kaffee und ungesüßten grünen Tee.

Der Plan ist sehr genau, auf der Webseite gibt es auch eine Kalorienangabe. Was sich eigentlich ganz lecker und ausgewogen anhört, ist bei genauerem Hinsehen aber nicht ganz so super.

Beispielsweise Tag 1

  • eine Scheibe Toast
  • zwei Teelöffel Erdnussbutter
  • eine halbe Dose Thunfisch
  • eine Scheibe Toast
  • 90 Gramm Fleisch - freie Wahl
  • 150 Gramm grüne Bohnen
  • eine halbe Banane
  • ein kleiner Apfel
  • zwei Kugeln Vanille-Eis

Obwohl Eis zum Abendessen wirklich cool ist, sind eine halbe Dose Thunfisch und eine Scheibe Brot zum Mittag einfach nicht genug. Und die nächsten Tage werden nicht besser. Hüttenkäse, ein Ei und Reiswaffeln zum Mittag sind nicht das Wahre.

Wie habe ich mich dabei gefühlt?

Hungrig. So, so hungrig. Und an der Stelle muss ich sagen, dass ich davor nicht sehr viel mehr Kalorien gegessen habe. Aber irgendetwas an diesen Lebensmitteln ließ mich nicht sonderlich satt werden.

Vor allem abends hat mein Magen sehr geknurrt - egal wie viel Wasser oder Kaffee ich getrunken habe um ihn zu füllen.

Am dritten Tag bin ich morgens Fahrrad gefahren und anschließend ins Fitnessstudio gegangen. Obwohl man keinen Sport machen muss, wird es trotzdem empfohlen, da man so noch mehr Kalorien verbrennt. Um es vorsichtig auszudrücken: Während dieser Diät Sport zu machen ist keine gute Idee. Wirklich, wirklich keine gute Idee.

Nachdem mir schon auf dem Fahrrad leicht flau war, wurde es im Fitnessstudio nicht besser. Krafttraining ging gerade noch so, meine anschließende Ausdauereinheit musste ich nach sieben Minuten abbrechen, weil ich sonst sehr unelegant vom Stepper gefallen wäre. Und das, obwohl ich sonst jemand bin, der ohne Probleme vor dem Frühstück Sport machen kann. Dass ich auf dem Nachhauseweg keinen Unfall verursacht habe, wundert mich noch immer.

Auch die nächsten vier Tage waren nicht sonderlich viel besser. Ich hatte das Gefühl, als versuchte mein Körper verzweifelt irgendwelche Nahrung zu bekommen. Und obwohl ich mehr gegessen habe als in den ersten drei Tagen, war ich die ganze Zeit hungrig.

Hat es etwas gebracht?

Ich sage mal so: Fünf Kilogramm sind nach einer Woche nicht weg. Und erst recht keine vier Kilogramm reines Fett. Das ist allein rechnerisch nicht möglich. Um ein Kilogramm Fett zu verlieren muss man 7.000 Kalorien einsparen. Für den Verlust von vier Kilogramm Fett wären es also 28.000 Kalorien weniger gewesen. Das ist vielleicht in einem Monat möglich, wenn man sich Mühe gibt, jeden Tag 1.000 Kalorien einspart und dabei viel Sport macht. Aber in sieben Tagen? Völlig unmöglich.

In so einer kurzen Zeit so viel Gewicht zu verlieren, ist nicht machbar. Wer wirklich abnehmen möchte, muss so eine Aktion langfristig planen, gesund essen, seine Gewohnheiten ändern und sich bewegen. Das alles klappt nicht in einer Woche.

Für die zwei Kilogramm Gewichtsabnahme hat sich das Drama definitiv nicht gelohnt - Eis zum Abendessen hin oder her.

Bevor Sie abnehmen wollen oder mit dem Sport beginnen, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen und sich gründlich untersuchen lassen.
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.