Mückenstiche können quälend sein, deswegen kennen wir beim Einschlafen kaum ein nervigeres Geräusch als das Summen einer Mücke. Vielleicht ein Trost: Die kleinen Plagegeister haben tatsächlich einen Nutzen.

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Nach einem warmen, langen Sommerabend wollen wir friedlich einschlafen. Doch da dringt dieses verhasste Geräusch an unser Ohr: "Ssssss…" Eine Mücke im Zimmer! Nun heißt es, entweder die Jagd aufzunehmen oder morgen völlig zerstochen aufzuwachen. Oder etwa nicht?

"Wenn wir es bemerken und eine Mücke wegschlagen, dann kann es schon mal passieren, dass sie öfter zusticht. Grundsätzlich ist sie dazu imstande", erklärt Kathrin Kaltwaßer. "In aller Regel sticht eine Mücke aber nur einmal. Wenn Sie morgens zerstochen aufwachen, hatten Sie vermutlich nicht eine, sondern mehrere Mücken in Ihrem Schlafzimmer", sagt die Referentin für Umweltkommunikation vom hessischen Naturschutzbund (Nabu). "Ist die Mücke bei ihrem Stich ungestört, saugt sie sich voll mit unserem Blut, das kann zwei bis drei Minuten dauern."

Warum stechen Mücken überhaupt?

Dass sie sich von unserem Blut ernähren, meinen viele, stimmt aber nicht. Eigentlich decken sie ihren Energiebedarf durch Pflanzensäfte. Uns brauchen sie zur Fortpflanzung: Die Eiweiße sind wichtige Bausteine für ihre Eier und die Brut. Daher stechen uns auch ausschließlich Weibchen und nur in der Zeit, in der sie Eier produzieren und ablegen. Auch ihr für uns nervtötendes Summen dient der Paarfindung und damit letztlich der Fortpflanzung. "Deshalb hat die Evolution es wohl auch noch nicht abgeschafft – obwohl es ja eigentlich ein Warnsignal für uns Menschen ist", sagt Kaltwaßer im Gespräch mit unserer Redaktion.

Hat die Mücke Eier abgelegt, beginnt sie erneut mit der Produktion, tankt wieder Blut und legt weitere Eier ab. "Das schafft eine Mücke fünf bis sechs Mal in ihrem Leben", erklärt die Biologin. Nach einem Stich fliegt sie einen Brutplatz an, der sich meist in kleinen oder größeren stehenden Gewässern befindet.

Nur lästig? Oder haben Mücken auch einen Nutzen?

Wer einen wolkenartigen Mückenschwarm in der Luft "herumtänzeln" sieht, brauche nicht in Panik zu verfallen: "Das sind in der Regel Männchen im Paarungstanz und somit nicht die Mücken, die uns stechen. Männchen ernähren sich ausschließlich von Pflanzennektar", gibt sie Entwarnung.

Überhaupt stünden viele Insekten beim Menschen unter falschem Verdacht: "Es gibt um die 50 Mückenarten, die wenigsten davon saugen Blut", erklärt sie und weist auch auf die wichtige Rolle von Mücken im Ökosystem hin: "Mücken und Mückenlarven sind Nahrung für viele Tiere wie Vögel, Spinnen, Fische, Libellenlarven und Fledermäuse. Und wir unterschätzen immer ihre Funktion als Bestäuber. Da sind sie sehr wichtig, nicht zuletzt, weil da draußen ja bekanntlich immer weniger Insekten herumfliegen."

Warum Mückenstiche so jucken – und was dagegen hilft

Dieses Wissen kann vielleicht helfen, lästige Mückenstiche ein kleines bisschen besser zu ertragen. Dass sie furchtbar jucken, wir aber beim Einstich gar nichts spüren, hat übrigens ein und dieselbe Ursache: Beim Stich flößt die Mücke uns ihren Speichel ein, der unsere Blutgerinnung hemmt. "Normalerweise würde unser Blut bei solch einer Verletzung gerinnen, weil der Körper versucht, die Wunde zu schließen. Dann aber könnte die Mücke nicht mehr so gut saugen." So nutzt sie also ihren eigenen Speichel, der zugleich die Einstichstelle betäubt. Deshalb merken wir den Stich nicht gleich. Allerdings lösen die fremden Eiweiße im Speichel der Mücke eine allergische Reaktion in uns aus – das steckt hinter dem Juckreiz, der dann verzögert eintritt.

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"Bei manchen juckt es stärker, bei anderen weniger - je nachdem, wie stark unser Immunsystem reagiert", sagt Kaltwaßer. "Auch hängt es von der Stelle am Körper ab, wie gut wir gerade dort durchblutet sind – wenn uns heiß ist und wir schwitzen, ist die oberste Hautschicht beispielsweise stärker durchblutet. Eine Rolle spielt auch, wie viele Stiche wir in diesem Jahr schon kassiert haben: Die ersten Stiche in einem Sommer jucken häufig am meisten, danach tritt ein gewisser Gewöhnungseffekt ein."

Wer sich an der betroffenen Stelle kratzt, verteilt den Speichel der Mücke noch mehr und regt zugleich die Durchblutung an: "Mit dem Blut kommen mehr Abwehrstoffe des Körpers an der juckenden Stelle an, die Reaktion und somit der Juckreiz werden also nochmals verstärkt. Deswegen heißt es immer, man sollte möglichst nicht kratzen und die Stelle ruhig auch kühlen. Das vermindert unsere Körperreaktion und den Schmerz", erläutert sie.

Wie kommt es dann, dass auch genau das Gegenteil hilft, nämlich Hitze? Viele schwören auf die batteriebetriebenen Wärmestifte, die man dann für einige Sekunden auf den lästigen Stich hält. "Die Hitze greift die Eiweiße an und bremst damit die allergische Reaktion unseres Körpers aus. Wer die heißen Stifte auf der Haut aushält – und das ist Typfrage – kann sich dadurch tatsächlich Linderung verschaffen."

Für alle, die unterwegs gestochen werden und kein Mittel oder Hitzestift bei sich tragen, hat sie ebenfalls einen Tipp: "Spitzwegerich wächst buchstäblich überall und hilft: Sie zerreiben einfach die Blätter und bestreichen damit die juckende Stelle."

Es tut so weh – war das wirklich eine normale Mücke?

Häufig verwechselt würden Stiche auch mit den Bissen von Grasmilben, bemerkt Kaltwaßer. Meistens hat man dann gleich mehrere Bisse, die Mückenstichen sehr ähneln und erst Stunden nach dem Aufenthalt in der Natur auffallen. Der Juckreiz hält allerdings in der Regel deutlich länger an als bei Mücken.

Schmerzt ein Stich ungewöhnlich lange oder geht mit Symptomen wie Fieber einher, empfiehlt sich ein Arztbesuch. Viele fürchten auch, von einer Tigermücke gestochen zu sein, allerdings lassen sich die Stiche nicht eindeutig unterscheiden. Was die Tigermücke so gefürchtet sein lässt, ist ihre Fähigkeit, gefährliche tropische Krankheiten zu übertragen. "Das ist bei uns - bisher - zum Glück noch nicht geschehen. Sie breitet sich allerdings immer weiter aus, begünstigt durch den Klimawandel und die milderen Winter, und das bereitet Sorge. Für die Forschung ist es wichtig, über die Verbreitung der verschiedenen Mückenarten auf dem Laufenden zu sein", betont Kaltwaßer.

Die Asiatische Tigermücke erkennt man an ihren weißen Streifen. © imago/blickwinkel/imago stock&people

Dabei kann jeder helfen: "Die Tigermücke sieht durch ihre weißen Streifen ziemlich markant aus. Wenn Sie eine tote Mücke haben, bei der es sich um die Tigermücke handeln könnte, können Sie sie im Rahmen des Projekts Mückenatlas einschicken, wo sie von Experten bestimmt wird. Für die Forschung ist es wichtig, möglichst viele Proben zugeschickt zu bekommen."

Über die Expertin: Dr. Kathrin Kaltwaßer ist Biologin und Referentin für Umweltkommunikation beim NABU Landesverband Hessen.
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