Der Traum vom Lottogewinn. Von der großen Beförderung und mehr Gehalt. Wäre das Leben dann nur sorgloser - oder auch glücklicher? Die Forschung befasst sich mit diesen Fragen - und hat erstaunlich konkrete Antworten.

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Welchen Einfluss hat Geld auf unser Glück? Das treibt Forscher seit Jahren um. Die UN legt beim jährlich wiederkehrenden "Weltglückstag" (Englisch: International Day of Happiness) am 20. März einen von drei Schwerpunkten darauf, der Armut ein Ende zu setzen. Also muss da doch was dran sein - oder?

Sind reiche Menschen wirklich zufriedener? Die Forschung zeigt, dass es einen starken Zusammenhang zwischen Armut und Unglück gibt. "Wer nicht weiß, wie er die eigenen Kinder ernähren kann, oder ob es morgen noch ein Dach über dem Kopf haben wird, ist tendenziell deutlich weniger glücklich, als Menschen, die diese Sorgen nicht haben", sagt die Institutsleiterin der Deutschen Gesellschaft für Positive Psychologie (DGPP), Judith Mangelsdorf.

Allerdings mache mehr Geld nur bis zu dem Punkt auch glücklicher - bis unsere Grundbedürfnisse gedeckt sind.

Kein Geld zu haben - das macht unglücklich

"Geld macht nicht glücklich, aber kein Geld zu haben macht unglücklich", fasst es Dominik Enste, Leiter des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) zusammen. "Das ist schon ganz entspannend, dass man ein gewisses Jahreseinkommen hat, von dem man selber weiß: Okay, jetzt muss ich mir keine zu großen Sorgen mehr machen." Deswegen gebe es ein gewisses Jahreseinkommen, ab dem sich das Glücksempfinden nicht mehr steigern lasse.

Entscheidet unser Einkommen also darüber, wie glücklich wir sind? "Eher nein", sagt Mangelsdorf. "Die meisten in Deutschland lebenden Menschen haben das Glück, mehr zu verdienen, als notwendig ist, um die Grundbedürfnisse der eigenen Familie decken zu können." In diesem Fall habe das Einkommen nur einen minimalen Zusammenhang mit Glück. Nur für Menschen mit sehr geringem Einkommen spiele es eine entscheidende Rolle im Glückserleben.

Wie viel Einkommen macht glücklich?

Das wirft natürlich die Frage auf: Wie viel muss ich denn verdienen, um dauerhaft glücklich zu sein? Pauschal beantworten lässt sich das aber nicht. Es ist abhängig vom jeweiligen Land. "OECD-Studien zeigen etwa für Deutschland:

  • Ein Jahreseinkommen von 60.000 bis 70.000 Euro macht Menschen dauerhaft glücklich

Danach bringe mehr Geld den Menschen keine zusätzliche Lebensfreude, sagt Verhaltensökonom Enste.

Viel Geld bringt neue Sorgen mit sich

"Ein zusätzlicher Euro sorgt nicht mehr in gleichem Maße dafür, dass ich so viel glücklicher werde, als wenn ich weniger Einkommen habe", sagt Enste. Man werde aber auch nicht unglücklicher, wenn man reicher ist. Jedoch kämen dann andere Sorgen dazu - etwa, dass man das Geld wieder verlieren könnte. Beispielsweise durch eine Inflation.

Arbeitslosigkeit macht unglücklich

Besonders wichtig sei es, dass das Einkommen selber generiert werde. "In Deutschland ist ein Arbeitsloser deutlich unzufriedener als ein Arbeitender, der ungefähr das gleiche Einkommen hat."

Dass arbeitslose Menschen eine deutlich niedrigere Lebenszufriedenheit angeben, gelte im Übrigen für alle Länder. "Selbst der Tod eines Partners ist nicht so gravierend nachhaltig glücksschädigend wie Arbeitslosigkeit", sagt Enste.

Glück heißt in der Wissenschaft "Lebenszufriedenheit"

Wie Menschen fühlen, denken und handeln, beschäftigt die psychologische Forschung schon lange. "Dabei kommen viele verschiedene Methoden von Fragebögen und Interviews, über MRT-Studien bis hin zu Experimenten zum Einsatz", erklärt Psychologin Mangelsdorf. Positive Emotionen können etwa in Studien zur Gehirnaktivität, über den Hormonspiegel, Videoaufnahmen mimischer Veränderungen und viele andere Verfahren gemessen werden. In der Wissenschaft spreche man allerdings eher von Lebenszufriedenheit als von Glück, ergänzt Enste.

Können arme Menschen glücklich sein?

"Unbedingt", sagt Mangelsdorf. "Denn entscheidender für das eigene Glück sind Dinge, die man nicht kaufen kann, wie beispielsweise tiefe und erfüllte Beziehungen zu anderen Menschen, eine erfüllende Aufgabe zu haben und Sinn im Leben zu finden." Wer dies habe, könne auch sehr arm sehr glücklich sein. "Wem dies fehlt, dem hilft auch der Reichtum nicht, denn dieses Glück kann man nicht kaufen." (af/dpa)

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