• Dass die Vorfahren von Hunden Wölfe sind, ist allseits bekannt.
  • Unklar war bislang jedoch, von welchen Wolfspopulationen die heutigen Hunde abstammen und wann der Mensch anfing, die Vierbeiner zu züchten.
  • Eine neue Studie bringt überraschende Ergebnisse zum Vorschein.

Mehr Natur-Themen finden Sie hier

Sie sind verspielt, aufmerksam und treu. Wenn man sie so ansieht, möchte man gar nicht meinen, dass Hunde von Wölfen abstammen. Wann genau und wo sich die beliebten Vierbeiner von den grauen Wölfen (Canis lupus) abgespalten haben und Menschen sie zu Haustieren zähmten, ist bislang noch nicht geklärt. Eine neue Studie bringt jetzt aber etwas Licht ins Dunkel.

Wolfs-DNA gibt Aufschluss über Ursprung der Hunde

Bislang war lediglich bekannt, dass Hunde vom grauen Wolf abstammen und der Mensch sie zähmte. Dabei spricht man von Domestizierung. Ein internationales Forschungsteam aus Genetikern und Archäologen hat unter der Leitung des Francis-Crick-Instituts weiter nachgeforscht.

Ihre Studie "Grey wolf genomic history reveals a dual ancestry of dogs" veröffentlichten die Forschenden im Wissenschaftsmagazin "Nature". Für die Forschung analysierten sie 72 alte Wolfsgenome aus Europa, Sibirien und Nordamerika aus den letzten 100.000 Jahren. Diese waren über Zehntausende von Jahren im Permafrostboden konserviert worden.

"Wir haben die Zahl der sequenzierten alten Wolfsgenome stark erhöht, sodass wir ein detailliertes Bild der Abstammung der Wölfe im Laufe der Zeit erstellen konnten, einschließlich der Zeit, in der der Hund entstand", zitiert "Eurekalert.org" den Genetiker Anders Bergström vom Francis-Crick-Institute in Großbritannien.

Wolf, Wildkatze, Luchs – wie wild ist Deutschland wirklich?

Deutschland wird wild: Luchse, Elche, Wisente und viele weitere Wildtiere gibt es heute wieder in viel größeren Zahlen in Deutschland.

Hunde stammen von mindestens zwei Wolfspopulationen ab

Das Forschungsteam fand heraus, dass sowohl die frühen als auch die modernen Hunde genetisch mehr Ähnlichkeit mit alten Wölfen in Asien haben als mit jenen in Europa. Daraus schließen die Wissenschaftler, "dass Hunde insgesamt enger mit alten Wölfen aus dem östlichen Eurasien verwandt sind als mit denen aus dem westlichen Eurasien", heißt es in der Studie.

"Indem wir versuchten, den Hund in dieses Bild einzuordnen, fanden wir heraus, dass Hunde von mindestens zwei verschiedenen Wolfspopulationen abstammen – einer östlichen Quelle, die zu allen Hunden beitrug, und einer separaten, westlicheren Quelle, die zu einigen Hunden beitrug", erklärt Bergström.

Eine Frage ist laut dem Forschungsteam jedoch bislang offen: Ob es tatsächlich eine doppelte Abstammung der Hunde von Wölfen gibt oder ob die doppelte Abstammung darauf zurückzuführen ist, dass sich die frühen Hunde dann mit wilden Wölfen vermischten. Um dem auf den Grund zu gehen, setzt das Team die Suche nach einem nahen alten Wolfsvorfahren des Hundes fort, der genauere Hinweise darauf geben könnte, wo die Domestizierung wahrscheinlich stattfand. Unter anderem ist geplant, Genome aus anderen Gebieten wie südlichen Regionen, die in der Studie bislang nicht berücksichtigt wurden, zu analysieren.

Lesen Sie auch: Hoch die Braue - Woher kommt der süße Blick von Hunden?

Wichtige Studienergebnisse für Erklärung der Evolution

Die 72 alten Wolfsgenome umfassten rund 30.000 Generationen. Dadurch war es möglich, eine Zeitleiste der Veränderungen in der Wolfs-DNA zu erstellen. "Das ist das erste Mal, dass Wissenschaftler die natürliche Selektion bei einem großen Tier über einen Zeitraum von 100.000 Jahren direkt verfolgt haben und die Evolution in Echtzeit beobachten konnten, anstatt zu versuchen, sie anhand der heutigen DNA zu rekonstruieren", berichtet Pontus Skoglund, Hauptautor und Gruppenleiter des "Ancient Genomics lab at the Crick".

So konnten die Wissenschaftler etwa feststellen, dass die gesamte Wolfsart auch über große Entfernungen hinweg eng miteinander verbunden war. "Diese Vernetzung ist vielleicht ein Grund dafür, dass Wölfe die Eiszeit überleben konnten, während viele andere große Fleischfresser verschwanden", schlussfolgert Skoglund und fügt hinzu: "Ähnliche Zeitreihen ganzer Genome aus der Eiszeit, beim Menschen oder bei anderen Tieren, könnten neue Informationen darüber liefern, wie Evolution abläuft."

Verwendete Quellen:

  • nature.com: "Grey wolf genomic history reveals a dual ancestry of dogs" (29. Juni 2022)
  • sciencealert.com: "Dogs Could Have Joined Humans More Than Once, Ancient Wolf DNA Has Revealed" (30. Juni 2022)
  • eurekalert.com: "Ice Age wolf DNA reveals dogs trace ancestry to two separate wolf populations" (29. Juni 2022)
JTI zertifiziert JTI zertifiziert

"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.