• Am Dienstag, 21. Februar, startet die Nordische Ski-WM.
  • Katharina Althaus ist die größte Medaillenhoffnung bei den Skispringern.
  • Im Interview spricht sie über die WM, die Zuschauer und ihre Nervosität.
Ein Interview

Frau Althaus, Sie haben in dieser Saison dreimal auf heimischen Schanzen gewonnen: in Willingen, Titisee-Neustadt und Hinterzarten. Springt es sich daheim am besten?

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Ich habe auch auf anderen Schanzen gezeigt, was ich kann, aber daheim ist es immer besonders. Vor so vielen Zuschauern wie zum Beispiel in Willingen macht es noch mehr Spaß.

Welchen Einfluss haben die Zuschauer auf Ihre Sprünge?

Sie beflügeln mich. Wenn ich oben auf dem Balken sitze und höre, wie die Zuschauer mich anfeuern, gibt mir das einen zusätzlichen Push.

Althaus wünscht sich mehr Mixed-Wettbewerbe

Sie haben mal gesagt, dass Sie sich mehr Mixed-Wettbewerbe und Events mit Frauen und Männern wünschen. Auch, weil dort mehr Zuschauer sind?

Zu Männer-Events kommen immer noch mehr Leute als zu reinen Frauen-Wettbewerben. Für uns macht es natürlich mehr Spaß, als wenn nur hundert Leute unten stehen.

Sie sind auf Platz zwei in der Weltcup-Gesamtwertung. Welche Fehler machen Sie heute nicht mehr, die Sie früher gemacht haben?

Ich lasse mich nicht mehr so leicht ablenken, wenn die Bedingungen schwierig sind, sondern konzentriere mich mehr auf mich. Früher war ich oft sehr nervös und habe das als etwas Schlechtes empfunden. Damit kann ich inzwischen viel besser umgehen, auch, weil ich auf den Weltcup-Schanzen ein paar Mal öfter war.

Wie gehen Sie heute mit Nervosität um?

Ich bin immer noch nervös, aber ich freue mich inzwischen mehr darüber, weil es dadurch gut werden kann. Ich gehe alles im Kopf durch, versuche nicht nach rechts oder links zu schauen, sondern nur auf mich.

Ihr Kollege Markus Eisenbichler hat nach Ihrem letzten Sieg angemerkt: ‚Der kleine Zwerg, der macht das schon!‘. Haben Sie ihm geantwortet?

Nein, habe ich nicht persönlich (lacht). So viel größer als ich ist er auch nicht. Und eigentlich macht die Größe auch gar nicht viel aus, sondern das Gesamtpaket. Ich bin recht athletisch. Die Fehler, die ich an der Kante mache, wirken sich nicht so schlimm aus wie bei großen Athleten. Das Gesamtgewicht ist bei mir auch geringer.

Wie sieht Ihr Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen aus dem Skisprung-Team aus?

Man tauscht sich sportlich und privat aus. Die männlichen Kollegen hatten die Wettkämpfe zuletzt oft nach uns und haben dann nach den Bedingungen, der Spur, der Landung gefragt. Viele Tipps kann ich aber nicht geben. Sie wissen schon, was sie machen müssen.

Althaus aktuell Weltcup-Zweite

Dabei machen Sie gerade allen vor, wie es geht. Sie sind Zweite im Gesamtweltcup. Was fehlt noch bis zur Spitze?

Ich freue mich über jeden Punkt, den ich habe. Wenn ich konstant abliefere, kann ich ganz vorne mitspielen. Ich kann nur das machen, was in meiner Macht steht. Natürlich weiß ich, dass jetzt auch die WM startet. Ich versuche wirklich, von Tag zu Tag zu schauen und in jedem Wettkampf hundert Prozent zu geben.

Ihre direkten Konkurrentinnen waren in den vergangenen Jahren immer andere. Wen nehmen Sie als besonders große Konkurrenz wahr?

Einige haben das Potenzial, oben reinzuspringen. Ich glaube, das Feld an Springerinnen, die gewinnen können, wird größer. Aus jeder Nation, aus Österreich, Norwegen, Slowenien, sind Springerinnen dabei, die auf dem Podest stehen. Eva Pinkelnigs Entwicklung wird spannend, sie führt den Weltcup gerade an. Mit Marita Kramer und Sara Takanashi muss man auch immer rechnen. Viele können um eine Medaille kämpfen. Das macht es spannender und cooler anzuschauen.

Der Skisprung-Rennleiter Sandro Pertile schlug kürzlich vor, Skispringen mehr wie die Formel 1 aufzubauen, daraus eine globale Sportart machen. Eine gute Idee?

Ich würde mich freuen, wenn wir mehr Wettkämpfe auf der ganzen Welt hätten, zum Beispiel in den USA oder Kanada. Ich war noch nie in Amerika, von daher würde ich dazu nicht Nein sagen. Das hätte den Vorteil, dass dort die Schneesicherheit schon gegeben wäre, wenn wir sie Mitte November noch nicht haben.

Die Perspektive des Klimaschutzes

Aus Perspektive des Klimaschutzes wird gefordert, den Weltcup später zu starten, um sicher Schnee zu haben. Andere fordern, in anderen Regionen der Welt zu starten. Welche Maßnahmen sehen Sie, um dem Sport gerecht werden zu können?

Man müsste von Winter zu Winter schauen, wie die Verhältnisse sind. Wir Springer haben das Glück, dass wir keinen Schnee brauchen und notfalls auf Matten springen können. Diesen Vorteil haben wir gegenüber anderen Wintersportlern.

Ist bei einem Sprung auf eine Matte denn tatsächlich alles gleich gegenüber einer Landung auf Schnee?

Der Sprung ist gleich. Er fühlt sich auch genau gleich an - bis auf die Landung. Und es schaut ein bisschen komisch aus, wenn alles grün ist. Wenn es kalt ist und Schnee hat, macht es doch ein bisschen mehr Spaß. Aber wenn die Winter schlechter werden, muss das die Alternative sein.

Wie wollen Sie sich für diese Spitzensaison am Ende belohnen, die es ja jetzt schon ist?

Ich hoffe, dass ich bis dahin meinen Weitenrekord erhöhen konnte und ihn dann feiern kann. Alles Weitere ergibt sich.

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