Forscher haben den höchsten bisher gemessenen Wert an Plastikteilchen pro Quadratmeter im Meeresboden festgestellt. Sie fanden auch heraus, dass das Mikroplastik von Meeresströmen verteilt wird. Das birgt eine große Gefahr für die Artenvielfalt.

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In einigen Regionen treiben riesige Müllteppiche auf der Oberflächen der Meere. Doch das ist nur ein Bruchteil der Plastikmenge, die sich mittlerweile in unseren Ozeanen befindet. Der überwältigende Teil sammelt sich für uns unsichtbar.

Bis zu 1,9 Millionen winziger Plastikteilchen finden sich einer aktuellen Studie zufolge in einem Quadratmeter Meeresboden. Das sei der höchste jemals gemessene Wert, berichtet ein internationales Forscherteam im Fachmagazin "Science" nach entsprechenden Untersuchungen im Mittelmeer. Das Mikroplastik sinke nicht einfach von der Oberfläche Richtung Meeresboden hinab, sondern werde mit Strömungen in der Tiefsee verteilt und dann in bestimmten Sediment-Bereichen konzentriert.

"Es ist bedauerlich, aber Plastik ist zu einer neuen Form von Sediment-Partikel geworden, das zusammen mit Sand, Schlamm und Nährstoffen über den Meeresboden verteilt wird", sagt Studienleiter Florian Pohl von der britischen Durham University laut einer Mitteilung der University of Manchester.

Sichtbarer Müll ist nur ein kleiner Teil

Jährlich gelangen etwa 10 Millionen Tonnen Plastik in die Weltmeere. Ein großer Teil davon wird von Land eingetragen, über die Flüsse oder unser Abwasser zum Beispiel, in dem winzige Partikel aus Kosmetikprodukten oder Textilien schwimmen.

Auch größere Plastikteile im Meer werden im Laufe von Jahrzehnten zu immer kleineren Teilen zerrieben. Zu trauriger Berühmtheit gelangten die großen "Müllteppiche", die sich in einigen Meeresregionen an der Wasseroberfläche sammeln, etwa der Pazifische Müllstrudel im Nordpazifik.

Doch solche oberflächlichen Ansammlungen machen nur ein Prozent der insgesamt vorhandenen Menge an Plastikmüll aus, schreiben die Wissenschaftler, zu denen auch Elda Miramontes vom Marum-Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen gehört. Der Großteil der verbleibenden 99 Prozent landeten in der Tiefsee.

Meeresströmungen transportieren Mikroplastik

Die Forscher untersuchten nun Sedimentproben aus dem Tyrrhenischen Meer, einem Teil des Mittelmeers, und analysierten die Verteilung des Mikroplastiks mit Blick auf den Einfluss der dort vorherrschenden Meeresströme. Dazu zählen sie Partikel mit einer Größe von weniger als einem Millimeter.

In allen Sedimentproben fanden die Forscher Mikroplastik, zumeist Fasern und zu einem geringeren Anteil winzige Fragmente. Die Fasern stammen häufig aus Textilien, da sie in den Kläranlagen nicht aus dem Abwasser gefiltert werden. Gelangen die Teilchen in tiefere Gewässer, werden sie von Meeresströmungen erfasst und weiter transportiert.

Die größte Dichte an Teilchen fanden die Forscher in einer Tiefe von 600 bis 900 Metern, wo Bodenströmungen Wirbel bildeten und am stärksten mit dem Meeresboden interagierten. Die Strömungen führten zu großflächigen Ablagerungen der Sedimente - Experten sprechen von Contourit-Systemen.

Mikroplastik landet in Hotspots der Artenvielfalt

Es sei bekannt, dass diese Bodenströmungen auch Sauerstoff und Nährstoffe verteilten. Wo diese sich sammelten, entstünden Hotspots der Artenvielfalt. Ausgerechnet in diesen wertvollen Ökosystemen landeten nun auch große Mengen Mikroplastik.

"Unsere Ergebnisse bekräftigen die Notwendigkeit, den künftigen Eintrag von Plastik in natürliche Lebensräume durch geeignete Maßnahmen zu begrenzen und die Einflüsse auf Ozean-Ökosysteme zu minimieren", sagt Mike Clare vom National Oceanography Centre der University of Southampton in Großbritannien. (awa/dpa)

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