Thomas Bach hat sich gegen die nach eigener Aussage "bedauerliche" Kritik an dem umstrittenen IOC-Beschluss in der Russland-Frage gewehrt. Der Präsident deutete an, dass die endgültige Entscheidung über die Rückkehr von russischen und belarussischen Sportlern zu den Olympischen Spielen nicht während dieses Sommers fallen werde.

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Präsident Thomas Bach hat sich gegen die scharfe Kritik etlicher Regierungsvertreter – "vor allem aus Europa" – nach dem umstrittenen IOC-Beschluss in der Russland-Frage gewehrt. Es sei "bedauerlich, dass einige Regierungen weder die Mehrheit in der Olympischen Bewegung respektieren, noch die Autonomie des Sports anerkennen, die sie sonst loben und von anderen Ländern in zahllosen Reden, UN-Resolutionen und EU-Erklärungen verlangen", sagte Bach am Donnerstag.

Bach behauptete, dass "die Interventionen der Regierungen die Einheit der Olympischen Bewegung sogar noch gestärkt" hätte. Er betonte seinen Standpunkt, dass keine Regierung über den Start der Sportlerinnen und Sportler "aus politischen Gründen" entscheiden dürfe. Das wäre "das Ende des Weltsports, wie wir ihn kennen", sagte Bach zum Abschluss der dreitägigen Sitzung seiner Exekutive in Lausanne.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte die IOC-Entscheidung, den Weltverbänden die Wiederzulassung russischer und belarussischer Sportler unter Bedingungen zu empfehlen, als "Schlag ins Gesicht der ukrainischen Athletinnen und Athleten" bezeichnet.

Polens Außenminister Piotr Wawrzyk sagte: "Es ist ein Tag der Schande für das IOC." Auch zahlreiche Athletinnen und Athleten, darunter die deutschen Olympiasieger Malaika Mihambo (Leichtathletik) und Florian Wellbrock (Schwimmen), kritisieren die IOC-Entscheidung.

Entscheidung fällt nicht mehr während des kommenden Sommers

Zu den vom IOC genannten Kriterien zur Wahrung der Neutralität von Russen und Belarussen bei Wettkämpfen sind die Flaggen und Hymnen der beiden Länder verboten. Zudem soll unter anderen ihre Wettkampfkleidung entweder komplett weiß oder in einer anderen einzelnen Farbe gestaltet sein. Teamlogos sind Russen und Belarussen ebenso untersagt wie nationale Symbole. Sportler mit Verbindung zu Militär und Sicherheitsorganen sowie Mannschaften bleiben ausgesperrt.

Die Entscheidung über den Start russischer und belarussischer Athleten an den Olympischen Spielen 2024 in Paris, der in der alleinigen Verantwortung des IOC liegt, hatte Bach auf einen "geeigneten" Zeitpunkt vertagt. Er stellte am Donnerstag klar, dass der endgültige Beschluss nicht im Sommer, ein Jahr vor der Eröffnungsfeier fallen werde, wenn das IOC die Einladungen verteile. "Wir wollen beobachten, wie unsere Empfehlungen umgesetzt werden", sagte Bach.

Nach der Regel 44.1 der Olympischen Charta ist vorgeschrieben, dass das IOC ein Jahr vor Eröffnung der Olympischen Spiele Einladungen an die Nationalen Olympischen Komitees versenden muss. Dies wäre der 26. Juli 2023. (SID/dpa/lh)

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