Am 27. September startet der preisgekrönte Film "Sweet Country" in den Kinos. Er spielt in den 1920ern und beschäftigt sich mit der Unterdrückung der Aborigines durch die weißen Siedler in Australien. In den vergangenen 100 Jahren hat sich am Umgang mit indigenen Völkern viel, aber nicht alles geändert. Vielerorts kämpfen sie nach wie vor um eine faire Behandlung.

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Rund 370 Millionen Indigene gibt es laut Amnesty International auf der Welt. Sie leben in 5.000 Völkern in 70 Staaten und machen vier Prozent der Weltbevölkerung aus.

Zu ihnen zählen unter anderen die Samen in Finnland, die Mansen in Westsibirien, die Ainu in Japan, die Aceh in Indonesien, die Hmong in Laos, die Adivasi in Indien, die Buschmänner im südlichen Afrika, die Quechua in Peru und Bolivien, die Maya in Guatemala und Mexiko, die Navajo in Nordamerika, die Inuit in Kanada - und eben die Aborigines in Australien, die wegen der häufig abschätzig gemeinten Verwendung dieses Wortes heute lieber Aboriginal People genannt werden.

So verschieden diese Völker auch sind, so haben sie doch alle ähnliche Konflikte mit den Regierungen der Ländern, in denen sie leben, und zum Teil auch mit der einheimischen Bevölkerung. Eines der größten Probleme ist nach wie vor, dass sie von ihrem Land vertrieben werden. Etwa wenn dort Bodenschätze gefördert, eine Ölleitung oder eine Straße gebaut werden sollen.

Immer noch werden indigene Völker von ihrem Land vertrieben

Zwar haben die Vereinten Nationen in ihrer Erklärung über die Rechte indigener Völker festgeschrieben, dass sie nicht gegen ihren Willen von ihrem Land verdrängt werden können. In der Praxis passiert es laut Menschenrechtsorganisationen aber dennoch immer wieder. Wer sich einer Umsiedlung widersetze, laufe Gefahr, festgenommen oder sogar getötet zu werden, so Amnesty.

Viele indigene Völker haben eine spirituelle Beziehung zu ihrem angestammten Land. Es zu verlieren bedeutet für sie also, einen Teil ihrer Identität zu verlieren. Darüber hinaus hat der Verlust aber auch handfeste wirtschaftliche Folgen. Denn viele Indigene sind Kleinbauern, ihr Land ist ihre Lebensgrundlage.

Integration in die Mehrheitsgesellschaft klappt oft nicht gut

Auf den Verlust des Landes folgt oft der Versuch einer Integration in die sogenannte Mehrheitsgesellschaft. Doch auch der könne problematisch sein, so Lea-Kristin Martin von der Nichtregierungsorganisation Survival International zu unserer Redaktion. Vielerorts würden indigene Völker dazu gezwungen, ihre traditionellen Anbaumethoden und das Jagen aufzugeben und sich anzupassen.

"Sie verlieren ihre Eigenständigkeit und werden abhängig von Märkten, deren Funktionsweise sie nicht kennen und von denen sie ausgebeutet werden", so Martin. Die Folge sei oft: ein Leben am Rande der Gesellschaft mit allen negativen Begleiterscheinungen, wie etwa Sucht und Krankheit.

Manche schaffen den Grenzgang

Es gibt allerdings auch positive Beispiele, etwa die Huaorani in Ecuador und die Asháninka in Brasilien. Sie lebten gut in der Welt ihrer Vorfahren und der modernen Welt, sagte Yvonne Bangert von der Gesellschaft für bedrohte Völker in einem Interview mit der Deutschen Welle. "Von ihnen gibt es inzwischen eine junge Generation von Menschen, die eine gute Ausbildung haben und einerseits das traditionelle Leben in ihren Gemeinschaften fortführen, andererseits aber auch als Politiker die Interessen ihrer Gemeinschaften vertreten, auch international."

Es gibt jedoch auch indigene Völker auf der Welt, für die ein solches Modell gar nicht infrage kommt. Das sind die sogenannten unkontaktierten Völker - also solche, die noch nie Kontakt mit der Außenwelt hatten. Besonders viele von ihnen gibt es in Brasiliens Amazonasgebiet, etwa 100 Gruppen sollen es sein.

Auch Deutschland könnte mehr tun

Welche Form indigene Völker auch immer leben: Das Anliegen aller dürfte sein, dass ihr Land auch ihr Land bleibt. Dafür soll neben der erwähnten UN-Erklärung auch die Konvention 169 der Internationalen Arbeitsorganisation ILO sorgen. Sie stärkt die Rechte der indigenen Völker an ihrem Land, ist (anders als die UN-Erklärung) rechtlich bindend - wurde aber bislang nur von 22 Ländern ratifiziert.

Warum Deutschland bislang nicht dazu gehört, dazu sagte Yvonne Bangert im Interview mit der Deutschen Welle: "Wir vermuten, dass das ganz stark daran liegt, (...) dass man, wenn man die indigenen Völker als Verhandlungspartner auf Augenhöhe ernst nimmt, manches Wirtschaftsprojekt nicht mehr so durchführen kann, wie man es gerne möchte." Man fürchte finanzielle Einbußen.

Verwendete Quellen:

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