Helene Fischer hat am Samstag, 20. August, das größte Konzert ihrer Karriere in München gegeben: 130.000 Fans haben der 38-Jährigen auf dem Messegelände in Riem zugejubelt - trotz Dauerregens und Überschwemmungen. Der Schlager-Star gab eine spektakuläre Show zum Besten und hatte sogar einen Überraschungsgast dabei: ihren ehemaligen Lebensgefährten Florian Silbereisen. Der outete sich direkt.

Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht von Patricia Kämpf dar. Informieren Sie sich, wie unsere Redaktion mit Meinungen in Texten umgeht.

Auf dem Helene-Fischer-Planeten ist es am Samstag nass. Es regnet und regnet, zwischendurch gesellen sich Blitz und Donner dazu, auf dem Konzert-Gelände ist Land unter, weiße Schuhe sind nicht mehr vorhanden. Trockene Klamotten schon lange nicht mehr.

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Nach den beinahe tropischen Temperaturen der vergangenen Wochen schüttet es ausgerechnet am Tag des einzigen Helene-Fischer-Konzertes in diesem Jahr fast dauernd. Die hartgesottenen Fans sind trotzdem schon seit 12:00 Uhr mittags auf dem Gelände im Münchner Stadtteil Riem, harren acht Stunden bis Konzertbeginn aus, viele gehüllt in Regenponchos in durchsichtig, quietsch-orange oder mit FC-Bayern-Logo. Manche haben sich auch Müllsäcke um die Hüften geschnürt.

Starkregen passt eigentlich nicht auf den Helene-Fischer-Planeten, denn in ihrem Universum wird nichts dem Zufall überlassen, alles ist geplant und durchgetaktet und perfekt. Ein Helene-Fischer-Konzert als eigenes Universum zu bezeichnen, ist mitnichten übertrieben. Schon die Bühne ist an Superlativen kaum zu überbieten: 150 Meter breit, 30 Meter hoch, 1.000 Tonnen schwer, 350 Kilometer Kabel wurden verlegt. Das ist in etwa die Strecke von München nach Freiburg. Aber was sind schon 350 Kilometer bei Helene Fischer? Mit ihr geht es gleich zum Mars. "Vamos a Marte", auf geht’s zum Mars, singt die 38-Jährige. Und 130.000 Fans machen sich bereit. 130.000 Menschen leben übrigens ungefähr in Ingolstadt.

Es ist das größte Konzert in Fischers bisheriger Karriere. Und das erste nach einer längeren Pause. Während sie sich an Seilen festschnallen lässt, reißt der Himmel auf und die Sonne geht spektakulär unter. An den Seilen schwebt sie von der Hauptbühne über die Köpfe der Männer und Frauen und Kinder allen Alters hinweg auf einen kleinen Steg, der durch die Menge führt. Der orange-gelb-rote Himmel umhüllt sie, auf der anderen Seite hat sich ein Regenbogen vor die Wolken geschoben. Würde Fischer einfach ohne Seil zurückschweben auf die Hauptbühne, einfach selbst fliegen, es würde niemanden wundern.

Helene Fischer in München: Atemlos ist sie keine Sekunde

Die 38-Jährige liefert eine überwältigende Show. Sie singt und tanzt zweieinhalb Stunden beinahe ohne Unterlass, meistens singt und tanzt sie sogar gleichzeitig. Atemlos ist sie nicht eine Sekunde. Emotional schon. Immer wieder wendet sie sich an ihre Fans. "Das haben wir alle so vermisst", sagt Fischer und meint damit die vergangenen Pandemie-Jahre, in denen Konzerte wie dieses nicht möglich gewesen sind. "Ich habe die Zeit genutzt, um Songs zu schreiben", erzählt sie, singt an diesem Abend viele Lieder ihrer neuen Platte "Rausch". "Und ich bin Mama geworden." Die Menge jubelt. Privater wird es nicht.

Immer wieder fragt Helene Fischer, ob die 130.000 Fans bereit sind, spricht sie mit "Ihr Lieben" an. Überhaupt spricht sie viel von Liebe und von Gefühlen. Nur einmal, da bricht sie aus, verlässt kurz den Helene-Fischer-Planeten und kommt auf dem Boden der Tatsachen an. "Eigentlich äußere ich mich nicht politisch", sagt sie. Normalerweise verarbeite sie ihre Gedanken und Gefühle in ihren Liedern, die dann "Achterbahn", "Herzbeben" und "Ich will immer wieder... dieses Fieber spür'n" heißen. Doch "Wann wachen wir auf" klingt anders als ihre bekannten Lieder. Fischer spricht von Corona und vom "unerklärlichen Krieg" in der Ukraine, von den Zeiten, die gerade nicht einfach sind. Umso wichtiger seien Abende wie dieser, um das Leben zu feiern. Viele Menschen sind von weit angereist, um Fischer beim größten Konzert ihrer Karriere zu erleben.

Größtes Konzert bedeutet auch, dass nicht jeder Fan einen guten Platz haben kann. 30.000 sitzen auf fünf Tribünen, manche so weit außen, dass sie von der Hauptbühne nicht mehr viel sehen können. Helene Fischer, ihre Band, ihre Tänzerinnen und Tänzer werden deswegen auf überlebensgroße Leinwände übertragen, damit auch die Tribünen-Fans miterleben können, wie sie sich viermal umzieht und perfekte Choreographien mit ihren Tänzerinnen und Tänzern abliefert.

Florian Silbereisen outet sich als riesengroßer Helene-Fan

Die Frisur sitzt auch nach stundenlangem Regen tadellos. Helene Fischer strahlt immer wieder in die Menge, scheint sichtlich gerührt und wer genau hinschaut, kann auf den Leinwänden erkennen, dass die 38-Jährige immer mal wieder Tränen in den Augen hat. Und wer noch genauer hinschaut, erkennt an ihrer Kette ein kleines "T" und ein kleines "N".

Auch Florian Silbereisen ist da. Er kommt noch vor Helene Fischer auf die Bühne, moderiert seine ehemalige Lebensgefährtin an. "Wir sind alle klitschnass, aber das ist scheißegal", sagt er. "Hinter der Bühne steht sie, die unglaubliche Helene. Sie ist heiß und genauso nass wie wir alle". Gänsehaut-Moment in München, bevor sich Silbereisen als riesengroßer Helene-Fan outet und den anderen 129.999 Fischer-Anhängerinnen und -Anhängern verspricht: "Wir werden heute den geilsten Abend erleben, den es in München jemals gegeben hat." Zweieinhalb bis drei Stunden werde der dauern, "solange wir wollen". Ganz so viel Mitspracherecht haben die Fans dann aber doch nicht. Der Abend geht um 22:30 Uhr zu Ende, nach "Atemlos" und "Luftballon", pünktlich auf die Minute, nach Plan. Perfekt eben, so wie alles auf dem Helene-Fischer-Planeten.

Wenn Sie Helene Fischers Auftritt verpasst haben: Kein Problem! Das ZDF zeigt "Helene Fischer – Wenn alles durchdreht", das Konzert aus München, von 21:45 bis 23 Uhr am Samstag, 1. Oktober.

Diese Konzertkritik wurde erstmals nach dem Helene-Fischer-Konzert am 21. August 2022 veröffentlicht.

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