Immer mehr Mütter von Kindern im Vorschulalter entscheiden sich dazu, arbeiten zu gehen. Die Gesellschaft stempelte Mütter mit Jobs lange Zeit als Rabenmütter ab – vor allem im Westen Deutschlands. Seit einigen Jahren ist aber ein deutlicher Trend erkennbar.

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Das klassische Familienbild vom arbeitenden Vater und der Mutter, die sich zu Hause um Kinder und Haushalt kümmert, prägte lange Zeit Deutschland, insbesondere den Westen. Seit Jahrzehnten ist allerdings ein Wandel im Gange: Immer mehr Frauen mit Kindern im Vorschulalter gehen arbeiten. So waren im Jahr 2022 69 Prozent aller Mütter mit minderjährigen Kindern erwerbstätig, berichtet das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB).

"In den vergangenen Jahren hat sich die Einstellung zur Müttererwerbstätigkeit und zu den vermuteten Folgen für die Familie stark gewandelt."

Dr. Sabine Diabaté, Soziologin am BiB

Lange Zeit allerdings hielt sich das Bild der Rabenmutter in der westdeutschen Gesellschaft, wenn eine Frau mit jungen Kindern ihrem Job nachging. Eine Umfrage zeigt nun, wie sich das Rollenbild berufstätiger Frauen über die vergangenen Jahre geändert hat.

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"In den vergangenen Jahren hat sich die Einstellung zur Müttererwerbstätigkeit und zu den vermuteten Folgen für die Familie stark gewandelt", wird Soziologin Dr. Sabine Diabaté vom BiB in einer Mitteilung zitiert. Das BiB wertete Daten des Generation and Gender Survey (GGS) und des familiendemografischen Panels FReDA aus, wofür 18- bis 50-Jährige befragt wurden. Dabei zeigt sich ein eindeutiger Trend: Vorbehalte gegenüber erwerbstätigen Müttern sind kleiner geworden.

Der Aussage "Ein Vorschulkind leidet, wenn seine Mutter arbeiten geht" stimmten im Jahr 2005 noch 41 Prozent der Befragten eher oder voll und ganz zu. Im Jahr 2021 war es noch knapp jeder Vierte (23 Prozent). Die Mehrheit der Umfrageteilnehmenden (60 Prozent) gab 2021 jedoch an, der Aussage überhaupt oder eher nicht zuzustimmen.

© Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB)

Vor allem in den westdeutschen Bundesländern habe sich die Meinung stark verändert, berichtet das BiB. Im Osten Deutschland hingegen sei die Erwerbsarbeit von Müttern junger Kinder schon lange stärker verankert. Dort gebe es auch ein breiteres Betreuungsangebot.

Eineinhalbverdiener-Modell ist zur neuen Norm geworden

Viele jüngere Menschen betrachteten es inzwischen als neue Norm, dass beide Elternteile berufstätig sind, heißt es weiter. Insbesondere das sogenannte Eineinhalbverdiener-Modell ist typisch bei jungen Familien – je älter die Kinder, desto höher der Anteil der arbeitenden Mütter. Viele von ihnen arbeiten dabei in Teilzeit.

An den Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Civey kann jeder teilnehmen. In das Ergebnis fließen jedoch nur die Antworten registrierter und verifizierter Nutzer ein. Diese müssen persönliche Daten wie Alter, Wohnort und Geschlecht angeben. Civey nutzt diese Angaben, um eine Stimme gemäß dem Vorkommen der sozioökonomischen Faktoren in der Gesamtbevölkerung zu gewichten. Umfragen des Unternehmens sind deshalb repräsentativ. Mehr Informationen zur Methode finden Sie hier, mehr zum Datenschutz hier.

"Doch obwohl sich Paare die Erwerbsarbeit zunehmend aufteilen, wird die Hauptlast der Sorgearbeit weiterhin von Müttern getragen", sagt Diabaté. Aufgaben wie Wäschewaschen, Putzen und Kochen übernehmen vor allem Frauen. Und auch in die Kinderbetreuung stecken Mütter im Schnitt mehr Zeit als Väter. So berichtet lediglich eine Minderheit (21 Prozent) der Eltern, sich diese Aufgabe zu gleichen Teilen aufzuteilen.

Laut dem Zweiten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung wenden Frauen in Deutschland pro Tag im Durchschnitt 44,3 Prozent mehr Zeit für unbezahlte Sorgearbeit auf als Männer. Dieses sogenannte Gender Care Gap beträgt somit 79 Minuten Unterschied pro Tag.

Verwendete Quellen

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