• Das Fünfkampf-Drama um Annika Schleu und ihr zugelostes Pferd hat Folgen.
  • Nach dem DOSB geht auch der Weltverband gegen Bundestrainerin Kim Raisner vor, deren Verhalten Fragen aufgeworfen hatte.
  • Raisner wird von Olympia 2021 ausgeschlossen.

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Das Olympia-Drama im Modernen Fünfkampf um Annika Schleu hat zu ersten Konsequenzen geführt. Bundestrainerin Kim Raisner wurde vom Rest der Olympischen Spiele ausgeschlossen.

Durch ihre lautstarken Aufforderungen, das Pferd mit Schlägen ruhig zu stellen, war Raisner stark in die Kritik geraten. Zudem habe die Trainerin das Schleu zugeloste Pferd, das im Parcours verweigerte, anscheinend mit der Faust geschlagen, begründete der Dachverband für Modernen Fünfkampf (UIPM) den Beschluss. "Ihr Verhalten wurde als Verstoß gegen die UIPM-Wettkampfregeln gewertet", teilte der Verband am Samstag mit.

"Hau mal richtig drauf": Heftige Kritik an Fünfkampf-Bundestrainerin Raisner

Zuvor hatte DOSB-Präsident Alfons Hörmann bei einer Pressekonferenz bereits verkündet, dass Raisner beim Männer-Wettbewerb am Samstag "weder am Parcours noch am Abreiteplatz eine Funktion" habe. Die Entscheidung sei einvernehmlich nach einer Besprechung mit Schleu, Raisner und Susanne Wiedemann, Sportdirektorin des Deutschen Verbands für Modernen Fünfkampf (DVMF), getroffen worden. Dies sei die "beste Lösung", um keine "weiteren Fragezeichen" rund um die Trainerin aufkommen zu lassen.

"Hau mal richtig drauf! Hau drauf!", hatte Raisner - im Fernsehen deutlich hörbar - Schleu zugerufen, als deren Leih-Pferd Saint Boy mehrfach verweigerte. Die sichtlich überforderte Athletin hatte daraufhin verzweifelt mit der Gerte auf das verunsicherte und verängstigte Pferd eingeschlagen. Danach gab es heftige Kritik an der Sportlerin und an Bundestrainerin Raisner.

Tokio 2020 - Moderner Fünfkampf
Immer wieder verweigerte das Pferd Saint Boy von Annika Schleu den Sprung. © dpa / Marijan Murat/dpa

Bis zum Springreiten am Freitag war der Gewinn der Goldmedaille für Schleu greifbar nah gewesen. Durch den misslungenen Ritt rutschte die Berlinerin auf den aussichtslosen 31. Platz ab.

Schöneborn: "Kann die Sätze nicht nachvollziehen"

Peking-Olympiasiegerin Lena Schöneborn reagierte irritiert auf die Aussagen der Bundestrainerin. "Ich kann die Sätze nicht nachvollziehen", sagte sie der "Bild". Die emotionale Anspannung sei massiv, aber das sei keine Entschuldigung, so die Fünfkämpferin, die 2008 Gold geholt hatte.

Die Vereinigung "Athleten Deutschland" sicherte Schleu Unterstützung zu. "Die Anfeindungen und der teils offene Hass, der ihr seit dem gestrigen Reit-Wettkampf in den sozialen Netzwerken entgegenschlägt, ist inakzeptabel und aufs Schärfste zu verurteilen", teilte die Organisation am Samstag mit.

DVMF fordert ein Anpassung des Reitreglements

Der DVMF forderte eine Anpassung des Reitreglements. "Entsprechende Änderungen wurden bereits erarbeitet und dem Weltverband (UIPM) vorgeschlagen", teilte der Verband mit. Schöneborn sieht ebenfalls mögliche Stellschrauben im Regelwerk. "Eine Möglichkeit wäre es, den Fünfkämpfern bereits einen Tag vorher die Pferde zuzulosen", sagte die 35-Jährige in der ARD.

Dieser Schritt würde viel verändern. "In dieser Situation waren wir bisher noch nicht, so drastisch ist uns noch nicht vor Augen geführt worden, dass es tatsächlich ein Fehler im Reglement ist." Die aktuellen Wettkampfbestimmungen erlauben den Sportlerinnen vor dem Ritt nur 20 Minuten, um sich mit dem zugelosten Pferd vertraut zu machen.

Der deutsche Weltverbandspräsident der Modernen Fünfkämpfer, Klaus Schormann, wehrte sich gegen Kritik, dass die Pferde nicht optimal präpariert gewesen seien. "Die Pferde sind absolut exzellent", sagte der 75-Jährige. Man habe die Pferde getestet. "Es gibt keine Grundlage für die Sportler, sich zu beschweren." Es habe nur an ihnen selbst gelegen, wenn sie in einigen Teilen des Wettbewerbs nicht erfolgreich gewesen seien, sagte Schormann.

Der DVMF will sich nun Zeit nehmen, um die Geschehnisse aufzuarbeiten. Allerdings wehrt sich der Spitzenverband entschieden dagegen, dass eine Sportlerin persönlich beschimpft und beleidigt werde. Der Verband wünscht sich "eine konstruktiv-sachliche Debatte rund um den Modernen Fünfkampf", hieß es in der Mitteilung. (dpa/mbo)

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