• Sie sind bis zu sechs Meter lang und sehen mit ihrem stacheligen Panzer zum Fürchten aus.
  • Dementsprechend würde man wohl erwarten, dass Ankylosaurier laut brüllten – doch dem war nicht so.
  • Neue Studienergebnisse liefern Hinweise darauf, dass diese Dinosaurier vogelähnliche Laute von sich gaben.

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Ein lautes, angsteinflößendes Brüllen. Solch ein Geräusch stellen sich wohl die meisten vor, wenn sie an die Laute von Dinosauriern denken. Doch diese Vorstellung stellt sich nach den Ergebnissen einer neuen Studie als teilweise falsch heraus.

Ein Forschungsteam rund um Junki Yoshida, Paläontologe am Fukushima-Museum in Japan, stellte fest, dass die Geräusche des Ankylosaurier eher den Rufen eines Vogels ähnelten. Ankylosaurier sind bis zu sechs Meter lange Pflanzenfresser, deren Hauptmerkmale ein gepanzerter Rücken und ein gezackter Schwanz sind.

Die Ergebnisse der Studie, an denen auch Yoshitsugu Kobayashi und Mark A. Norell beteiligt waren, wurden im Fachmagazin "Communications Biology" veröffentlicht.

Analyse eines Dinosaurier-Kehlkopfes gibt Aufschlüsse

Das Forschungsteam untersuchte den versteinerten Kehlkopf eines sogenannten Pinacosaurus grangeri, der im Jahr 2005 in der Mongolei ausgegraben wurde. Die Körperteile des Fossils, die an der Stimmgebung beteiligt sind, seien überraschend gut erhalten gewesen, zitiert die "New York Times" Mit-Autor Junki Yoshida. Das Forschungsteam untersuchte den Kehlkopf und verglich diesen unter anderem mit Vögeln und Reptilien wie Krokodilen und Schildkröten.

Ein besonderes Augenmerk wurde dabei auf zwei knochige Teile des Kehlkopfs gelegt, in denen sich Muskeln zum Öffnen der Atemwege und zur Veränderung ihrer Form befanden. Ein Vergleich der Proportionen mit denen anderer Reptilien zeigte, dass die Ankylosaurier ihre Atemwege weit öffnen und deshalb laute Rufe ausstoßen konnten.

Anyklosaurier könnten "zwitschernde und gurrende Geräusche" von sich gegeben haben

"Die Kombination aus dem großen Arytenoidfortsatz, dem festen Krikoid-Arytenoid-Gelenk und den langen Arytenoiden des Pinacosaurus haben es wahrscheinlich ermöglicht, die Stimmritze wie bei Vögeln leicht zu öffnen, und könnte zur vogelähnlichen Regulierung des Luftstroms, insbesondere zur Modifizierung eines Tons, verwendet worden sein", heißt es in der Studie. Es könnte also sein, dass die Dinosaurier-Art ähnlich wie Vögel singen konnte.

"Seine Vokalisation könnte mit der Balz, dem elterlichen Ruf, der Verteidigung gegen Raubtiere und territorialen Rufen zusammenhängen, wie bei modernen Archosauriern, Krokodilen und Vögeln", schreiben die Autoren. Ihre Stimmaktivität könnten die Dinosaurier wie moderne Vögel verbessert und abgewandelt haben.

Welche spezifischen Geräusche Dinosaurier machten, könne man noch nicht sagen, gibt Yoshida zu bedenken. "Selbst eine einzige Vogelart macht eine große Bandbreite an Geräuschen, und es sind noch andere Organe im Spiel, von Mund und Nase bis hin zu einer möglichen Syrinx [Stimmkopf]." Aber es bestehe die Möglichkeit, dass die Ankylosaurier "zwitschernde und gurrende Geräusche machten".

Könnten noch mehr Dinosaurier wie Vögel geklungen haben?

"Dieses älteste Kehlkopffossil eines Dinosauriers aus der Kreidezeit ist der erste Schritt zum Verständnis der stimmlichen Entwicklung von Nicht-Vogel-Dinosauriern hin zu Vögeln", heißt es in der Studie weiter. Allerdings gibt es einiges zu berücksichtigen und weiter zu erforschen. Das gibt Julia Clarke, eine nicht an der Studie beteiligte Paläontologin an der Universität von Texas in Austin, gegenüber der "New York Times" zu bedenken.

Es sei nicht klar, wie die Strukturen es einem Ankylosaurier ermöglichen würden, Töne zu variieren, sagte Clarke. Schließlich würden Vögel den Kehlkopf nicht für diesen Zweck benutzen. Sie haben ein Organ, das sich nach oben oder unten bewegt, um Rufe zu verändern. Clarks Theorie: Die untersuchten Teile des Kehlkopfes könnten mehr damit zu tun haben, Nahrung aus den Atemwegen fernzuhalten, weil sie dabei helfen, diese zu öffnen und zu schließen.

Zudem sähe die Anordnung der Strukturen bei dem untersuchten Ankylosaurier völlig anders aus als bei vielen anderen Dinosauriern. Dennoch hält sie es für möglich, dass auch andere Arten wie Vögel geklungen haben könnten. Clarke und ihre Kollegen fanden einen versteinerten Stimmkopf eines Vogels aus der Zeit vor etwa 67 Millionen Jahren, also noch bevor die Dinosaurier ausstarben. Deshalb bestünde die Möglichkeit, dass auch einige Dinosaurier einen Stimmkopf hatten, so die Folgerung. Ein solcher ist allerdings bislang noch nicht bei einem Nicht-Vogel-Dinosaurier entdeckt worden.

Verwendete Quellen:

  • Communications Biology: "An ankylosaur larynx provides insights for bird-like vocalization in non-avian dinosaurs"
  • New York Times: "What Sounds Did Dinosaurs Make?"
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