• Der Klimawandel hinterlässt einmal mehr seine Spuren am Great Barrier Reef.
  • Wie aus einem neuen Bericht hervorgeht, leidet das australische Riff erneut unter einer Korallenbleiche.
  • Die Bleiche hat nicht nur verheerende Folgen für die Korallen selbst, sondern auch für viele Fische und Weichtiere, die im Great Barrier Reef zu Hause sind.

Mehr Themen zur Klimakrise finden Sie hier

Es ist das vierte Massenbleiche-Ereignis seit 2016: Korallen des Great Barrier Reef verlieren zunehmend an Farbe. Das bestätigt ein Bericht der australischen Behörden von Freitag. Demnach zeigen neueste Luftbilder, dass eine Korallenbleiche an mehreren Riffen in allen vier Verwaltungsgebieten (Far Northern, Cairns-Cooktown, Townsville-Whitsunday und Mackay-Capricorn) vorliegt.

Die Riffbehörde wertete zusammen mit ihren Partnern vom Australian Institute of Marine Science Luftaufnahmen von 750 repräsentativen Riffen des Great Barrier Reef aus, die insgesamt mehr als 2.300 Kilometer lang sind. Die Aufnahmen zeigen das "gesamte räumliche Ausmaß der Bleiche", heißt es in dem Bericht.

Korallenbleiche wird durch den Klimawandel verursacht

Die Korallenbleiche sei eine Folge der durch den Klimawandel steigenden Wassertemperaturen im Meer. Laut Bericht habe selbst der kühlende Effekt des Klimaphänomens La Niña, das Australiens Wetter derzeit bestimmt, die erneute Korallenbleiche nicht verhindert. "Die Wetterlage in den kommenden Wochen wird weiterhin entscheidend für das Gesamtausmaß und die Schwere der Korallenbleiche im gesamten Meerespark sein", heißt es seitens der Behörden.

Amanda McKenzie, Geschäftsführerin der australischen Klimaschutzorganisation Climate Council, sagte laut "Science Alert", die Weltmeere hätten im vergangenen Jahr Rekordtemperaturen erreicht. "Leider werden immer mehr schwere Bleichefälle in unserem geliebten Great Barrier Reef gemeldet, und wir sehen, dass diese verheerenden Ereignisse aufgrund der anhaltend hohen Treibhausgasemissionen immer häufiger auftreten."

Auch der australische Greenpeace-Klimaaktivist Martin Zavan schlägt Alarm: "Hier werden die Korallen durch Temperaturen von bis zu vier Grad über dem Durchschnitt gekocht, was in einem La-Niña-Jahr, in dem die Meerestemperaturen kühler sind, besonders alarmierend ist."

Lesen Sie auch: Lässt sich der Klimawandel stoppen? Experten ziehen riskante Methode in Betracht

Gebleichte Korallen können sich erholen und überleben

Gebleichte Korallen sind zwar gestresst, aber sie leben noch. Und der Bericht macht immerhin etwas Hoffnung. "Wenn sich die Bedingungen abschwächen, können sich gebleichte Korallen von diesem Stress erholen, wie es im Jahr 2020 der Fall war, als es im Zusammenhang mit einer Massenbleiche eine sehr geringe Korallensterblichkeit gab", heißt es.

Bei einer Korallenbleiche stoßen die Korallen die Algen ab, die sie besiedeln und mit ihnen symbiotisch zusammenleben. Die Folge: Die Korallen verlieren ihre leuchtenden Farben und sind klar als geschwächt zu erkennen. "Die leuchtenden und bewunderten Farben des Great Barrier Reef" würden nach und nach durch "ein geisterhaftes Weiß" ersetzt, sagte Zavan.

Die kalkhaltigen Korallen sind für das Great Barrier Reef unerlässlich. Sie bilden Lebensräume für zahlreiche andere Tiere und Pflanzen. Das Riff beherbergt rund 1.500 Fisch- und 4.000 Weichtierarten. Es setzt sich aus rund 2.500 verschiedenen Riffen und mehr als 900 Inseln zusammen. Allerdings haben drei verheerende Korallenbleichen das Great Barrier Reef seit 2016 bereits stark in Mitleidenschaft gezogen.

Australien, Korallenriff, Great Barrier Reef, Queensland, Green Island, 2022

Australien nimmt zur Rettung des Great Barrier Reefs umgerechnet 630 Millionen Euro in die Hand

Das Great Barrier Reef gehört zu den faszinierendsten Naturphänomenen weltweit. Das 2.300 Kilometer Korallenriff aber stirbt seit Jahrzehnten einen langsamen Tod. Binnen drei Jahrzehnten fiel mehr als die Hälfte der Korallenpracht den sich verändernden Umweltbedingungen zum Opfer. Australien ergreift nun Maßnahmen.

Unesco und Umweltschützer appellieren: Australien muss Korallenriffe schützen

Die UN-Wissenschafts- und Kulturorganisation Unesco hatte vier Tage vor der Veröffentlichung des Berichts der Riff-Behörde eine Untersuchung eingeleitet, um zu überprüfen, ob die australische Regierung das weltgrößte Korallenriff gut genug vor dem Klimawandel und anderen Gefahren schützt. Bei ihrer Sitzung im vergangenen Juli hatte die Welterbe-Kommission der Unesco überraschend entschieden, das Great Barrier Reef vorerst nicht als gefährdete Weltnaturerbestätte einzustufen. Eine Überprüfung dieser Entscheidung steht in diesem Jahr an, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet.

Die Unesco hatte schon im Jahr 2015 mit der Herabstufung des Riffs zur bedrohten Welterbestätte gedroht. Daraufhin hatte die australische Regierung den milliardenschweren Schutzplan "Reef 2050" aufgelegt. Schließlich hängt auch das Einkommen zahlreicher Menschen, etwa im Tourismussektor, von einem intakten Riff ab.

Laut Greenpeace-Experte Zavan ist es entscheidend, dass die australische Regierung den Unesco-Experten nicht nur die schönen Ecken des Great Barrier Reef zeigt. Im Fokus müssten auch die am stärksten von der Korallenbleiche betroffenen Gebiete im Norden und im Zentrum des Riffs.

Und McKenzie appellierte: "Um unserem Riff eine Chance zu geben, müssen wir das Hauptproblem angehen: den Klimawandel. Kein noch so großes finanzielles Engagement wird diese Bleichereignisse aufhalten, wenn wir nicht noch in diesem Jahrzehnt unsere Emissionen senken."

Verwendete Quellen:

  • Great Barrier Reef Marine Park Authority "Reef Health update – 25 March 2022"
  • Material der Agence France-Presse (AFP): "Bericht australischer Behörde bestätigt neue Korallenbleiche am Great Barrier Reef" (25. März)
  • Sciencealert.com: "It's Official: The Great Barrier Reef Is Suffering Another Mass Bleaching Event" (29. März)
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.