Carlos Alcaraz war eine Nummer zu groß: Alexander Zverev ist bei den US Open gegen den Weltranglistenersten ausgeschieden.

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Die Strapazen der vergangenen Tage standen Zverev ins Gesicht geschrieben, als er Carlos Alcaraz am Netz gratulierte. Der Kampfgeist, der ihn ins Viertelfinale der US Open getragen hatte, war erloschen, sein Körper forderte Tribut, sein Gegner erwies sich als übermächtig. Nach zweieinhalb Stunden war das Aus besiegelt. Offensichtlich angeschlagen verließ Zverev nach dem 3:6, 2:6, 4:6 die größte Tennisbühne der Welt.

Vor dem dritten Satz hatte sich der Olympiasieger aus Hamburg in den Katakomben des Arthur-Ashe-Stadions behandeln lassen. Zverev zeigte an: Der linke Oberschenkel zwickt. Das dramatische Achtelfinale gegen Jannik Sinner (Italien), das zwei Tage zuvor erst tief in der Nacht beendet war, hatte deutliche Spuren hinterlassen. Derart gehandicapt konnte er Alcaraz nicht gefährden und muss weiter auf seinen ersten Grand-Slam-Titel warten.

Im zweiten Satz habe er sich eine Blessur des Oberschenkels zugezogen, berichtete der 26 Jahre alte Hamburger später. "Ich habe da eine Beule. Normalerweise wenn du eine Beule hast, deutet es darauf hin, dass du einen Riss hast."

US Open: Alcaraz im Halbfinale gegen Medwedew

Der Spanier bleibt dagegen auf Kurs Titelverteidigung und trifft nun auf den früheren Turniersieger Daniil Medwedew, der im russischen Duell gegen Andrej Rublew ebenfalls klar in drei Sätzen gewann. Das zweite Halbfinale in New York bestreiten Novak Djokovic (Serbien) und US-Youngster Ben Shelton.

Zverev muss sich damit trösten, eines seiner großen Saisonziele nach der schweren Knöchelverletzung im Sommer 2022 erreicht zu haben: Der 26-Jährige kehrt am Montag unter die Top 10 der Tenniswelt zurück, in Flushing Meadows sammelte er zudem wichtige Punkte für die Qualifikation zum ATP-Saisonfinale in Turin. Für sein zweites Grand-Slam-Halbfinale des Jahres oder gar für sein zweites Majorfinale nach den US Open 2020 reichte es jedoch nicht.

Dafür waren die Voraussetzungen allerdings auch äußerst ungünstig. Fast fünf Stunden hatte sich Zverev gegen Sinner gequält, fast sechs Stunden stand er bis zum Viertelfinale länger auf dem Court als Alcaraz, und dennoch war Zverev angriffslustig. "Ja, isses, danke", antwortete er auf die Frage, ob nach dem Kraftakt gegen Sinner noch etwas möglich sei gegen den Weltranglistenersten und Wimbledonsieger. Er werde "bereit sein", kündigte Zverev an.

Am Dienstag verzichtete er auf das Training auf der Anlage in Queens, und der freie Tag schien ihm zunächst geholfen zu haben. Während Alcaraz (20) fahrig Vorhände verschlug, wirkte Zverev zielstrebig, fokussiert und kam bei extrem belastender Luftfeuchtigkeit zu den ersten Breakbällen der Partie. Doch eine Rückhand landete im Netz, eine im Aus - und Alcaraz übernahm die Kontrolle. Nicht immer brillant, aber das war an diesem Abend auch nicht notwendig.

Im zweiten Satz zuckte Zverev erstmals ratlos mit den Schultern, schlich an der Grundlinie entlang und blickte hilfesuchend in seine Box zu Vater Alexander senior. Der rief auf russisch: "Dawei, dawei!" Weiter, weiter! Und Zverev folgte. Zu mehr als einem Aufbäumen war er aber nicht mehr in der Lage. (sid/mbo)

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