Jahrhundertealte, kreisrunde Wallanlagen, alle nach demselben Prinzip auf einer Linie errichtet, aber verteilt über Dänemark: das sind die mysteriösen Trelleborgen sowie ein Ringwall. Aber wer hat sie gebaut, und zu welchem Zweck?

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Der Hobby-Pilot Preben Hansson staunte 1990 nicht schlecht, als er quer über Dänemark flog.

Eigentlich wollte er sich nur die berühmte Trelleborg auf Seeland von oben ansehen. Doch dabei fiel ihm auf, dass die Anlage auffällig symmetrisch konstruiert wirkte.

Er stellte sich die Anlage als Kompass vor. Und beschloss, eine der vier Kerben im Wall als Wegweiser zu nehmen.

So flog er kilometerweit in Richtung Nordwest, bis er unter sich Eskeholm erblickte. Das ist zwar keine Trelleborg, aber ein Ringwall.

Der Pilot behielt seinen Kurs bei – und landete bei einer zweiten Trelleborg, Fykrat. Der Weiterflug streng geradeaus führte ihn nach insgesamt zwei Stunden zu einer weiteren Wallanlage, Aggersborg.

Der ungewöhnliche Aufbau der Trelleborgen

Die drei Trelleborgen sind die Reste exakt kreisrunder Wallanlagen, von denen in Dänemark insgesamt fünf entdeckt wurden. Die vierte und die fünfte sind Nonnebakken in Odense und Borgring auf Seeland.

Alle ähneln sich in ihrem ungewöhnlichen geometrischen Aufbau. Ihr innerer Durchmesser misst jeweils über 100 Meter, ihr Ringwall ist fünf Meter hoch und durch einen Graben geschützt. Innen- und Außenwände sind mit gespaltenen Balken, sogenannten "trellern", in Stabbautechnik verkleidet.

Unterbrochen werden sie jeweils durch vier Tore. Der Kreis war zur Entstehungszeit innen in vier gleich große Quadrate geteilt, in denen mindestens 16 Langhäuser standen.

Aber wie kann es sein, dass vier von ihnen in einer gerade Linie erbaut wurden – zu einer Zeit, als es keine Peilsender oder technischen Hilfsmittel zur Messung gab?

Die geheimnisvolle Ley-Linie

Hansson ging davon aus, dass er ein mysteriöses Geheimnis entdeckt hatte: In Gedanken zog er die Linie zwischen den Trelleborgen und dem Ringwall weiter. Er glaubte, dass sie bis zum sagenumwobenen Orakel von Delphi reichte.

Der Pilot war auf eine Ley-Linie gestoßen: eine unsichtbare Verbindung zwischen Kultstätten. Esoteriker sind sicher, dass solche Linien nicht nur existieren, sondern dass sie auch besondere Energiefelder besitzen und sich als unregelmäßiges Netzwerk über die Erde ziehen.

Waren die Trelleborgen also mehr als einfach nur Wallanlagen? Der Pilot war davon überzeugt und sah Eskeholm als die sagenhafte heilige Burg Rethra.

Aggersborg bezeichnete er als mystische Stadt Lumneta, Lumne oder Luxstedt. Letztere soll die Hauptstadt des heidnischen Lichtkults gewesen sein.

Um diese Orte drehen sich einige Legenden und Mythen.

Mythische Kultstätten und prähistorische Radaranlagen

Schon im dritten Jahrhundert erwähnte der Historiker Helmoldus Luxstedt. Der mythische Ort soll von Barbaren und Griechen gleichermaßen besucht worden sein.

Im elften Jahrhundert bestimmte Adam von Bremen die angeblich genaue Lage von Lumne: Dort, wo heute die Ruinen von Aggersborg stehen.

War der Ringwall also einst ein hell erleuchtetes Heiligtum, zu dem Menschen aus ganz Europa pilgerten?

Historiker und Archäologen fanden dazu keinerlei Hinweise, ebensowenig wie zur heiligen Burg Rethra. Es ist nicht zu beweisen, dass sie jemals existierten.

Der Pilot Hansson ließ sich davon nicht irritieren, forschte selbst weiter und schrieb ein Buch mit dem Titel "Sie kamen von den Sternen".

Er entwickelt darin eine neue Theorie: Die Trelleborgen in Dänemark hätten eine Verbindung zu anderen riesigen geometrischen Objekten in anderen Ländern.

Letztendlich deutet er sie als Radaranlagen für prähistorische Flugobjekte. Dass für ihren Bau Außerirdische verantwortlich waren, glaubt auch der Prä-Astronautiker Erich von Däniken.

Bauten sich die Wikinger eigene Kasernen?

Doch es gibt auch viel banalere Erklärungsversuche für die Trelleborgen. Barbarische Männer aus dem europäischen Norden zogen demnach im Frühmittelalter mit eindrucksvollen Schiffen über die Meere.

Mit ihren Raubzügen brachten die Wikinger Furcht und Schrecken über die Küstenbewohner.

Doch was trieben sie zwischen ihren Seefahrten und besonders im Winter? Forscher waren sicher: Die Trelleborgen waren Wikingerkasernen, in denen sich die Krieger erholten und auf die nächsten Fahrten vorbereiteten.

Allerdings begann die Theorie von den Kasernen zu bröckeln, als man in den Ruinen auch Frauen- und Kinderknochen ausgrub.

Auf Entdeckungsreise mit Harald Blauzahn

Nichtsdestotrotz gehen Wissenschaftler davon aus, dass König Harald I. "Blauzahn" Gormson der Bauherr der Wallanlagen war.

Von 936 bis 987 war er Anführer der Wikinger. Die Forscher stützen sich bei ihrer Theorie auf die erst 2014 entdeckte fünfte Trelleborg Borgring auf Seeland.

Mit Lasergeräten und anderen modernen Methoden untersuchten sie die Überreste, etwa die verkohlten Überreste eines Holztors.

Dank der Rückstände bestimmten sie den Zeitraum, indem die Burg entstand, auf das neunte bis elfte Jahrhundert – das passt zu Blauzahns Regierungszeit. Aber wozu brauchte er fünf Burgen?

Die Wissenschaftler halten es für möglich, dass der König an wichtigen Straßenverbindungen Festungen errichten ließ, um mehr Kontrolle über das Land zu bekommen.

Weil der Herrscher damals keinen festen Regierungssitz hatte, ist es auch denkbar, dass er von einer Burg zur anderen reiste.

Da sein Gefolge sicherlich nicht nur aus Männern bestand, würde das auch die weiblichen Knochenfunde erklären.

Wie die Wikinger allerdings die schnurgerade Anordnung der Trelleborgen hinbekamen, dass können Wissenschaftler bis heute nicht erklären.

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