Unberührter Strand ist das Ideal - Realität ist jedoch vielerorts Plastikmüll in den Meeren und im Sand. Und selbst unbewohnte Gegenden der Welt leiden unter dem menschengemachten Müll.

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Weißer Sand und blaues Meer sind wohl die Urlaubsszenerie schlechthin für viele Menschen. Doch was ist, wenn da Plastiktüten in den Wellen schwimmen und Einwegflaschen in den Dünen liegen? Plastikmüll in den Meeren ist ein massives Problem für die Umwelt. Immer mehr Menschen fällt das auf - doch auch wer helfen will, muss achtsam sein.

Die genaue Menge von Plastikmüll in den Meeren lässt sich nur schwer beziffern. Wissenschaftler schätzen, dass global etwa zwischen 4,8 und 12,7 Millionen Tonnen Plastikmüll pro Jahr in den Meeren landen. Das entspricht ungefähr einer LKW-Ladung pro Minute. Auch Materialien wie Gummi, Metalle, Glas oder Holz werden in den Meeren gefunden. Doch Kunststoffe sind mit einem Anteil von rund 75 Prozent am häufigsten.

Greenpeace warnt vor sogenannten Geisternetzen

"Dass sich Plastikmüll massiv an Meeren und Stränden ansammelt, das wissen wir seit 20 Jahren. Aber jetzt seit ein paar Jahren ist es wirklich nicht mehr zu übersehen, vor allen Dingen für Touristen und Touristinnen", sagt Manfred Santen von der Umweltorganisation Greenpeace.

"Auf Sylt oder zum Beispiel auch auf unbewohnten Halligen ist es in erster Linie Müll aus der Schifffahrt, aus der Fischerei, also Reste von irgendwelchen Netzen, Nylon-Netzen, die verloren gehen von irgendwelchen Fischkuttern zum Beispiel. Das ist schon dramatisch." Die sogenannten Geisternetze seien eine Gefährdung für Fische und andere Tiere im Meer. Irgendwann würden sie dann auch am Strand enden. "Das macht in Deutschland auf der Nordsee ungefähr 50 Prozent des Mülls aus", sagt Santen.

Immer Plastik landet in unbewohnten Gegenden

Da Kunststoffe nur sehr langsam kompostieren, kann es nach Angaben des Umweltministeriums Jahrhunderte dauern, bis das Material durch physikalische, chemische und biologische Prozesse in den Meeren zerkleinert wird. Wie lange Kunststoffe in der Umwelt verweilen, ist nicht bekannt.

Durch Wind oder Wellen kann der Müll im Meer weite Wege zurücklegen. So landet manche Plastikflasche inzwischen sogar in Gebieten, die gar nicht besiedelt sind - zum Beispiel auf unbewohnten Inseln in den Polarregionen und im Arktischen Eis.

Das Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, hat über fünf Jahre angeschwemmten Plastikmüll an den Stränden Spitzbergens im Nordatlantik gesammelt und ausgewertet. Demnach stammt ein Drittel des eindeutig identifizierbaren Plastikabfalls aus Europa, ein großer Teil davon aus Deutschland.

Müll gefährdet Jungvögel

Und auch in Deutschlands Meeren selbst landet immer wieder Abfall, der dort nicht hingehört. So auch an der Nordseeinsel Mellum nahe Wilhelmshaven. Alle zwei Jahre sammeln Freiwillige dort Müll, um sich ein Bild der Lage zu machen. Regelmäßig kommen dabei rund 13 Kubikmeter Müll zusammen, berichtet Mathias Heckroth, Geschäftsführer vom Mellumrat, einem Verein, der sich im Auftrag der Nationalparkverwaltung um den Naturschutz auf der Düneninsel kümmert.

"75 Prozent sind Kunststoffartikel. Man findet die komischsten Sachen am Strand. Von einer Solarleuchte über einen Putzeimer bis zu Farbresten." Mellum ist unbewohnt - der Müll wird also übers Meer angeschwemmt und zu einem Risiko für die Tiere. "Bodenbrütende Arten verbauen Netzreste in ihren Nestern", sagt Heckroth. "Da kommt es regelmäßig zu Strangulationen der Jungvögel."

Urlauber sollten nicht einfach in Naturschutzgebieten Müll aufsammeln

Viele Urlauberinnen und Urlauber sehen das Problem und wollen helfen, doch auch das kann zu einer Gefahr für Vögel werden: Umweltschützer warnen davor, einfach so Plastikmüll in den Naturschutzgebieten einzusammeln. "Viele Menschen sehen Müll und verlassen dann die Wege und gehen in Naturschutzgebiete, wo Vögel brüten", sagt Swaantje Fock vom Nationalpark-Haus Wittbülten auf der Nordseeinsel Spiekeroog. "Es ist toll, dass das Bewusstsein der Leute wächst und sie was tun wollen, aber da geht der Vogelschutz vor."

Der Naturschutzbund (Nabu) rät Urlaubern und Urlauberinnen, auf den Wegen zu bleiben. "Als Faustregel gilt: Immer da Müll aufheben, wo ich bin, aber bitte nicht woanders hingehen", sagt Stefanie Eilers, Erste Vorsitzende des Nabu Wilhelmshaven. Sehe man Müll in Naturschutzgebieten, solle man die Naturschutzverbände der Stadt kontaktieren. (dpa/ari)  © dpa

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