• Bislang stammte der älteste Fund des Homo sapiens aus Marokko.
  • Überraschend, denn eigentlich gilt Ostafrika als Wiege der Menschheit.
  • Eine Studie zeigt nun allerdings, dass ein Fossil, welches in Äthiopien entdeckt wurde, viel früher gelebt hat, als bislang angenommen wurde.

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Moderne Menschen lebten in Ostafrika schon wesentlich früher als bisher nachgewiesen. Der im Süden von Äthiopien entdeckte Homo sapiens Omo 1 lebte nicht, wie lange Zeit angenommen, vor weniger als 200.000 Jahren, sondern schon vor mindestens 233.000 Jahren - möglicherweise sogar noch deutlich früher.

Das berichtet ein internationales Forschungsteam um Céline Vidal von der Cambridge University nach einer Neudatierung der betreffenden Erdschicht im Fachblatt "Nature".

In Äthiopien gefundene Schädelfragmente spielen Schlüsselrolle

Afrika ist die Wiege der Menschheit. Doch nur acht Funde des Homo sapiens in Afrika seien älter als 130.000 Jahre, schreibt das Team um Vidal. Eine Schlüsselrolle spielen demnach die im Südwesten von Äthiopien in den späten 1960er Jahren gefundenen Schädelfragmente von Omo Kibish 1 (Omo 1).

Sie weisen dem Team zufolge eindeutig Zeichen des modernen Homo sapiens auf, waren aber gemäß der bisherigen Datierung mit einem Alter von etwa 197.1000 Jahren bei weitem nicht die ältesten Überreste unserer Art.

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Denn über den bislang frühesten Homo sapiens-Fund hatte 2017 ein Team unter Federführung des Leipziger Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie berichtet. Das Fossil von Djebel Irhoud in Marokko ist demnach etwa 300.000 Jahre alt. Für Überraschung sorgte damals vor allem der Ort - weit jenseits der klassischen Fundregionen, die im Osten und auch im Süden von Afrika liegen.

Omo 1 muss vor mehr als 233.000 Jahren gelebt haben

Die aktuelle Studie zeigt nun, dass moderne Menschen in Ostafrika früher lebten als bisher belegt. Die Datierung von Omo 1 war ohnehin umstritten: "Die Fossilien wurden in einer Schicht unter einer dicken Ablagerung vulkanischer Asche gefunden, die nie radiometrisch datiert werden konnte, weil sie zu fein war", wird Vidal in einer Mitteilung ihrer Uni zitiert.

Die Forscher ordneten diese Asche nun anhand geochemischer Untersuchungen einem Ausbruch des 400 Kilometer entfernten Vulkans Shala zu. Argon-Datierungen von andernorts gefundenen Bimsstein-Kristallen dieser Eruption zeigten, dass der Vulkan vor etwa 233.000 Jahren ausbrach. Da Omo 1 unter der Ascheschicht von dieser Eruption lag, muss er vor mehr als 233.000 Jahren gelebt haben - möglicherweise sogar deutlich früher.

"Unsere neue Alterseingrenzung stimmt mit den meisten Modellen zur Evolution moderner Menschen überein, die den Ursprung des H. sapiens und seine Abspaltung von archaischen Menschen auf die Zeit vor 350.000 bis vor 200.000 Jahre schätzen", schreibt das Team. "Es bleibt eine Herausforderung, ein robustes Höchstalter für Omo 1 zu ermitteln." (ff/dpa)

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