Eineinhalb, zwei, drei oder vier Grad Erderwärmung: Was nach einem minimalen Unterschied klingt, hat maximale Auswirkungen. Falls es uns nicht gelingt, die Erderwärmung bei 1,5 Grad zu stoppen, drohen die folgenden drastischen Szenarien.

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Gerade einmal 0,5 Grad: So groß ist der Puffer, den die Menschheit bis zum Ende des Jahrhunderts noch hat, um die Erderwärmung bei 1,5 Grad zu stoppen. Auf dieses Ziel hatten sich die mittlerweile knapp 200 Mitgliedsländer des Weltklimarats IPCC im Klimaabkommen von Paris aus dem Jahr 2015 geeinigt.

Derzeit liegt die weltweite Durchschnittstemperatur rund ein Grad über jener der vorindustriellen Zeit - und steigt pro Jahrzehnt um 0,17 Grad an.

In einem Sonderreport hat der Weltklimarat nun beschrieben, welche Folgen eine Erwärmung von 1,5 Grad haben wird und was alles getan werden muss, damit die Temperatur nicht noch weiter steigt.

Über 6.000 Studien wurden dafür ausgewertet. Das Ergebnis ist ernüchternd: Aktuell steuert die Welt auf eine Erderwärmung von drei bis vier Grad bis 2100 zu - das hätte dramatische Folgen.

Klimaforscher: "Es ist fast schon zu spät"

"Der Sonderbericht sendet ein klares Signal an die Politik: 'Jetzt handeln, es ist fast schon zu spät'", fasst Niklas Höhne von der niederländischen Universität Wageningen den IPCC-Bericht zusammen.

Zwei Monate vor dem nächsten UN-Klimagipfel warnen die Forscher eindrücklich: Es müsse in allen Bereichen Veränderungen geben - Energie, Industrie, Gebäudebau, Transport, in den Städten und auf dem Land. Der globale Ausstoß von Kohlendioxid müsste demnach bis 2030 um 45 Prozent fallen und im Jahr 2050 bei null liegen.

Zwar klingt der Unterschied zwischen 1,5 Grad und zwei Grad Erwärmung gering, die Folgen wären jedoch dramatisch.

Das passiert bei 1,5 Grad Erderwärmung

Erwärmt sich die Erde bis Ende des Jahrhunderts nur noch um ein weiteres halbes Grad, bleibt ein Teil des Eispanzers von Grönland möglicherweise erhalten. Der Meeresspiegel wird in diesem Fall bis 2100 rund 40 Zentimeter steigen.

Die Korallenbleiche und damit das eventuelle Absterben nimmt zwar zu, aber ein Drittel der Korallenriffe weltweit könnte überleben. Die Chemie der Ozeane aber wird empfindlich gestört.

Auch den Menschen erwarten gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Hitzestress, Unterernährung sowie Durchfallerkrankungen und Infektionen. Über 100 Millionen Menschen mehr werden wegen steigender Lebensmittelpreise in Armut leben.

Das passiert bei zwei Grad Erderwärmung

Bei zwei Grad Erwärmung wird der Meeresspiegel bis zum Jahr 2100 um 50 Zentimeter steigen. 99 Prozent der Korallenriffe sind dann vom Absterben bedroht. Starke Stürme und Wetterextreme nehmen zu.

Mindestens einmal alle zehn Jahre wird der arktische Ozean dann völlig eisfrei sein. Es droht ein unumkehrbarer Abschmelzprozess der Eisschilde in Grönland und der westlichen Arktis. Bleibt es bei 1,5 Grad, würde der arktische Ozean nur einmal alle 100 Jahre komplett abschmelzen.

20 bis 30 Prozent der Tier- und Pflanzenarten sind in einem Zwei-Grad-Szenario vom Aussterben bedroht. Bis zu zwei Milliarden Menschen leiden unter Wasserknappheit. In Nordafrika und im Nahen Osten schrumpfen die Wasserressourcen um rund 20 Prozent.

Auch die Ernteeinbußen nehmen zu: In Zentralamerika und Westafrika wird die Mais- und Weizenernte doppelt so stark schrumpfen wie bei einem 1,5-Grad-Szenario.

Das passiert bei drei bis vier Grad Erderwärmung

Dann steigt der Meeresspiegel bis 2100 um mehr als einen halben Meter. Gebiete und Orte in Küstennähe werden überflutet. Rund eine Milliarde Menschen ist davon direkt betroffen, darunter die Bewohner von Bangladesch, New York, Mumbai, Shanghai und auch Hamburg.

Wetterextreme nehmen deutlich zu. Bis zu zwei Milliarden Menschen haben nicht mehr genug Wasser zur Verfügung. Zudem steigt die Belastung durch Mangelernährung, Infektionen sowie Erkrankungen von Herz und Atmungsorganen.

Was, wenn es mehr als vier Grad werden?

Wenn die Erderwärmung sogar über die Vier-Grad-Marke steigt, können sich Pflanzen, Tiere, und der Mensch nicht mehr anpassen: Das komplette biologische System ist überfordert. Ein weltweites Artensterben ist die Folge - vor allem in Feuchtgebieten, Wäldern und im Meer.

Rund 3,2 Milliarden Menschen sind von steigender Wasserknappheit bedroht, etwa ein Fünftel der Weltbevölkerung durch Überschwemmungen gefährdet. Der Meeresspiegel steigt um rund einen Meter, flache Inselstaaten werden damit verschwinden.

Damit es nicht so weit kommt, ist rasches Handeln der Politik gefragt. Es gibt aber auch Möglichkeiten, wie jeder Einzelne von uns das Klima schützen und mithelfen kann, die Erde zu retten.

Verwendete Quellen:

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