Die Masern sind wieder auf dem Vormarsch! Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat einen dramatischen weltweiten Anstieg von Erkrankungen verzeichnet und schlägt Alarm.

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Die Zahl der Masern-Fälle ist weltweit drastisch gestiegen. Sie nahm im ersten Quartal 2019 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 300 Prozent zu, wie die Weltgesundheitsorganisation WHO am Montag in Genf mitteilte.

Es seien mehr als 112.000 Infektionen in 170 Ländern gemeldet worden. Ein Jahr zuvor seien es gut 28.000 Fälle in 163 Ländern gewesen. Es handele sich um vorläufige und unvollständige Daten, aber es sei "eine eindeutige Entwicklung erkennbar", erklärte die WHO.

Die hochansteckende und mitunter lebensgefährliche Krankheit ist wieder auf dem Vormarsch. In den reichen Ländern geht die Ausbreitung der Masern vornehmlich auf eine zunehmende Impfskepsis zurück. In armen Weltgegenden haben viele Menschen hingegen keinen Zugang zur Masern-Impfung, wie die WHO beklagt.

Was genau sind Masern?

Masern sind eine Viruserkrankung, die schneller übertragen wird als etwa die Grippe oder Ebola. Wenn ein Infizierter niest oder hustet, bleiben die Viren noch zwei Stunden aktiv. Eine Infektion kann also noch erfolgen, wenn gar kein Infizierter mehr im Raum ist. Außerdem können Infizierte das Masern-Virus bereits vier Tage vor Ausbruch von Symptomen übertragen.

Betroffen sind meist Kinder, aber nicht ausschließlich. Die Krankheit äußert sich mit hohem Fieber und später dann mit rotem Hautausschlag. Zudem können lebensgefährliche Komplikationen wie eine Lungenentzündung oder eine Hirnhautentzündung auftreten, insbesondere bei ohnehin abwehrgeschwächten Menschen wie Säuglingen oder Senioren.

Gesundheitsbehörden rufen eindringlich zur Impfung ab einem Alter von zwölf Monaten auf. Dabei geht es nicht nur um den persönlichen Schutz, sondern auch um eine Immunisierung der Gesamtbevölkerung.

Angestrebt wird eine Impfrate von 95 Prozent. Sie macht eine Infektion von Menschen unwahrscheinlich, die aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden können, etwa Säuglinge, Leukämie-Patienten oder Transplantationsempfänger.

Warum verbreitet sich die Krankheit derzeit so stark?

In den reichen Ländern geht die Ausbreitung der Masern vornehmlich auf eine zunehmende Impfskepsis zurück. Die Wortführer stützen sich bei ihren Warnungen vor allem auf den britischen Wissenschaftler Andrew Wakefield, der Forschungsergebnisse gefälscht und einen Zusammenhang zwischen der Masern-Impfung bei Kindern und Autismus behauptet hatte. Obwohl seine These unter anderem durch eine Studie mit mehr als 650.000 Kindern und weitere Untersuchungen längst widerlegt wurde, hält sich das Gerücht etwa in Online-Foren hartnäckig.

In Deutschland treten die Masern in Wellen auf. Während es 2017 mit 929 Infektionen relativ viele Fälle gab, waren es 2018 laut Robert-Koch-Institut mit 543 wieder weniger. Der Höhepunkt der vergangenen 15 Jahre wurde 2015 mit 2465 Fällen erreicht.

Auch religiöse Motive spielen bei der Impfskepsis eine Rolle. So waren beim jüngsten massiven Masern-Ausbruch im US-Bundesstaat New York vor allem ultraorthodoxe Juden betroffen. Unicef-Chefin Henrietta Fore erklärte im März mit Blick auf die Impfgegner: "Masern mögen die Krankheit sein, aber allzu oft ist die wirkliche Infektion Fehlinformation, Misstrauen und Gleichgültigkeit." (hub/afp)

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