Zur Hurrikan-Saison fegen die gigantischen Tropen-Stürme wieder über den amerikanischen Kontinent hinweg. In den Nachrichten sind dann wieder Fachvokabeln zu hören, die nur wenigen etwas sagen. Wir klären auf.

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Was sind die Bestandteile eines Hurrikans?

Meteorologen teilen einen Hurrikan in drei Bestandteile ein. Die Wissenschaftler der Nasa beschreiben sie wie folgt:

  • Auge: Das Loch im Zentrum des Sturms wird häufig "Auge" genannt. In diesem Bereich wehen nur sehr schwache Winde. Der Himmel ist teilweise bewölkt, manchmal sogar wolkenlos. Ein ausgeprägtes Auge hat meist einen Durchmesser zwischen 30 und 50 Kilometer.
  • Randbereich des Auges (Eyewall): Die "Wand", die sich um das Auge herum aufbaut, ist ein Ring aus Gewitterstürmen. Hier sind die Winde und der Regen am stärksten.
  • Regenbänder: Vom Randbereich des Auges aus ziehen sich riesige Bänder aus Wolken und Regen spiralförmig über hunderte Kilometer. Gewitter und Tornados treten in diesem Bereich auf.

Wie wird ein Sturm zum Hurrikan?

Warum und wie sich Hurrikane bilden, ist wissenschaftlich noch nicht exakt belegt. Über die zwei Hauptfaktoren ist man sich aber einig. Zunächst ist warmes Wasser nötig.

Ein aufgeheizter Ozean liefert die Energie, die ein Sturm benötigt, um zu einem Hurrikan anzuwachsen. Die Temperatur der Wasseroberfläche muss zur Entstehung 26 Grad Celsius oder höher liegen.

Zum anderen ist Wind nötig, der seine Richtung oder Geschwindigkeit nicht ändert. Winde, die sich ständig drehen und an Kraft gewinnen oder verlieren, reißen die Stürme auseinander.

Daher entsteht das Wetterphänomen immer in der Passatwindzone. Hier sind ideale Bedingungen gegeben. Das Wasser verdunstet in großen Mengen und steigt auf. Durch Kondensation bilden sich großen Wolken.

Durch den Prozess wird extrem viel Energie freigesetzt, wodurch die Luft in den Wolken aufgeheizt wird. Sie dehnt sich dadurch aus und steigt noch weiter auf.

Auf der Meeresoberfläche entsteht so ein gewaltiger Unterdruck, der Luft aus der Umgebung nachströmen lässt.

Da die Fläche, die ein Hurrikan bedeckt, sehr groß ist, ensteht kein einheitlich geschlossenes Luftpaket. Vielmehr bilden sich spiralförmige Regenbänder und dazwischenliegende Zonen ohne Regen.

Zunächst startet der Hurrikan als sogenannte "tropische Störung" - also mit einen Gebiet, in dem warmes Wasser vorherrscht und sich Regenwolken bilden.

Diese Störung wächst zu einer "tropischen Depression" (schwacher Wind, "Depression" im Sinne von Tiefdruckgebiet) heran. Hier rotieren schon Gewitter und Winde mit rund 60 Kilometern pro Stunde.

Die Depression vergrößert sich zu einem tropischen Sturm mit über 62 Kilometern pro Stunde. Erst wenn die Winde 119 Kilometer pro Stunde erreichen, spricht man von einem Hurrikan.

Was bedeuten die verschiedenen Hurrikan-Stufen?

Die Stärke der Hurrikane wird nach der von den Meteorologen Herbert Saffir und Robert Simpson entwickelten Skala eingeteilt. Seit 1972 wird diese offiziell vom National Hurricane Center (Abteilung einer Bundesbehörde der Vereinigten Staaten) geführt.

Die Skala richtet sich nach der Windgeschwindigkeit, der Höhe der vom Sturm erzeugten Meereswellen und dem Luftdruck im Zentrum (Auge) des Hurrikans.

Aus diesen Werten klassifiziert sie (atlantische) Hurrikane in fünf Kategorien, mit eins beginnend (im Gegensatz zur Beaufort-Skala, welche die klassischen Windgeschwindigkeiten von null bis 12 angibt).

Die Hurrikan-Skala beginnt erst bei einer Windgeschwindigkeit von 119 Kilometern pro Stunde.

  • Kategorie 1: Wind: 119-153 km/h Flutwelle: 1,2–1,6 m Kerndruck: über 980 hPa
  • Kategorie 2: Wind: 154-177 km/h Flutwelle: 1,7–2,5 m Kerndruck: 965–979 hPa
  • Kategorie 3: Wind: 178-208 km/h Flutwelle: 2,6–3,8 m Kerndruck: 945–964 hPa
  • Kategorie 4: Wind: 209-251 km/h Flutwelle: 3,9–5,5 m Kerndruck: 920–944 hPa
  • Kategorie 5: Wind: über 252 km/h Flutwelle: über 5,5 m Kerndruck: unter 920 hPa

Die Geschwindigkeit der ersten Kategorie ist damit schon höher als die eines Gepards. Kategorie fünf ist mit einem Schnellzug vergleichbar.

Wie schnell bewegt sich der Hurrikan vorwärts?

Hurrikane erzeugen zwar enorme Windgeschwindigkeiten, bewegen sich aber oft nur sehr langsam vorwärts. Das ist verheerend, weil Niederschläge dann stunden- oder tagelang fast auf dasselbe Gebiet niederprasseln.

"Ein Hurrikan rast nicht. Er bewegt sich mit gerade mal 15 bis 20, manchmal auch bis zu 25 km/h von der Stelle. Zum Vergleich: das ist in etwa die Geschwindigkeit die ein Kreuzfahrtschiff hat, wenn es beispielsweise in der Karibik zwischen den Inseln unterwegs ist, also recht gemütlich", erklärt Diplom-Meteorologe Dominik Jung vom Wetterportal wetter.net.

Wie werden die Werte gemessen?

"Sogenannte Hurrikan-Hunters fliegen mit speziell ausgerüsteten Flugzeugen mitten in das Auge des Hurrikans. Sie nehmen dort die Messungen vor und setzen gegebenenfalls auch noch Wetterballons aus, um die Messungen zu optimieren. Dank Ihrer Hilfe kann man wertvolle Informationen über den augenblicklichen Zustand des Hurrikans erhalten", erklärt Wetterexperte Jung.

Welche Zerstörungen drohen?

Hurrikane haben oftmals schwere Verwüstungen zur Folge. Gerade in früheren Jahren kosteten diese Naturkatastrophen tausende Menschen das Leben. Auch in Amerika sind immer wieder Todesopfer zu beklagen.

Das größte Ausmaß nehmen aber die materiellen Schäden an. Das National Hurricane Center gibt zu den verschiedenen Stufen die möglichen Zerstörungen an. Die Angaben beziehen sich dabei auf Häuser amerikanischer Holzrahmenbauweise.

  • Kategorie 1: Eventuell Schäden am Dach, den Dachschindeln und der Dachrinne. Große Äste von Bäumen können abbrechen und flach verwurzelte Bäume umstürzen. Große Schäden an Stromleitungen sind sehr wahrscheinlich.
  • Kategorie 2: Stärkere Schäden am Dach möglich. Viele flach verwurzelte Bäume brechen oder entwurzeln und blockieren damit die Straßen. Zu erwarten ist ebenfalls ein kompletter Stromausfall, der einige Tage, aber auch mehrere Wochen dauern kann.
  • Kategorie 3: Grobe Schäden am Haus sind wahrscheinlich. Der Wind kann ganze Dächer abdecken. Viele Bäume werden entwurzelt und Straßen versperrt. Tage- oder wochenlang können Wasserversorgung und Elektrizität asufallen.
  • Kategorie 4: Die Häuser erleiden ernsthafte Schäden. Dächer und sogar einige Außenwände können abgerissen werden. Die meisten Bäume brechen oder stürzen um. Ganze Gebiete werden von der Außenwelt isoliert. Die Stromversorgung kann für Monate zusammenbrechen. Ein Großteil des betroffenen Gebietes bleibt wochenlang unbewohnbar.
  • Kategorie 5: Ein hoher Prozentsatz der Häuser wird zerstört. Umgefallene Bäume blockieren die Straßen und isolieren die Regionen. Stromausfälle ziehen sich über Wochen und Monate. Ein Großteil der Gebiete bleibt wochen- oder gar monatelang unbewohnbar.

Neben den Zerstörungen durch Wind sind auch die Schäden durch die starken Regenfälle und Wellen an der Küste enorm.

Ab der dritten Stufe werden zudem Fenster aus Hochhäusern gedrückt. Ab dieser Kategorie fallen ebenfalls starke Schäden bei Metall und Betonbauten an. Stufe fünf kann diese auch zum Einsturz bringen.

Wann schwächt sich der Sturm ab?

Oft nehmen Wirbelstürme bei ihrem Zug über das Meer an Stärke zu. Über Land verlieren sie schnell an Kraft, da der Nachschub feuchtwarmer Luftmassen fehlt.

Bei Windgeschwindigkeiten unter 120 Kilometern pro Stunde wird ein Hurrikan zu einem Tropensturm herabgestuft.

Was ist der Unterschied zum Taifun und Zyklon?

Das Wetterphänomen ist überall auf der Welt das gleiche. Nur die Bezeichnungen unterscheiden sich. Als "Hurrikan" werden tropische Stürme bezeichnet, welche die Meere und Küsten östlich und westlich des amerikanischen Kontinents betreffen.

Im Indischen Ozean und im südlichen Pazifischen Ozean werden sie als Zyklon bezeichnet. In Ost- und Südostasien oder im nordwestlichen Teil des Pazifiks tobende Stürme werden Taifun genannt.

Auch im Mittelmeer kann es zu Wetterphänomenen kommen, die den tropischen Wirbelstürmen ähneln. Sie werden auch Medicane genannt.  © dpa

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