Ein Viertel der Weltbevölkerung lebt in einem Land mit extremer Wasserknappheit. Viele der am schwersten betroffenen Staaten liegen im Nahen Osten und in Nordafrika. Doch auch von Deutschland ist das Problem nicht mehr so weit entfernt.

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Fast ein Viertel der Weltbevölkerung lebt in Ländern mit einem extremen Trockenheitsrisiko. In 17 Staaten sei die Wasserknappheit bereits fast auf dem Niveau der "Stunde Null" angelangt - der Zeitpunkt, zu dem fließendes Wasser nicht mehr verfügbar sein wird. Das erklärte das US-Forschungszentrum "World Resources Institute" (WRI) bei der Vorstellung seines neuen Wasserverfügbarkeitsberichts am Dienstag.

Zu den am schwersten betroffenen Ländern gehören den Forschern zufolge zahlreiche Staaten im Nahen Osten und in Nordafrika, etwa Libyen, Israel, der Libanon und Saudi-Arabien. Auf Platz 13 der Rangliste steht Indien - dessen Bevölkerung dreimal so groß ist wie die Bevölkerung aller 16 anderen betroffenen Länder zusammen.

"Die Wasserkrise in Chennai vor kurzem hat weltweit Aufsehen erregt - dabei besteht auch in zahlreichen anderen Regionen Indiens chronische Wasserknappheit", erklärte der frühere indische Minister für Wasserressourcen Shashi Shekhar.

Gründe sind nicht nur Dürre und fehlender Regen

In den 17 am schwersten von Trockenheit betroffenen Ländern verbrauchen Landwirtschaft, Industrie und Kommunen "80 Prozent des verfügbaren Oberflächen- und Grundwassers", teilten die WRI-Forscher mit.

Bereits kleine Dürren könnten in dieser Situation schwerwiegende Wasserkrisen wie etwa jüngst in der indischen Großstadt Chennai oder der südafrikanischen Metropole Kapstadt auslösen.

Ein hohes Level an Trockenheit haben bereits 44 Länder, das ist ein Drittel der Weltbevölkerung. Das bedeutet, dass sie 40 Prozent des verfügbaren Oberflächen- und Grundwassers verbrauchen.

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Wasserknappheit hat viele negative Folgen

Die Gründe für Wasserknappheit sind vielfältig und beschränken sich nicht nur auf Dürren und ausbleibenden Regen. Wie das WRI erklärt, liegt fehlendes Wasser häufig an wachsender Bevölkerung und der daraus resultierenden steigenden Nachfrage, der Urbanisierung und an schwindenden Ressourcen.

Außerdem bereiten viele Länder einmal benutztes Wasser nicht wieder auf und verwenden es somit nicht wieder. Wenn Länder und ihre Städte die Wasserversorgung besser planen würden, erklärte das WRI, könnte die Wasserknappheit in einigen Regionen verringert werden.

"Wasserknappheit ist die größte Krise, über die niemand spricht", betonte WRI-Chef Andrew Steer. Sichtbare Folgen seien Ernährungskrisen, Konflikte, Migration und finanzielle Instabilität.

Streit um die Ressource Wasser

Das Problem scheint für die Deutschen noch weit weg zu sein. Deutschland steht auf der WRI-Rangliste auf Platz 62 - in der Gruppe der Länder mit einem mittleren bis hohen Trockenheitsrisiko.

Seit 2018 häufen sich Trockenheit und Hitzerekorde allerdings auch in Deutschland. "Eine Kombination von heißen und trockenen Bedingungen kann regional unter Umständen zu Wasserknappheiten und Ernteausfällen führen", sagte Peter Hoffmann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung der Deutschen-Presseagentur (dpa).

Die Verteilung von Wasser in Deutschland kann nach Einschätzung des Umweltbundesamts erstmals seit Jahrzehnten zu einem relevanten Thema werden. "Häufigere trockene Sommer bedeuten auch, dass sich voraussichtlich mehr Nutzer um die Ressource Wasser streiten werden", sagte Jörg Rechenberg, Wasserexperte beim Umweltbundesamt (UBA), der dpa. Dazu zählen die Landwirtschaft, die Industrie und die Versorger.

Das Umweltbundesamt hat noch keine aktuellen Daten zur Grundwassermenge 2018. "Aber es ist zu befürchten, dass sich die Grundwasserpegel noch nicht wieder auf den Stand vor 2018 aufgefüllt haben", sagte Experte Rechenberg. Flächendeckend wisse man auch nicht, wie sich diese Pegel im Fall von drei dürren Sommern hintereinander mit zusätzlich wenig Niederschlag im Winter entwickeln würden.

"Das hatten wir in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten so noch nicht." Ein Effekt würde sich aber mit Sicherheit zeigen: "Das hätte in jedem Fall negative Auswirkungen auf die Wasserverfügbarkeit. Darauf müssen sich auch die Wasserversorger einstellen."

Noch kein Wasserstress in Deutschland

Und das Bild aus dem Jahr 2018 setzt sich fort: Wie auf der Karte der Bundesanstalt für Gewässerkunde zu sehen ist, sind die Flüsse Ems, Weser, Elbe und Oder orange markiert. Das bedeutet, dass die Flüsse einen niedrigen Pegelstand haben. Schuld sind fehlende Niederschläge vor allem im Osten Deutschlands.

In diesem Sommer haben sogar einige Regionen, zum Beispiel in Brandenburg, die Bevölkerung zum sensiblen Umgang mit Wasser aufgerufen. In einigen Orten kam zeitweise kaum noch etwas aus der Leitung, weil zu viele Menschen gleichzeitig Wasser zapften - vor allem für ihre Gärten.

Einige Wasserversorger hätten eine "historisch hohe" Nachfrage am späten Nachmittag und am Abend verzeichnet, berichtete Karsten Specht, Vizepräsident des Verbands Kommunaler Unternehmen (VKU).

"Ein Rasensprenger beispielsweise verbraucht bis zu 800 Liter Wasser in der Stunde, im Verhältnis zu durchschnittlich 121 Litern Trinkwasser, die ansonsten jeder Bürger am Tag nutzt." Dazu kämen immer größere Pools. Wasserleitungen ließen sich aber nicht extrem viel größer bauen.

Einen sogenannten Wasserstress gibt es in Deutschland aber noch nicht. Laut Definition hieße das, dass die gesamte Wasserentnahme eines Jahres mehr als 20 Prozent der Mengen an nutzbarem Grund- und Oberflächenwasser betragen müsste. Nach den jüngsten Zahlen für 2016 waren es aber lediglich 12,8 Prozent. (ff)

Verwendete Quellen:

  • World Resources Institute: 17 Countries, Home to One-Quarter of the World's Population, Face Extremely High Water Stress
  • Bundesanstalt für Gewässerkunde: Niedrigwasser: Erholung an der Donau (4. Update, 01.08.2019)
  • afp
  • dpa
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