• Frank Elstner ist einer der prägendsten Fernsehmacher Deutschlands. In diesen Tagen wird er 80 Jahre alt und deshalb hat ihm das Erste am Freitagabend ein Porträt der besonderen Art gewidmet.
  • Sieben prominente Weggefährten dürfen diesmal ihm Fragen stellen - und nicht andersherum.
  • Herausgekommen ist ein spannender Einblick in das, was Elstner als Mensch und Moderator ausmacht, warum er immer nach vorne blickt und genau deshalb Angst um die Zukunft hat.
Christian Vock
Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Christian Vock dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Was weiß man eigentlich über Frank Elstner? Dass er 1942 in Linz geboren wurde. Oder dass er eigentlich Timm heißt. Dass er in den 1960ern DIE Stimme von Radio Luxemburg war. Dass er dann auch Fernsehen machte. "Spiel ohne Grenzen" zum Beispiel. Oder "Die Montagsmaler". Später noch "Menschen der Woche". Und natürlich ist Frank Elstner der Vater und die Hebamme von "Wetten, dass..?" und wird wohl von den allermeisten Menschen vor allem damit in Verbindung gebracht.

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Aber sonst? Was weiß man über den privaten Frank Elstner? Wie tickt er, was denkt er? Eigentlich weiß man darüber herzlich wenig. Wenn man sich die Mühe macht, vielleicht gerade einmal das, was man bei Wikipedia über ihn lesen kann. Vielleicht liegt es daran, dass man Frank Elstner vor allem als fragenden Menschen kennt und weniger als einen, der Antworten gibt. Und so dauerte es fast 80 Jahre, bis Elstner in einer Situation ist, in der ER Antworten geben muss - und zwar nur er.

Anlässlich seines 80. Geburtstages am 19. April sendet das Erste am Freitagabend das Porträt "Frank Elstner – Noch eine Frage!" Dort trifft der Moderator auf sieben Kolleginnen und Kollegen, die mit ihm in irgendeiner Weise verbunden sind und die ihm Fragen stellen: Anke Engelke, Günther Jauch, Barbara Schöneberger, Thomas Gottschalk, Michelle Hunziker, Jan Böhmermann und Jean-Claude Juncker.

Dabei bearbeitet jeder Promi ein Themenfeld, in das mit jeweils einem kurzen Einspieler eingeführt wird: die Kunst, Gespräche zu führen, das Geschäft, Frauen, Radio, Nachwuchs, Familie und Politik. Bei sieben Promis, die Elstner ihre Fragen stellen, ist klar, dass jedem Promi in den insgesamt 90 Minuten nicht besonders viel Zeit bleibt. Drei, vier Fragen – mehr gibt es nicht. Ist "Frank Elstner – Noch eine Frage!" deshalb oberflächlich? Nein, ganz im Gegenteil.

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Wer ist Frank Elstner?

"Man hat mir doch tatsächlich gesagt: Ich darf nicht eine einzige Frage stellen", führt Elstner selbst in das Konzept der Show ein und es verrät dann bereits ein bisschen was über Elstner, dass er sich an diese Regel nicht wirklich hält. Wie etwa gleich zu Beginn im Gespräch mit Anke Engelke. "Ich habe zwei zentrale Fragen an dich", fängt Engelke an und will dabei quasi als Beifang wissen, was Elstners Geheimnis ist. Doch als man zurückschaut auf den gemeinsamen Weg, gelingt es Elstner fast unbemerkt, dass die beiden über Engelke sprechen und nicht über ihn. "Vielen Dank erstmal für die Komplimente, auch das kannst du so unglaublich gut", kommt Engelke ihm auf die Schliche, wie er das macht.

Aber Engelke und die Kollegen, die nach ihr zur Elstner-Befragung kommen, sind natürlich auch Profis in Gesprächsführung und so kommt Elstner mit der Spießumdreherei nicht durch – zum Glück. Denn es sollte ein wirklich spannender Abend werden, an dem man viel erfährt über Frank Elstner, über seine Interviewer und über das, was alle miteinander verbindet: das Showgeschäft, die Familie, das Menschsein.

"Kann man das Moderieren lernen?", will Anke Engelke wissen und Frank Elstner antwortet: "Ich glaube, man muss es in die Wiege gelegt bekommen, dann muss man ganz besonders fleißig sein, dann muss man ganz viel Glück haben und dann muss man von sich überzeugt sein und dabei nicht eingebildet werden, sondern ein normaler Mensch bleiben." Es eine Antwort, die viel über Elstner selbst aussagt, denn sie klingt nicht wie eine neutrale Ausbildungsbeschreibung, sondern wie eine Beschreibung des Weges, den er selbst gegangen ist, welche Art von Moderator er selbst sein möchte und wie er sich Moderation bei anderen vorstellt. Nett sein, Mensch bleiben.

"Nicht zu sehr vorbereiten, zuhören und Spaß haben"

Elstner will, dass sich Menschen, mit denen er spricht, bei ihm wohlfühlen. Zum einen, weil Elstner viel an einem echten Gespräch liegt und dazu gehört auch, sich auf ein Gespräch einzulassen, ohne durch zu viel Vorbereitung eine bestimmte Richtung einzuschlagen: "Ich bin ein Verfechter des Sich-nicht-Vorbereitens." Gleichzeitig aber seien seine Gesprächspartner in einer "heiteren Atmosphäre" eher bereit, "Dinge loszuwerden". "Nicht zu sehr sich vorbereiten, zuhören und Spaß haben", verrät Elstner seine Erfolgsmethode.

Vertrauen ist Elstner bei Gesprächen wichtig und daher kommt es nicht von ungefähr, dass der Moderator gerade im Kreis mit den Menschen, die ihn sein Leben lang begleitet haben, auch etwas von sich selbst preisgibt. Zum Beispiel, als er mit Günther Jauch über Erfolg und Misserfolg spricht. Die Leute, so erzählt Elstner, würden denken, er sei steinreich, doch sein Geld habe er immer wieder in neue Produktionen gesteckt: "So eine Niederlage mit 'Nase vorn' – an der kannst du jahrelang abzahlen."

Dass er seinerzeit die Rechte an "Wetten, dass ..?" zu einem Preis, über den man heute lächeln würde, ans ZDF verkauft hat, habe ihn in manchen Momenten geärgert. Aber als er merkte, dass das Selbstmitleid überhandnahm, habe er dagegen angekämpft, weil es einen handlungsunfähiger mache. "Ich glaube, das ist mir ganz gut gelungen", zieht Elstner ein Fazit über diesen Kampf gegen das Selbstmitleid und man glaubt ihm sofort, dass er seinen Frieden damit gemacht hat.

Frank Elstner: Zukunftslust und Zukunftsangst

Es sind Momente wie dieser, die dem Zuschauer den Menschen Frank Elstner nahebringen und es gibt einige dieser Momente an diesem Abend. Mit Barbara Schöneberger spricht er über sein berufliches Verhältnis zu Frauen, das bei ihm ein Prozess gewesen sei, und über das er sagt: "Ich hab’ festgestellt, dass ich eine Zeit lang viel zu wenig über Frauen nachgedacht habe. Frauen waren halt Frauen, aber dass sie in unserem Beruf ganz wichtige Funktionen übernehmen können und besser sind als Männer, habe ich erst Learning-by-Doing gemacht."

Mit Michelle Hunziker spricht Elstner über den Stellenwert der Familie, mit Jan Böhmermann über Nachwuchsförderung, mit Thomas Gottschalk über die Vergangenheit und mit Jean-Claude Juncker über die Zukunft. Dabei kommt ein Porträt heraus, das Frank Elstner als einen Menschenfreund zeigt, der schon immer und auch noch mit 80 Jahren neugierig auf Menschen und aufs Leben ist und für den die Zukunft wichtiger ist als die Vergangenheit.

Und wahrscheinlich gerade wegen dieser Liebe zum Leben wird dieser Blick nach vorne von Angst getrübt, wie Elstner Jean-Claude Juncker zum Schluss verrät: "Ich habe Angst vor der gesamten rechten Szene. Ich habe Angst vor zu vielen Impfgegnern, ich habe Angst vor dem, was mit unserem Klima passiert. Ich habe so viele Gegenden gesehen, wo ich gesehen habe, was passieren kann, wenn man Tieren zum Beispiel den Lebensraum nimmt. Je älter ich werde, desto mehr Angst habe ich um das, was uns noch erhalten bleibt."

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