In den USA landen sie vor Gericht, in Deutschland liefern sie sich einen Preiskrieg: Aldi und Lidl liegen wieder im Clinch. Für Verbraucher bedeutet das besonders günstige Sonderangebote. Zumindest vorübergehend.

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Die Rivalität zwischen Lidl und Aldi ist wieder aufgeflammt: Seit einigen Wochen unterbieten sich die beiden deutschen Discounter in Cent-Schritten. Es entspinnt sich ein richtiger Preiskrieg - sehr zur Freude der Kunden.

Zum Auftakt bot Aldi die 1,25-Liter-Flasche Coca-Cola aus seinem Dauersortiment im Sonderangebot für 79 statt 99 Cent an und das 250-Gramm-Päckchen Kerrygold-Butter für 1,69 statt 2,39 Euro.

Doch die Kampfansage von Aldi beeindruckte die Wettbewerber nicht. Im Gegenteil: Lidl verkaufte nur wenige Tage später die Cola für 77 Cent. Und bei Rewe und Penny fand sich die Kerrygold-Butter plötzlich für 1,66 Euro im Angebot.

Kaum brachte Aldi ein neues Sonderangebot auf den Markt, nutzte ein Wettbewerber die Gelegenheit, es zu unterbieten - und Aldi musste nachziehen.

Branchenzeitung sieht "erbitterten Streit um Preishoheit"

Das Branchenfachblatt "Lebensmittel Zeitung" spricht deshalb von einem "erbitterten Streit um die Preishoheit im Discount-Geschäft". Einige Aktionspreise für wichtige Markenartikel hätten schon neue Tiefststände erreicht. Bei Molkereiprodukten seien inzwischen Abschläge von 50 Prozent nichts Ungewöhnliches mehr.

Für die Händler geht es um viel. "Aldi verteidigt seinen Markenkern: Dass der Kunde darauf vertrauen kann, nirgendwo anders einen besseren Deal zu kriegen", betont Handelsexperte Boris Planer vom Analysehaus Edge by Ascential.

Gerade Lidl und Kaufland hätten diesen Anspruch immer wieder in Frage gestellt, seitdem auch Aldi Markenartikel anbiete. "Da wird jetzt eine Schlacht ausgetragen, die nicht so schnell vorbei sein wird", urteilt Planer.

Matthias Queck von Retailytics, der Analystengruppe der "Lebensmittel Zeitung", glaubt, dass Aldi ein ehrgeiziges Ziel verfolgt. "Aldi ist im Preiseinstiegsbereich nach wie vor unangefochten der Lebensmittelhändler, der mit seinen Eigenmarken die Preisuntergrenze definiert, und alle anderen folgen fast sklavisch diesen Vorgaben." Diese Position wolle Aldi jetzt offenbar auch bei Sonderangeboten für Markenartikel erzwingen.

Lidl-Konzernchef prophezeit noch härteren Preiskampf

Doch die Konkurrenz spielt nicht mit. Lidl etwa sieht Markenartikel als sein ureigenes Terrain an und ist nicht bereit, klein beizugeben.

Klaus Gehrig, der Chef der Schwarz-Gruppe, zu der Lidl und Kaufland gehören, prophezeite kürzlich, dass es im Wettbewerb künftig noch aggressiver zugehen werde. Sowohl Lidl als auch Kaufland würden weiter an der Preisschraube drehen.

Schöne Zeiten für Verbraucher also? Ja und nein, findet der Handelsexperte Queck. "Es gibt jetzt tendenziell mehr Sonderangebote mit einem besonders hohen Abschlag, gern zum halben Preis. Sozusagen das Sonderangebot unter den Sonderangeboten", sagt er.

Doch gebe es auch gegenläufige Entwicklungen. So hätten sich die Preise in einigen Warengruppen – etwa bei Tafelschokolade – "auf einem deutlich höheren Niveau stabilisiert als noch vor einigen Jahren üblich".

Aldi verklagt Lidl wegen Verletzung von Geschäftsgeheimnissen

Wie erbittert sich Aldi und Lidl derzeit bekriegen, unterstreicht auch eine Klage aus den USA: Aldi hat den Rivalen im Zuge von Personalabwerbungen wegen Verletzung von Geschäftsgeheimnissen und unerlaubter Einflussnahme auf Arbeitsverträge verklagt, wie aus Gerichtsakten hervorgeht.

Der ohnehin schon scharfe Konkurrenzkampf zwischen den deutschen Kontrahenten auf dem US-Markt erhält damit zusätzliche Brisanz.

Das zuständige Bezirksgericht in North Carolina gab bereits vorläufig einer einstweiligen Verfügung von Aldi gegen zwei Ex-Mitarbeiterinnen statt, die zu Lidl gewechselt waren. Zuvor hatte am Donnerstag die "Wirtschaftswoche" über den Fall berichtet. Lidl wollte sich zu "laufenden Rechtsverfahren" nicht äußern. Das Unternehmen hat 21 Tage Zeit, auf die bereits am 1. März eingereichte Klage zu reagieren.

Im Zentrum des Konflikts steht eine Ex-Angestellte von Aldi, die laut Anklageschrift elf Jahre lang für die Kette in den USA tätig war, zunächst als Bezirksleiterin und zuletzt als Immobilien-Managerin. Obwohl bei ihrer Kündigung eine Verschwiegenheitserklärung und eine neunmonatige Wettbewerbssperre vereinbart worden seien, sei die Frau zu Lidl gewechselt und habe dann eine weitere Aldi-Angestellte abgeworben und zum Diebstahl von Geschäftsgeheimnissen angestiftet. Die beiden Ex-Mitarbeiterinnen sind deshalb und wegen angeblichen Vertragsbruchs ebenfalls Beklagte in dem Verfahren.

Die beiden Discounter liefern sich in den USA einen scharfen Wettbewerb. Lidl war erst 2017 auf dem US-Markt gestartet und hat große Expansionspläne, kam zunächst aber nicht wie erhofft voran. Aldi Süd ist bereits seit 1967 in den USA vertreten, die Kette betreibt dort schon mehr als 1.800 Filialen in 35 Bundesstaaten. (dpa/ank)

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