• Was vor nicht allzu langer Zeit als ein Problem anderer Klimazonen angesehen wurde, trifft jetzt auch Mitteleuropa.
  • Obwohl Deutschland ein wasserreiches Land ist, kommt es in den Sommern immer öfter zu extremem Wassermangel.
  • Auch der sinkende Grundwasserspiegel ist ein akutes Problem.

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Deutschland ist ein wasserreiches Land. In diesem Sommer kommt es trotzdem fast in der kompletten Bundesrepublik zu Grundwasserdürren. Noch sprudelt genügend Trinkwasser aus dem Wasserhahn, verschiedene Regionen melden jedoch Knappheit.

Dabei hat der Niederschlag im Jahresmittel um etwa zehn Prozent leicht zugenommen, wie die Daten des Deutschen Wetterdienstes zeigen. Das Problem dabei ist eine Verschiebung der Regenfälle seit Mitte der 1960er Jahre: Während es im Winter mehr regnet, treten im Sommer längere und heißere Trockenphasen auf. Die regenreicheren Wintermonate können in vielen Gebieten die Grundwasserspeicher nicht mehr vollständig auffüllen. Nicht erst seit den besonders trockenen Sommern, die nach 2018 aufeinander folgten, sinkt in Deutschland der durchschnittliche Grundwasserspiegel.

Trinkwasser kommt per Tanklaster

Bei ungewöhnlich hohen Temperaturen kommt es zu stärkerer Verdunstung. Die pflanzenverfügbare Feuchtigkeit in den oberen 30 Zentimetern des Bodens verschwindet und in den längeren Trockenphasen wird mehr Wasser zum Gießen verbraucht. Gerade die intensive Landwirtschaft fördert dafür auch tieferes Grundwasser.

Ausgerechnet im Südschwarzwald mit seinen dunklen schattigen Wäldern versiegen derzeit die Quellen rund um den Feldberg. Die sonst grünen Hochwiesen liegen ausgedorrt in der Sonne. Das bringt die Wasserversorgung der Umlandgemeinden in Gefahr, die ihre Hochbehälter unter anderem mit Quellwasser aus dem Hochschwarzwald füllen. Immer öfter muss Trinkwasser per Tanklaster aus wasserreicheren Regionen auf den Berg gefahren werden.

Wo das meiste Wasser verbraucht wird

Mit unter 130 Litern pro Kopf und Tag ist laut Umweltbundesamt der private Verbrauch an Trinkwasser in Deutschland im europäischen Vergleich wenig. Ungefähr jeweils ein Drittel wird für Körperhygiene und die Toilettenspülung verwendet, etwa sechs Prozent für Autopflege und den Garten. Gerade mal vier Prozent dienen zum Trinken. Zusätzlich gehen jedoch weitere 3.900 Liter Wasser täglich (2016) für jeden Einzelnen in die Herstellung von Lebensmitteln, Bekleidung und anderen Konsumgütern. Ein Großteil dieses indirekt genutzten Wassers wird für die Bewässerung von Früchten und Getreide benötigt.

Wasserreserven werden geschont, wenn man den Einkauf von bewässerungsintensiven Gütern wie Rindfleisch, Käse und Produkten aus konventioneller Landwirtschaft oder überflüssige Kleidung reduziert.

Wasser sinnvoll verwenden

Alle Pflanzen, gerade die großen und alten Bäume, kühlen die Umwelt und binden klimaschädliches CO2. Um sie zu erhalten, ist es wichtig, sie in stressigen Trockenphasen zu unterstützen. Ein brauner Rasen regeneriert sich in regenreicheren Zeiten schnell, sind die grünen Riesen jedoch durch zu viel Trockenheit geschädigt, können sie ihre für Menschen existenziellen Funktionen nicht mehr übernehmen. Besonders gefährdet sind jüngere Bäume, deren Wurzeln noch nicht tief genug bis ins Grundwasser hinabreichen. Auch Straßenbäumen steht oft zu wenig Wasser zur Verfügung.

Ein großer Laubbaum zieht täglich 200 bis 400 Liter durch seine Leitungsbahnen. Um den Baum vor der eigenen Haustür in den Trockenphasen zu unterstützen sind mindestens fünf, besser acht bis zehn große Gießkannen pro Tag notwendig. Die meisten der wassersaugenden Feinwurzeln befinden sich im äußeren Randbereich der Wurzeln. Das Gießwasser muss auf der ganzen Bodenfläche um den Baum herum eindringen und nicht nur am Stamm. Im Vergleich dazu: Für eine volle Badewanne verschwinden zirka 150 Liter Trinkwasser in der Kanalisation, eine normale Dusche verbraucht nur halb so viel.

Ist das Erdreich sehr ausgetrocknet, versickert das Gießwasser zu schnell. Um den Boden wirklich tiefgründig zu wässern, ist es effektiver jeden zweiten Tag länger zu gießen, als jeden Morgen einmal kurz über das Grün zu sprengen.

Damit das Gießwasser tatsächlich bei den Wurzeln ankommt, ist es wichtig, den Boden und nicht die Blätter zu gießen. Bei heißen Temperaturen, die im Sommer oft schon am Morgen oder noch in den späten Abendstunden herrschen, verdunstet das Wasser sonst in kurzer Zeit ohne den Pflanzen zu Gute zu kommen. Nur bei bereits wegen Trockenheit hängender Blätter ist eine Notdusche auf das Laub sinnvoll.

Gärten auf die Hitze vorbereiten

Vor dem Austrocknen des Bodens im Gemüsebeet ist eine Mulchschicht aus Ernteabfällen oder Laub ein einfacher Schutz. Unter Bäumen beschatten niedrige Polsterstauden den Boden.

Wasser im Garten spart auch die alte Bauernweisheit: "Dreimal hacken spart einmal gießen". Die mit der Hacke unterbrochenen Kapillare verdunsten weniger Wasser und Regenwasser wird leichter aufgenommen.

Kommt für eine Pflanze die Rettung zu spät und sie muss ersetzt werden, bietet sich eine Pflanze an, die Trockenheit besser verträgt. Geeignete Stauden findet man bei den Präriepflanzen, klimafitte Bäume wie Quitte oder der Seidenbaum kommen aus Südeuropa oder Kleinasien und sind Hitze gewöhnt. Eine angepasste Pflanzenauswahl spart Gießwasser und sichert die dringend benötigte grüne Vegetation.

Verwendete Quellen:

  • ufz.de: UFZ-Dürremonitor des Helmholtz - Zentrum für Umweltforschung in Leipzig
  • DWD.de: Deutscher Wetterdienst: Vieljährige Mittelwerte
  • umweltbundesamt.de: Wassernutzung privater Haushalte
  • SDW.de: Schutzgemeinschaft deutscher Wald
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