• Die Zahl der gefährdeten Insekten ist laut dem Bundesamt für Naturschutz alarmierend hoch.
  • Über 4.600 Arten sind demnach betroffen. Das zeigt die neue Rote Liste.
  • Dafür ist vor allem der Verlust von Lebensräumen der Tiere verantwortlich.

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In Deutschland sind laut Bundesamt für Naturschutz (BfN) mehr als ein Viertel von knapp 6.750 neu bewerteten Insektenarten in ihrem Bestand gefährdet. Insgesamt gehe es um 26,2 Prozent der Spezies, die für den dritten und letzten Band der Roten Liste für wirbellose Tiere untersucht wurden, teilte das BfN am Mittwoch in Bonn mit.

Unter den nun bewerteten Arten haben Käfer mit mehr als 5.600 Arten den größten Anteil. Das BfN erklärte, bei einigen wenigen Insektenarten hätten die Bestände zugenommen. Die Rückgänge vieler Arten überwögen aber deutlich. Vor allem bei gewässergebundenen Arten bleibe der Anteil der gefährdeten hoch.

BfN: Negativer Trend setzt sich fort

"Die neue Rote Liste bestätigt den negativen Trend, der sich in den ersten beiden Bänden gezeigt hat", erklärte BfN-Präsidentin Sabine Riewenherm. In den drei Bänden wurden insgesamt mehr als 15.000 wirbellose Arten, darunter 14.000 Insektenarten, untersucht. Davon seien über 4.600 Arten in ihrem Bestand gefährdet. "Das heißt: 29,6 Prozent wurden in die Kategorien "Vom Aussterben bedroht", "Stark gefährdet", "Gefährdet" oder "Gefährdung unbekannten Ausmaßes" eingestuft", sagte die Chefin des Bundesamts.

Laut BfN ist in dem neuen Band der Anteil bestandsgefährdeter Arten besonders hoch bei Steinfliegen (46,4 Prozent) und Eintagsfliegen (40,5 Prozent). Arten dieser Gruppen bevorzugten naturnahe Gewässer und Uferbereiche. Trotz der verbesserten Wasserqualität in den letzten 25 Jahren hätten sich viele Bestände noch nicht vollständig erholen können. "Der hohe Anteil bestandsgefährdeter Arten unter den aquatischen Insekten zeigt dringenden Handlungsbedarf", meinte die BfN-Präsidentin. Libellen, Steinfliegen und Eintagsfliegen müssten in ihren Lebensräumen besser geschützt werden.

Verlust von Lebensräumen schuld an Rückgang

Zu den Käfergruppen mit besonders vielen bestandsgefährdeten Arten gehörten Blattkäfer, Rüsselkäfer sowie Blatthornkäfer, zu denen auch Hirschkäfer zählen. Viele Käferarten sind an bestimmte Biotope gebunden. Für den Rückgang werden vor allem Nutzungsänderungen und der Verlust von Lebensräumen verantwortlich gemacht.

Deutliche Bestandseinbrüche gebe es beispielsweise beim Rossmistkäfer (Geotrupes stercorarius). Er gehörte früher zu den häufigsten großen Mistkäfer-Arten in Deutschland. Der Käfer sei mittlerweile in Deutschland stark gefährdet, der sehr starke Rückgang der Art sei bislang nicht erklärbar, so das BfN. Der Rückgang bei der seltenen Weichwanzenart Phytocoris hirsutulus sei vorwiegend auf die Überalterung und den Verlust von Streuobstwiesen zurückzuführen.

Rote Listen beschreiben die Gefährdung der verschiedenen Tier-, Pflanzen- und Pilzarten und sind damit eine Art Inventur der Artenvielfalt. Sie werden etwa alle zehn Jahre vom BfN herausgegeben. Am neuen Band wirkten 130 ehrenamtliche Fachleute mit. Eine Auswertung aller seit 2009 erschienenen Roten Listen soll folgen. (dpa/mak)

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