Vermutlich war Günther Jauchs Redaktion bei RTL im Vorfeld der Ausgabe "20 Jahre WWM" der Überzeugung, von den in zwei Jahrzehnten rund 35.000 gestellten Fragen könnte man sich maximal einen Bruchteil merken. Doch dann tauchte plötzlich dieser Jan Stroh auf.

Eine Kritik

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Der Kandidat erinnerte sich an die meisten Fragen, wusste so gut wie alle Antworten und sahnte einfach die Million ab.

Hat es RTL den Kandidaten in der Jubiläumsausgabe anlässlich 20 Jahre "Wer wird Millionär?" zu leicht gemacht? Wer die Performance des 35-Jährigen Jan Stroh, der mit einer unglaublichen Gedächtnisleistung beeindruckte, am Montagabend gesehen hat, könnte durchaus zu dieser Ansicht gelangen.

Hintergrund: In dieser Special-Edition wurden nur Fragen gestellt, mit denen Moderator Günther Jauch bereits Kandidaten der letzten 20 Jahre gelöchert hatte.

Zwei Zusatzjoker, aus der Show bekannte Millionäre und ein Promiauflauf

Eine weitere Besonderheit dieser Ausgabe: Alle Kandidaten erhielten vier Joker – 50:50-Joker, Publikumsjoker sowie zwei Zusatzjoker. Darüber hinaus saßen im Publikum ausschließlich ehemalige Gewinner, darunter natürlich auch die Millionäre Eckardt Freise und Leon Windscheid.

Aber auch eine Reihe an siegreichen TV-Größen, die einst im Promi-Special für den guten Zweck reüssieren konnten, gaben sich die Ehre – so zum Beispiel Reiner Calmund, Matze Knop, Elton, Horst Lichter und Inka Bause.

Günther Jauch zu Beginn nicht gerade kooperativ

Zunächst durfte Julia Abspacher aus Neuburg an der Donau in die Mitte zu Günther Jauch, dem weltweit am längsten dienenden Moderator dieses auch international beliebten Quizformats.

Dass dieser in der Jubiläumssendung nicht gerade in Helferlaune war und die Kandidatin bereits bei der folgenden 2.000-Euro-Frage ins offene Messer laufen ließ, überraschte ein wenig:

Das nach der 1-Euro-Münze im Durchmesser nächstkleinere Exemplar ist die…?

  • A: 2-Euro-Münze
  • B: 50-Cent-Münze
  • C : 20-Cent-Münze
  • D : 10-Cent-Münze

Die Wahl-Münchnerin vermutete Antwort "B" und loggte diese auch ein. "Dann nehmen wir das!", meinte Jauch nur lapidar zur Studentin der Betriebswirtschaft, die schon als Kleine gemeinsam mit ihrem Opa Woche für Woche "Wer wird Millionär?" verfolgte. Da ihre Antwort jedoch "C" hätte lauten müssen, um weiterzukommen, war Abspacher raus.

Schlauer Hamburger mit vielen Fragen im Kopf

Dann kam er, der in einer Behörde für Inneres und Sport zu Werke gehende Jurist Jan Stroh, der tatsächlich jede einzelne "Wer wird Millionär?"-Folge gesehen hat - und damit sozusagen 16 Jahre lang trainiert hat. Er habe auch viele Fragen und Antworten im Kopf, aber nicht alle, meinte er.

An die ersten konnte er sich in jedem Fall schon mal erinnern, weshalb ihm Jauch ein süffisantes "Viel scheinen sie ja nicht zu tun zu haben im Öffentlichen Dienst" hinwarf.

Und siehe da, bei der 2.000-Euro-Frage schien sich beim 35-jährigen Quiz-Junkie doch tatsächlich ein kleiner Fehler auf der geistigen Festplatte bemerkbar zu machen:

Ohne Vokale identisch sind…?

  • A: blumenkind & kolumbien
  • B: eisbären & brasilien
  • C: regentonne & argentinien
  • D: biologie & bolivien

Zunächst verstand Stroh die Frage gar nicht, was ihn dann doch ein wenig zu verunsichern schien.

Doch nach einigen Minuten feierten Festplatte und Arbeitsspeicher ein Comeback, und der in der Hamburger Bußgeldstelle Tätige konnte Zug um Zug die Vokale lösungsorientiert verschlucken, was ihn zu Antwort "C" brachte. Der Jurist sollte erneut Recht behalten.

Hell im Oberstübchen und Antworten wie aus der Pistole

Teilweise musste Günther Jauch nicht einmal die vier Antworten vorlesen, da Jan Stroh die jeweils korrekte bereits unmittelbar nach dem Einblenden der Fragen abrufen konnte.

So zum Beispiel bei den folgenden beiden: "Wobei handelt es sich nicht um Vögel?" (Richtige Antwort "Sträuße" – kommt von Blumenstrauß)" und "Wessen Asche wurde 2008 aus dem Kleiderschrank seiner Witwe geklaut?" (Kurt Cobain).

Der Hamburger hatte noch drei Joker und nur mehr vier Fragen bis zur Million. "Ich find’s schön hier", meinte er trocken.

Kurzfristige Erleichterung bei Jauch und ein schöner Zufall

Nachdem Jan Stroh für die 64.000-Euro-Frage den 50:50-Joker bemüht hatte, konnte er auch bei der 125.000 Euro nicht umgehend antworten, was Jauch, der schon RTL in der Insolvenz wähnte, ein wenig aufatmen ließ:

Bei welchem Lebensmittel wird zwischen freigeschoben und angeschoben unterschieden?

  • A: Brot
  • B: Butter
  • C: Bier
  • D: Blutwurst

Der putzmuntere 35-Jährige befragte zunächst das Publikum und nutzte anschließend noch einen Zusatzjoker, um sich vollends abzusichern. Witziger Zufall: Jene Dame, die er auserkor und die im Jahr 2004 Kandidatin bei Jauch war, bekam seinerzeit exakt diese Frage gestellt und gewann mit Antwort "A" einst satte 125.000 Euro.

Was das für Jan Stroh bedeutete? Er stand nun vor der 500.000-Euro-Frage, auf die er, so schien es, auch noch gewartet hatte. Erneut wollte er von den vier Antwortmöglichkeiten im Grunde gar nichts wissen.

Welcher Tatbestand ist in Deutschland im Prinzip straffrei?

  • A: Steuerhinterziehung
  • B: Gefängnisausbruch
  • C: Fahrerflucht
  • D: üble Nachrede

Jan Stroh kannte auch diese Frage inklusive der richtigen Antwort B. Selbst Günther Jauchs damalige Erklärung hatte er noch abgespeichert.

Der Mann war schlichtweg erstaunlich und wusste zum Teil sogar, wem die Frage einst gestellt wurde, so sie im Rahmen eines Promi-Specials auftauchte.

Bei der letzten und alles entscheidenden Frage um die Million war dies abermals der Fall. Er wusste umgehend, dass es einst Hape Kerkeling war, der sie 2002 beantworten musste. Es ging jetzt in die Vollen. Es ging um die Million.

Welcher dieser Grimm'schen Märchen beginnt nicht mit "Es war einmal…"?

  • A: Rumpelstilzchen
  • B: Hans im Gück
  • C: Die Sterntaler
  • D: Rotkäppchen

"Es war damals eine 500.000-Euro-Frage, und ich meine mich zu erinnern, dass die richtige Antwort 'Hans im Glück' lautet. Ich nehm' 'B'", so der verwegene Jurist, ohne das weiter zu vertiefen. Hape Kerkeling stieg übrigens bei dieser Frage damals aus, was für Stroh nicht ansatzweise eine Option war.

Was folgte, war der zuvor schon lange nicht mehr gesehene Konfettiregen. Der 35-Jährige hatte die Million gewonnen. Die Freude? Gewaltig.

Jauch umarmte ihn und wollte gleich wissen, was er mit der Kohle jetzt vorhabe. "Das ist noch gar nicht angekommen", antwortete der frischgebackene Millionär. "Sparen ist ja langweilig, und ich würde gern mal nach Australien." Zudem wolle er in seinem Keller für seine Freunde ein opulentes Fest machen.

Was danach noch war und etwas unterging

Ilona Katharina Werner aus München scheiterte bei der 4.000-Euro-Frage an der richtigen Schreibweise des Wortes "Cappuccino" und rasselte auf 500 Euro runter.

Die ebenfalls aus München stammende Viktoria Kranz durfte sich hingegen immerhin über 16.000 Euro freuen.

Aber natürlich stellte Jan Stroh, der echt das Zeug zum Gedächtnis-Olympiasieger hat, an diesem Abend alles andere in den Schatten – auch die zahlreichen mehr oder weniger lustigen Rückblenden in die "Wer wird Millionär?"-Vergangenheit am. Was zählt, ist die Million.

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