Gerade im Sommer hat man es vermehrt mit einigen unliebsamen Gästen zu tun, die summen, schwirren und stechen: Mücken, Fliegen, Wespen, Bienen, Ameisen und andere Insekten können an lauen Sommerabenden zur echten Plage werden. Doch darf man die Tiere einfach töten? Neben moralischen Konflikten kann es nämlich auch zu Bußgeldstrafen kommen. Schließlich stehen einige Insekten unter Artenschutz. Was ist erlaubt? Ein Überblick.

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Hier droht ein Bußgeld

Weltweit sind laut WWF etwa 40 Prozent aller Insektenarten vom Aussterben bedroht und auch in Deutschland sinken die Bestände der 33.000 bekannten Insektenarten massiv. Ein Problem für die Umwelt – denn Insekten haben eine tragende Rolle im Ökosystem. Auch der Mensch leidet darunter, Insektensterben kann unter anderem auch zu wirtschaftlichen Schäden führen. Zahlreiche Arten stehen daher unter Artenschutz, sie zu töten ist daher verboten.

Dazu gehören etwa Wespen: Wer die schwarz-gelben Tiere tötet, verstößt damit unter Umständen gegen das Bundesnaturgesetz, das es allgemein verbietet, "wild lebende Tiere ohne vernünftigen Grund zu töten". Kreisel- und Knopfhornwespen stehen sogar unter besonderem Artenschutz, sie dürfen nicht gefangen oder verletzt werden. Unter Schutz stehen auch Wespennester – und zwar die aller Arten. Wer sie beschädigt oder zerstört, riskiert ein Bußgeld von bis zu 50.000 Euro.

Von den ursprünglich über 550 heimischen Bienenarten in Deutschland sind rund 40 ausgestorben, mehr als 40 Prozent gelten als bestandsgefährdet – auch sie stehen daher unter Artenschutz. Auch Hornissen, Hummeln und Schmetterlinge sind durch dieses Gesetz geschützt. Es droht je nach Bundesland ein Bußgeld von bis zu 10.000 Euro.

Mücken töten ist erlaubt

Auch Spinnen stehen als wild lebende Tiere grundsätzlich unter Naturschutz. Laut §39 des Bundesnaturschutzgesetzes ist es verboten, sie zu töten. Das gilt im Übrigen auch für Spinnennetze, die als Lebensstätte von Spinnen gelten und nicht zerstört werden dürfen. Fünf Spinnenarten gelten in Deutschland als besonders geschützt. Sie darf man ohne Genehmigung nicht einmal fangen oder auch nur stören.

Bei Stechmücken sieht es anders aus. Laut Bußgeldkatalog ist es erlaubt, die Blutsauger zu töten. Es handelt sich nicht um eine Ordnungswidrigkeit, da Mücken hierzulande nicht unter Naturschutz stehen. Zudem können sie teils gefährliche Krankheitserreger übertragen. Behörden wie das Umweltbundesamt geben sogar Tipps zur Beseitigung von Stechmücken.

Insekten töten: Auch ein moralisches Dilemma

Abseits jeglicher Bußgeldstrafen muss man sich jedoch auch die Frage stellen, ob es moralisch in Ordnung ist, Insekten zu töten. Immerhin verbinden wir Redewendungen wie "keiner Fliege etwas zuleide tun" mit besonders sanften Menschen, die anderen keinen Schaden zufügen würden.

Auf der Social-Media-Plattform TikTok machen seit einiger Zeit Gedichte wie "I hope I don't get killed for the crime of being small" (zu Deutsch: "Ich hoffe, niemand tötet mich für das Verbrechen, klein zu sein") oder "Ten Legs, Eight Broken" (zu Deutsch: "Zehn Beine, acht gebrochen") die Runde, die auf den moralischen Aspekt des Tötens von Insekten aufmerksam machen sollen.

Denn allgemein hält sich das Mitleid mit Insekten sowie einigen anderen Tierarten eher in Grenzen. Untersuchungen zeigen, dass Tiere, die wir als "unsympathisch", "hässlich" oder "eklig" empfinden, seltener eine Lobby haben. Häufig spielen Ekel und Ängste – wenn auch unbegründet – dabei eine Rolle. Wissenschaftler fanden zudem heraus, dass wir mehr Empathie für Tiere entwickeln, die dem sogenannten "Kindchenschema" entsprechen, die wir also als "süß" wahrnehmen.

Westliche Ethikexperten und Entomologen sind sich relativ einig, was den moralischen Konflikt angeht: Aus ökologischer Sicht sollte man eine Art nicht töten, auch wenn sie für uns unangenehm ist. Geht es nur um das Individuum, etwa eine einzelne Mücke, ist das eher in Ordnung. Im "Ehrenkodex entomologische Feldarbeit" des Naturschutzbunds (NABU) heißt es dazu auch, die Gefährdung von Insekten beruhe fast ausschließlich auf der Vernichtung und Einengung ihrer Lebensräume, dem Rückgang vieler Pflanzenarten sowie derjenigen Tierarten, die Anthropoden als Wirte dienen.  © 1&1 Mail & Media/spot on news

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